Pamukkale, Türkei – Bucketlist Item oder Touristenabzocke?

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Schneeweiße Kalksteinterrassen, türkisfarbenes Thermalwasser und ich mittendrin. So ungefähr hatte ich mir das Foto aus Pamukkale vorgestellt, mit dem ich die Insta-Welt nach unserer Türkei-Reise erobern würde. Doch dann kam alles anders.

Ja, man möchte es kaum glauben, aber die Traumbilder von Pamukkale in der Türkei, mit denen Google nicht nur das Internet, sondern auch die Bucketlisten dieser Welt überflutet, sind ein Fake! Oder aber mindestens so alt wie  Methusalem.

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Pamukkale, Türkei – oder: warum man sich einen Besuch sparen kann

Als wir Pamukkale in der Türkei vor knapp 2 Jahren besuchen, ist fast augenblicklich klar: Dies ist eher eine Touristenabzocke als eine wirkliche Sehenswürdigkeit. Zu Füßen des Baumwollschlosses: in die Jahre gekommene Bettenburgen und überteuerte Thermalbäder. Weiter oben: statt großer Wassermassen und Traumkulisse nur verstaubtes Grau und vereinzelte Rinnsale.

Während meine Eltern vor über 30 Jahren noch frei zwischen den Travertinen herumwandern durften, darf man diese heute fast ausschließlich aus der Ferne beobachten. Nur ein kleiner Teil von Pamukkale in der Türkei ist noch öffentlich zugänglich und wird mit Mühe am Leben gehalten. Das restliche Heilwasser fließt mittlerweile in private Pools und Badewannen.

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Und plötzlich stehen wir mittendrin. In einer der beeidruckensten Völkerwanderungen der Menschheitsgeschichte. Mit weit aufgesperrten Mündern und zitternden Knie sind wir damit beschäftigt, nicht auseinander gerissen zu werden, während eine Horde Selfie-Sticks tragender, bierbäuchiger Antalya-Urlauber an uns vorbeirast.

Da nur noch ein Bruchteil der Anlage als schnappschusswürdig empfunden wird, tummeln sich die meisten Iphone-Besitzer notgedrungen am südlichen Ende des traurigen Weltnaturerbes. Hat man diese Hürde überwunden, fällt das Atmen aber gleich leichter, die Sicht wird klarer, und die Enttäuschungswelle, welche uns bei ersten Anblick von Pamukkale überrollt hatte, schwappt langsam ins Meer zurück.

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Denn ein Gutes hat Pamukkale, Türkei dann doch: Hierapolis!

Hierapolis: das eigentliche Highlight in Pamukkale, Türkei

Lässt man die überfüllten Kalksteinterrassen von Pamukkale und die fast noch kitschigeren Bäder, in denen sich leicht übergewichtige Badenixen zwischen angeblich original römischen Säulenresten räkeln, erst einmal hinter sich, überrascht die im 1. und 2. Jahrhundert nach Christus als eine Art Kurort errichtetete Ruinenstadt mit gut erhaltenem Theater und säulengesäumter Hauptstraße.

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Und plötzlich ist es still. Totenstill.

Denn wer sich bis in die 1.200 Gräber fassende Nekropolis überhalb der berühmten Travertinen von Pamukkale wagt, steht nicht nur in einer der beeindruckendsten Ausgrabungsstätten der Türkei, sondern gleichzeitig in der größten Totenstadt Kleinasiens, und kann sich vor Fotomotiven kaum noch retten – auch wenn diese vielleicht nicht ganz dem Geschmack des Durchschnitt-Instagramers entsprechen.

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Hat man sich also erst einmal damit abgefunden, mit dem Erobern der Insta-Welt doch noch etwas warten zu müssen, ist Pamukkale ein nachmittagsfüllendes Ausflugsziel und dank Hierapolis am Ende dann doch ein absolutes Highlight jeder Türkei-Reise. Und wenn die Rettungsversuche, mit denen man damals bereits begonnen hatte, wirklich fruchten, können Besucher Pamukkale in der Türkei vielleicht doch irgendwann wieder in seiner vollen Pracht bewundern.