„Ich bin das Schaschlik“ – Zu Gast im Deutschen Currywurst Museum

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Eigentlich mögen wir ja gar keine Currywurst. Eigentlich fühlen wir uns ja mehr zum Döner hingezogen. Doch man will ja nicht als ignoranter und integrationsresistenter Ausländer abgestempelt werden. Da kommt das Angebot des Deutschen Currywurst Museums gerade recht. Nur knapp 200 m vom Checkpoint Charlie entfernt, erfährt der interessierte Besucher auf rund 1000 m2 alles, was es über des Deutschen liebste Bratwurst zu wissen gibt: Von der Entstehungsgeschichte, über die Herstellung, das Vorkommen in Film und Fernsehen, die Verbreitung in der Welt,  bis hin zum Imbissbudenknigge und anderen Curryositäten. Nichts bleibt dem Besucher erspart. Doch die Tatsache, dass wir ganze zwei Stunden in einem einzigen Raum verbracht haben, spricht wohl für sich: Das Currywurst Museum in Berlin Mitte darf auf keinen Fall fehlen auf der To-do-Liste des traditionsbewussten Hauptstadtbesuchers.

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Die ersten Annäherungversuche macht der Currywurst-Laie an der – wie alles in diesem Museum – leicht skurrilen und nicht wirklich ernst zu nehmenden Ketchup-Flaschen-Hörstation. Mit einer Tube der beliebten Tomatensauce am Ohr, lauscht er den Kulthits, die Herbert Grönemeyer und andere der berühmten Bratwurst gewidmet haben, und übt sich in der richtigen Bestellweise. Hier bleiben die Lachmuskeln garantiert nicht untrainiert.

Doch das Museum kann auch richtig lehrreich sein. Wusstet ihr beispielsweise schon, dass man nur in Australien und Südamerika auf Currywurst verzichten muss? Dass die Currywurst, der Legende nach, gar nicht in Berlin, sondern in Hamburg erfunden wurde? Oder was genau den Unterschied zwischen einer nativen und einer definitiven Imbissbude ausmacht? Man ist sich der eigenen Wissenslücken einfach nicht bewusst, ehe sie einem im Currywurst Museum vor Augen geführt werden. Und dann kann man nur noch den Kopf schütteln in Anbetracht der eigenen Ignoranz.

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berliner-currywurst-museumAber nicht nur der Intellekt wird im Deutschen Currywurst Museum auf den Prüfstand gestellt. Auch das Riechorgan muss sich in der Gewürzkammer beweisen. Zimt und Curry sollte man ja noch erkennen. Doch wie riecht eigentlich Kardamom? Und was gehört denn jetzt alles in eine waschechte Currywurst? Hier hatten sogar unser Weinkenner und seine riecherprobte Nase so ihre Schwierigkeiten, und konnten einer vollständigen Niederlage nur noch in allerletzter Sekunde ausweichen.

Wer aber mit seiner Nase nicht ganz so im Einklang ist, der kann dies bei der Zubereitung der Kultwurst schon wieder wettmachen. Hier kommt currywurst-museum-berlin-mittees nämlich nicht wirklich auf Können, sondern rein auf Schnelligkeit an. Wer jetzt denkt, sich dazu über einen qualmenden Grill beugen und aufpassen zu müssen, dass die eigenen Haare nicht im Bratfett landen, der ist noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen. Im Currywurst Museum macht sich niemand mehr die Hände schmutzig. Hier geht alles digital. Fein oder grob schneiden, richtig würzen, der Bildschirm lässt keine Fehler zu. Und Punkte gibt es am Ende auch noch. So habe ich es dann auch wirklich schwarz auf weiß: Nein, Laurens ist defintiv NICHT zum Currywurstbraten geboren!

Am Ende wird das Erlernte schließlich in die Praxis überführt. In einer originalgetreuen Currywurstbude darf sich jeder eine Schürze umbinden (auf eigene Gefahr hin, haben meine beiden Männer aber lieber darauf verzichtet), Gummipommes frittieren und die Wurstspezialitäten stilecht auf einem umweltfreundlichen Pappteller an den Mann bringen.

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Wer jetzt nicht Lust auf Currywurst bekommt, dem ist wahrscheinlich wirklich nicht mehr zu helfen. Alle anderen – ja, wir gehören auch zu den Bekehrten – können ihre Eintrittskarte am hauseigenen Currywurststand gegen eine gratis Kostprobe einlösen. Aber nur in echtem Imbissdeutsch versteht sich: Einmal ohne mit Schribbe, bidde!

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Deutsches Currywurst Museum Berlin
www.currywurstmuseum.com
Schützenstr. 70

10117 Berlin
Tel.: 030 88718647
info@currywurstmuseum.com

PS: Weil´s so schön war, und natürlich, um auch noch dem letzten Unbeugsamen die Currywurst schmackhaft zu machen, zum Abschluss noch ein kleiner Happen deutsches Kulturgut: