5 Dinge, die wir beim Backpacken in Vietnam gelernt haben

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Jetzt sollte es eigentlich jeder geschnallt haben: Wir sind Roadtripper! Doch bevor wir uns endgültig festlegen, wollten wir wenigstens einmal am eigenen Leib erfahren, was es heißt, mit dem Rucksack auf den Hüften durch die Gegend zu ziehen, und verstehen lernen, was diese Art des Reisens auf der ganzen Welt so beliebt macht. Aber ich kann euch jetzt schon sagen: Wir haben´s nicht geschnallt!

Wir haben beim Feilschen versagt, im Nachtzug kein Auge zubekommen, geschwitzt und uns über alle möglichen Einschränkungen beklagt, die sonst noch mit dem Backpacken verbunden sind. Und sind schlussendlich zur Erkenntnis gelangt: Wir sind definitiv keine Backpacker!

Welche 5 wichtigen Dinge wir sonst noch auf unserer dreiwöchigen Backpacking Tour durch Vietnam gelernt haben, erfahrt ihr jetzt:

Glaube nicht, im Sleeper Bus schlafen zu können!

Der Vietnamese liebt seine Historienfilme. Und seine Musikshows. Hauptsache laut, scheint die Devise. Und das überall und zu jeder Uhrzeit. Wer also glaubt, nach einer Nacht im Sleeper Bus frisch und munter im Zieltort einzutreffen, der hat sich definitiv geschnitten. Im Sleeper Bus kann man alles, nur nicht schlafen. Was natürlich irgendwie doof ist, wenn man sich die ganze Fahrt über im liegenden Zustand befindet.

Den Vietnamesen allerdings scheint dies alles nichts auszumachen. Ob sie nun im Halbschlaf mit einem Auge die anscheinend sehr lustigen Filmchen verfolgen oder in den für uns Europäer unbequemsten Positionen ihr Abendbrot zu sich nehmen – man kommt aus dem Staunen nicht raus und fühlt sich plötzlich auch mit 1.65 wie Gulliver auf Lilliput.

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„Very comfortable, like in plane“ ist kein Ausschlusskriterium für schabige Mitreisende!

Ohne Ausnahme empfehlen alle Reiseführer: Bei Nachtzügen unbedingt Soft Sleeper buchen! Natürlich waren wir bei unserem ersten Mal viel zu spät dran und konnten nicht mal mehr einen Hard Sleeper ergattern. Nachdem uns der nette Herr am Ticketschalter allerdings mit überzeugtem Lächeln versichert hatte, das Soft Seat Abteil käme der Ausstattung eines Langstreckenflugzeugs gleich, bezogen wir frohen Mutes Quartier.

Die Sitze waren durchgesessen und von den vielen Flecken, die die Polster wie ein fröhliches Muster durchzogen, ganz zu schweigen. Doch das alles konnte die Stimmung nicht trüben. Wir waren fest entschlossen, uns den vietnamesischen Gepflogenheiten anzupassen und keinen Laut der Enttäuschung von unseren Lippen entweichen zu lassen.

Bis, ja bis beim ersten Platznehmversuch ein schwarzer Schatten an meinen nackten Beinen vorbeihuschte. Natürlich verschwand dieser gleich wieder hinter dem Sitz und ließ sich die ganze Fahrt über nicht mehr blicken. Das mit dem Schlafen konnte ich mir jetzt aber endgültig abschminken.

Falls irgendwie möglich, bei Nachtzügen nicht die Hard Seats buchen!

Aller guten Dinge sind drei, dachten wir uns, und entschieden uns beim nächsten Mal für die Hard Seats. „Holzbänke“ – Das klang zumindest nach wenig Versteckmöglichkeiten für unerwünschte Passagiere. Und eigentlich sah das Ganze auch recht nett aus. Fast so wie bei uns. Also im Park, oder auf alten Holzachterbahnen, meine ich. Nur würden wir da wahrscheinlich keine elf Stunden am Stück verbringen.  Zumindest nicht freiwillig. Aber man war ja in Asien und die schienen das ja auch alle irgendwie hinzukriegen. Also wollten wir auch dieses Mal ohne Vorurteile an die Sache herangehen.

