Katakomben von Paris – Das düstere Geheimnis der französischen Hauptstadt

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Die Touren durch den Londoner Untergrund gehören schon seit Jahren zur Grundausstattung eines jeden Reiseanbieters, und auch in Berlin, zieht es immer mehr Besucher unter die Erde. Für die mysteriösen Katakomben von Paris aber scheint sich derweil kaum jemand zu interessieren. Dabei verbirgt sich nur knapp 20 m unter der französischen Hauptstadt eines der wohl schaurig-schönsten Geheimnisse Europas.

Mehrere hundert Jahre des unterirdischen Steinabbaus hinterließen ein Stollennetz von fast 300 km. Nur ein Bruchteil der Tunnel und Schächte allerdings ist heute als „Katakomben von Paris“ bekannt und Besuchern als Museum zugänglich. Doch genau dieser Teil verzaubert seit mehr als 200 Jahren als mysteriöses Schattenreich und hat bis heute kaum etwas von seiner Anziehungskraft eingebüßt.

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Willkommen im Reich des Todes

Als das Wachstum der Pariser Bevölkerung im 18. Jahrhundert plötzlich rapide anstieg, blieben Seuchen und Hungersnöte nicht aus. Jeder Tag verlangte neue Opfer und es dauerte nicht lange, bis die Friedhöfe der französischen Hauptstadt restlos überfüllt waren. Um weiteren Epidemien vorzubeugen, musste sich die Regierung etwas einfallen lassen und erinnerte sich plötzlich an die seit langem in Vergessenheit geratenen Steinbrüche unter ihren Füßen. „Da könnte man doch ganz leicht eine Art unterirdischen Friedhof anlegen,“ muss wohl jemand laut gedacht haben, denn ab 1785 begann man in den Pariser Katakomben die Gebeine von etwa 6 Millionen Hauptstadtbewohnern zu schichten.

Nachdem das unordentliche Aufeinanderstapeln der menschlichen Überreste dann doch irgendwann irgendjemandem barbarisch erschienen sein muss, erhielten die Totengräber den Auftrag, doch bitte etwas formvollendeter vorzugehen. Heraus kamen heutzutage leicht makaber erscheinende Dekorationsversuche, die den Besuch der Pariser Katakomben allerdings nur noch spannender machen.

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Amour und französische Kunstfertigkeit tief unter der Erde

Ob die in Form eines Herzens angeordneten Schädel, oder der von einem knöchernen Halbkreis eingerahmte Altar; die besten Geisterbahnbauer hätten es sich nicht schauriger erträumen können. Während man den knapp 2 km langen Gang voller Ehrfurcht entlangwandert, scheint man ständig darauf gefasst, plötzlich von vermummten Gestalten überrumpelt und als Opfergabe verarbeitet zu werden.

Dabei erleben wir eigentlich nur die Soft Variante des echten, authentischen Katakombenbesuchs. Während heute fast jede Ecke hell ausgeleuchtet ist, herrschte bei der Einweihung der Pariser Katakomben als Touristenattraktion noch vollständige Finsternis. Traute man sich Anfang des 19. Jahrhunderts hierher, musste man sich den Weg ausschließlich mithilfe einer Holzfackel bahnen.

Heute aber erinnern nur noch schwarze Rußstreifen an der Decke an die Zeiten, als der Besuch der Pariser Katakomben noch eine Art Aufnahmeritus für echte Romantiker darstellte. Und mich daran, dass ich wohl doch eher ein Kind der Aufklärung bin…