Estancia Puesto Viejo – vom einfachen Leben in Argentiniens Central Sierras
Echtes Farmleben oder moderne Luxusunterkunft? Wer die Wahl hat, hat die Qual!
Denkt man an Argentinien, denkt man unweigerlich an weite Steppen, freiheitsliebende Gauchos und riesige Rinderfarms. Kein Wunder also, dass der Besuch einer Estancia ganz oben auf unserer To-do-Liste stand. Doch das ist einfacher gesagt als getan. Zwar sind die Reiseführer voll mit Adressen von Gästehäusern, die mit dem Namen Estancia werben. In den meisten Fällen handelt es sich dabei jedoch um brachliegende Bauernhöfe, die über die Jahre von reichen Investoren in überteuerte Luxusunterkünfte umgewandelt wurden. Das echte Landleben sucht man hier vergeblich. Umso glücklicher waren wir, als uns zu Ohren kam, dass 
es irgendwo in den Tiefen der Central Sierras noch eine Ranch gibt, auf der der Tourismus nur eine untergeordnete Rolle spielt. Wer hier einzieht, teilt sich sein Bett schon mal mit acht-beinigen Mitbewohnern und verzichtet freiwillig auf warmes Wasser und hell erleuchtete Innenräume. Aber genau das war es, was wir erleben wollten, als wir uns für eine Nacht auf der Estancia Puesto Viejo entschieden.
Estancia Puesto Viejo – eine kleine Farm mit großer Geschichte
Klein war die Begeisterung, als wir merkten, dass sich die Estancia unserers Vertrauens unweit von Córdoba, und somit in unmittelbarer Nähe zur zweitgrößten Stadt des Landes befand. Das konnte ja nicht authentisch sein! Trotz allem wollten wir unseren Optimismus nicht verlieren. Und unsere Hartnäckigkeit sollte sich auszahlen. Als wir die Estancia nach anderthalb Stunden Schotterpiste erreichten (auf nicht vorhandene Wegweiser zurückzuführende Umwege und aus latentem Spritmangel 
resultierende kurzzeitliche Panikattacken nicht mit eingerechnet), wirkten die zwei kleinen Steingebäude des winzigen Gehöfts wie eine Oase der Zivilisation mitten im Niemandsland. Kein Wunder, dass Virginia, die Inhaberin von Puesto Viejo, sich augenblicklich in dieses unberührte Fleckchen Erde verliebte, als sie vor 13 Jahren, während eines mehrtägigen Reitausflugs hier Halt machte. „Damals,“ so Virginia, „war die Estancia nicht mehr als eine Ruine. Die Dächer waren eingestürzt, in den Zimmern hatten sich alle möglichen Untermieter eingenistet, und von Wasserzufuhr, geschweige denn Elektrizität brauchen wir gar nicht erst zu reden.“ Doch genau diese bemerkenswerte Authentizität war es, die Virginia dazu verleitete, den Ort zu ihrem neuen Zuhause zu erküren und eine Rinderzuchtfarm zu gründen. Selbst schlachten kann die Rinderwirtin allerdings bis heute nicht. „Dafür wachsen mir die Tiere einfach zu sehr ans Herz.“
Vom Glück des Entbehrens
Trotz harter Arbeit und tatkräftiger Unterstützung ihrer vier Söhne sollte es ganze 4 Jahre dauern, bis die Estancia Puesto Viejo wieder in ihrem früheren Glanz erstrahlte, und weitere 3 bis die ersten Tiere und Gäste einziehen durften. In Erinnerungen versunken, gesteht Virginia: „Kurz habe ich sogar daran gedacht, eine Luxusherberge zu eröffnen. Doch schnell habe ich den Gedanken wieder verworfen. Ich wollte die Realität zeigen. Obwohl die Realität eigentlich noch viel härter ist.“ Denn was ist schon ein Morgen ohne warme Dusche? Ein Nachmittag ohne Telefonanschluss? Ein Abend bei Kerzenschein? Oder gar ein ganzer Tag ohne Internet? Wenn man weiẞ, dass man das alles in ein paar Stunden wieder in Hülle und Fülle genieẞen kann. Für die Einwohner von Puesto Viejo handelt es sich dabei jedoch nicht um ein kurzes 
Abschalten vom Trubel der modernen Welt. Für sie ist das einfache, entbehrungsreiche Leben harter Alltag! Und das beeindruckende daran: diese Daseinsform wurde ihr nicht etwa durch finanzielle Engpässe oder anderweitige Schicksalsschläge aufgedrängt. Virginia hat sich aus freien Stücken für das Leben in und mit der Natur entschieden. „Und es gibt keinen einzigen Tag, an dem ich diese Entscheidung bereue!“, versichert sie.
Vom Leben in und mit der Natur
Auch wir waren beeindruckt, wie leicht ihr das Leben auf Puesto Viejo fällt, während sich bei uns schon nach wenigen Stunden die ersten Mangelerscheinungen bemerkbar machten. Auf Wanderwegen (manche würden eher von einer wilden Kletterpartie sprechen) führt sie die Besucher zu abgelegenen Wasserfällen, zeigt ihnen die Schönheit des Landes und lässt sie – egal ob auf 
Reitausflügen oder beim Erkunden von Heilpflanzen – eintauchen in die Geheimnisse der argentinischen Fauna und Flora. Und was sind schon die paar Unannehmlichkeiten, wenn man dafür die ganze Schönheit von Mutter Natur gleich vor der eigenen Haustür genieẞen kann? Da begibt man sich auch schon mal für mehrere Stunden auf Rohrüberprüfungstour, wenn plötzlich kein Wasser mehr fließt, oder sitzt bei Wind und Wetter auf dem einzigen Berg der Gegend, um mit Familie und Freunden zu skypen. Und läuft dann ausnahmsweise mal für ein paar Stunden alles glatt, kann man sicher sein, dass die 312 ha Land und über 200 freilaufenden Kühe die überschüssige Zeit schon irgendwie unter sich aufzuteilen wissen. Und dann gibt es ja da auch noch 5 Zimmer, die gereinigt, und bis zu 20 Touristen, die unterhalten werden wollen.
Am Ende bleibt also die Erkenntnis: Das Leben auf einer echten Estancia ist kein Ponyhof, doch die Erfahrung lohnt sich auf jeden Fall! Und wenn es auch nur ein einziger Tag ist!
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Estancia Puesto Viejo
www.estanciapuestoviejo.com
Paraje Rural Puesto Viejo
Candelaria Dpto. Cruz del Eje
Sierras de Córdoba
Argentina
Tel.: (+54) 93548566504
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