Sobald sich der Zug in Bewegung gesetzt hatte, begannen unsere Mitreisenden wie auf Kommando unter den Bänken Mülltüten auszubreiten. Die sind hier wohl sehr auf Hygiene bedacht, flüsterte uns unser naives Hirn zu und wir fühlten uns in der Überzeugung bestärkt, diesmal die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Doch natürlich konnten wir wieder mal falscher nicht liegen.

Nach und nach wurden die blauen und schwarzen Plastiktüten nämlich von ihren Inhabern besetzt, die sich gemütlich zwischen unseren Füßen zum Schlaf ausbreiteten. Als wären die harten Holzbänke noch nicht schlimm genug für unsere verwöhnten europäischen Rücken, mussten wir nun auch noch die Knie bis zum Kinn hochziehen und unser Gepäck irgendwie unter, hinter und neben unserem Gesäß verstauen. Dass die nette Dame von gegenüber meine Oberschenkel ungeniert als Fußableger nutzte, konnte da auch nicht mehr verwundern. Und wir können heute zumindest guten Gewissens behaupten, der einheimischen Bevölkerung näher gekommen zu sein als die meisten anderen Asientouristen.

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Die Haltestelle muss sich nicht am Zielort befinden!

„Can Tho! Alle aussteigen!“ ruft uns der Fahrer entgegen. Schnell raufen wir unser Hab und Gut zusammen und laufen barfuß auf die Straße. Während wir damit beschäftigt sind, unsere nackten Füße mit Schuhwerk zu bedecken,  machen sich bereits mehrere Personen an unserem Gepäck  zu schaffen.

„I take you!“ Wie? Wohin? Wir blicken um uns. Kein Busbahnhof weit und breit. Nur eine vereinsamte Straße und ein paar verlassene Lädchen. „Can Tho?“ fragen wir erstaunt. Irgendwie hatten wir uns das Touristen-Mekka am Mekong dann doch etwas anders vorgestellt. „Yes, yes! I take you!“

„How much?“ kommt unsere Antwort wie aus der Pistole geschossen. Mittlerweile hatten auch wir als Backpacking-Neulinge gerafft, dass man in Vietnam nichts umsonst bekommt. Und während wir weiter versuchten, uns mit dem Mopedfahrer zu einigen, verschwand unser Bus langsam am Horizont. Kurze Zeit später standen wir schließlich ganz allein in der Einöde. Die Geduld des netten Herrn hatte dann doch irgendwann ein Ende gefunden. Und so mussten wir entsetzt feststellen: Wir waren gestrandet. Und hatten keinen Schimmer wo!

Bei über 30 Grad zählt jedes Gramm!

8 kg? Das ist doch ein Klacks! Früher habe ich die täglich zur Schule geschleppt. Damit kann sogar ein Kleinkind unbeschwert mehrere Kilometer zurücklegen. Wie gesagt, wir waren Backpacking-Neulinge.

Wenn einem schon nach dem Duschen der Schweiß am ganzen Körper in Strömen herabrinnt und die Lunge in der feuchten Luft vergeblich nach ein paar Tröpfchen Sauerstoff sucht, wird jeder Schritt zur Qual und man fühlt sich schon mit dem Fotoapparat in der Hand nach kurzer Zeit wie ein voll geladener Packesel.

Wenn man dann auch noch die Orientierung verliert und nicht mal mehr weiß, in welche Richtung man die mühselige Fortbewegung des eigenen Körpers steuern soll, verpufft auch die stärkste Willenskraft zwangsläufig in der feuchten Luft. Wir gaben uns also geschlagen und nahmen ein Taxi. Und fühlten uns zum ersten Mal wieder richtig wohl in unserer Haut.

Dazu braucht es eben manchmal nur 4 Räder und einen Sitzplatz, der einem ganz alleine gehört.

Bock auf Backpacken in Vietnam? Wenn du jetzt deine Reise planst, schau dir unbedingt unseren Beitrag zur besten Vietnam-Reisezeit an.