Mount Rushmore – Vier Präsidenten und zwei sprachlose Reiseblogger

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Nachdem wir bereits 2.000 km Umweg in Kauf genommen hatten, um dem ältesten Nationalpark der Welt einen Besuch abzustatten, konnten uns 700 weitere bis zum Mount Rushmore auch nicht mehr abschrecken. Wenn wir schon mal in der Nähe waren – in US Größen gemessen wohlgemerkt -, wollten wir uns das berühmte National Monument auf keinen Fall entgehen lassen.

Mt Rushmore – Geliebtes Nationalsymbol und internationaler Exportschlager

Wer kennt sie nicht, die Ehrfurcht gebietenden Fotos der vier in weißen Stein gemeißelten Präsidenten, die einem auf jeder USA Reisewebsite teure Pauschalreisen aufzwingen wollen? Ist man aber erst in den Staaten, sind die vier netten Jungs aus South Dakota nicht mehr wegzudenken.

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Und so wollten wir es uns nach 10 Monaten USA nicht nehmen lassen, der Amerikaner liebsten Präsidenten einen persönlichen Besuch abzustatten. Dass diese jedoch nicht mutterseelenallein irgendwo in den Weiten der Great Plains rumstehen und ungeduldig auf unsere lang ersehnte Ankunft warten, sondern noch eine Welt um den Mount Rushmore drum rum besteht – wir hätten es uns nicht träumen lassen.

Vier nette Jungs und eine Horde freiheitsliebender Amerikaner

Wer denkt, sich mit George, Thomas, Theodore und Abraham zu einem netten Kaffeekränzchen im intimen Kreis verabreden zu können, hat die Rechnung ohne die Vermarktungsstrategien der US Regierung gemacht. Die Amis wissen nun mal, wie sie ihre Freiheitssymbole an den Mann bringen und garantiert einen tiefen Eindruck hinterlassen. Ob es sich dabei nun um einen freiheitsliebenden Republikaner oder einen nichtsahnenden Besucher aus Übersee handelt, ist erst einmal Nebensache.

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Schon bei der Ankunft sieht sich jeder Besucher vor die gleiche knifflige Entscheidung gestellt: Stelle ich mein Auto jetzt auf dem Washington oder doch lieber auf dem Lincoln Parking ab? Hat er diese erste Hürde erfolgreich genommen, führt der obligatorische Gang erst einmal in den Gift Shop. Doch auch wer diesem lebend und ohne peinliche Andenken entkommt, ist noch längst nicht am Ziel. Bevor er die Grand View Terrace erreicht und sich ganz der Bewunderung des Mannes hingeben darf, dem die Hauptaussichtsplattform ihren geistreichen Namen zu verdanken hat, stehen noch 50 Bundesstaaten Flaggen zur Identifikation bereit.

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Hat man endlich freie Sicht auf den Mount Rushmore und fühlt sich als hielte man den Heiligen Gral selbst in Händen, gilt es, den Platz an der Sonne mit allen Mitteln zu verteidigen. Wer das perfekte Selfie schießen möchte, muss dabei auch schon mal zu härteren Bandagen greifen und den ein oder anderen Herren mit Adler auf der Brust aus dem Weg räumen. Wer allerdings weniger auf Gewalt steht und die netten Ex-Präsidenten ganz aus der Nähe sehen, bzw. schnell mal überprüfen möchte, ob sie sich denn auch alle brav die Nase geputzt haben, für den steht der mehrere hundert Meter lange (!) Presidential Trail – soviel zur fantasievollen Namensgebung – zur Erkundung bereit.

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Und sogar an die Mount Rushmore Gegner wurde gedacht! Um dem weit verbreiteten Vorwurf, das auf Indianergebiet errichtete Denkmal sei ein Symbol für die Vorherrschaft des Weißen Mannes, entgegenzuarbeiten, hat die Regierung irgendwo in der hintersten Ecke des Parkes ein eigenes Heritage Village für die drei hier ansässigen Indianerstämme angelegt. Wer bei soviel ehrlicher Nächstenliebe nicht in das Pro-USA-Lager überläuft, hat einfach kein Herz für die liebenswürdigen Staatenbewohner.