Expertentipps für eure (& unsere) allererste Hüttenwanderung

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In 3 Tagen geht es los! Dann brechen wir zu unserer allerersten Mehrtageswanderung auf! Denn auch wenn wir seit mehreren Jahren große Wanderfans sind: Mehrere Tage hintereinander waren wir noch nie zu Fuß unterwegs. Dementsprechend groß war die Freude, als uns der Tourismusverband der Region Hall-Wattens für eine Hüttenwanderung nach Tirol einlud.

Nachdem die Route endlich feststand, gesellte sich zu der Freude allerdings ein eher ungutes Gefühl. Denn eigentlich hatten wir doch so gar keine Ahnung, auf was wir uns da eingelassen hatten. Eigentlich waren wir wieder mal so gar nicht vorbereitet. Das fing schon bei den einfachsten Dingen an: Was sollten wir einpacken? Was kann man getrost zuhause lassen? Wie viele Kilometer/Höhenmeter sind für Anfänger pro Tag machbar? Gibt es ein Maximum an Wanderstunden, das man nicht überschreiten sollte? Und wie sieht es mit der Ausstattung (Wanderschuhe/-rucksäcke) aus?

Die Fragen häuften sich, doch die Antworten blieben aus. Und so war schnell klar: Rat musste her! Und wir hatten Glück! Denn 7 unserer Lieblings-Wander- & Outdoor-Blogger erklärten sich bereit, ihre besten Tipps für Fern- und Bergwanderungen mit uns zu teilen. Und in einem sind sich auf jeden Fall alle einig: Ob beim Gepäck oder bei der Tagesdistanz – auch beim Wandern ist weniger definitiv mehr!

Und ein neues Wort haben wir auch noch dazugelernt: Hüttenschlafsack.

Aber lest selbst:

Timo von BruderLeichtfuss.com

Abenteuer als Lifestyle – das ist das Motto von bruderleichtfuss.com! Mein ganzes Leben besteht aus der Suche nach dem nächsten Abenteuer und auf bruderleichtfuss.com berichte ich von meinen Erlebnissen und gebe Tipps, wie jeder auf eine vernünftige Portion Abenteuer kommt. Wandernd bin ich schon auf fast allen Erdteilen unterwegs gewesen, in letzter Zeit liegt aber ein Fokus im Abenteuerblog auf Wanderungen in Norwegen – meinem Lieblings-Wanderland und meiner aktuellen Wahlheimat.

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Glückwunsch zur Entscheidung, eure erste Hüttenwanderung anzugehen! Der größte Vorteil einer solchen Wanderung ist es sicherlich, dass man mit deutlich weniger Gepäck auskommt als sonst: Zelt, Gaskocher und Isomatte können zuhause bleiben und statt des dicken Schlafsacks tut es auch ein einfacher, dünner Hüttenschlafsack. Tut euch bloß den Gefallen, den gewonnenen Platz im Rucksack nicht gleich wieder aufzufüllen: Jedes Gramm will getragen werden, auch noch am letzten Tag der Wanderung! Ich habe früher oft viel zu viel Wäsche zum Wechseln mitgenommen – denkt daran, bei einer Wanderung in der Natur ist es kein Problem, wenn Hose oder T-Shirt ein bisschen schmutzig sind oder auch ein wenig riechen! Eine Berghütte ist kein Laufsteg und der absolut größte (und schmerzhafteste!) Fehler ist es, zu viel Gepäck mit sich herum zu schleppen.

Wenn ihr entspannt wandern und keinen Hochleistungssport betreiben wollt, würde ich bei der Tourenplanung darauf achten, bei den Tagesetappen unter 20 Kilometern zu bleiben, maximal 25 Kilometer. Man kann zwar an einem Tag deutlich mehr schaffen, aber nach einigen Wandertagen werden die Kilometer gefühlt immer länger und außerdem möchte man ja auch die Zeit haben für spontane Pausen an den schönsten Plätzen unterwegs und auch das Hüttenleben morgens und abends genießen. Hat man an einem Wandertag viele Höhenmeter zu erwandern, sollte man darüber nachdenken, die Etappe noch einmal zu verkürzen.

Ich bin im Alltag eigentlich gar kein Zuckerjunkie, aber auf Wanderungen muss man seinen Blutzuckerspiegel schneller und öfter auffüllen, als man im Allgemeinen annimmt. Dafür eignen sich Schokoriegel einfach am besten und so eine Wanderung ist auch die beste Gelegenheit, sich mehrere dieser Kalorienbomben pro Tag zu geben – ohne jedes schlecht Gewissen!

Kathrin von Fräulein Draußen

Bei Fräulein Draußen geht es um kleine und große Abenteuer. Abenteuer, die jede und jeder erleben kann. Es geht um die Liebe zur Natur und den Drang nach Freiheit. Wandern, Trekking, Reisen, Roadtrips – am besten alles zusammen. Mit viel Begeisterung und ein bisschen Mut. Nicht nur für Fräuleins!

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Ich glaube, wenn ich während der letzten 5 Wochen und 600 Kilometer meiner Wanderung durch Großbritannien die folgenden zwei Regeln nicht so brav befolgt hätte, würde ich jetzt nicht in Chirk in einem kleinen B&B-Zimmer sitzen und die gehäkelte, weiß-blaue Taschentuchboxhülle anstarren. Denn dann wäre ich schon längst wieder zu Hause, weil alles doof gewesen wäre.

Regel Nummer 1: Jedes Gramm zählt! Je leichter der Rucksack, desto größer der Spaß und auch die Erfolgsaussichten. Man sollte sich genau überlegen, was man wirklich braucht und was eigentlich nur überflüssiger Luxus ist. Man kann ein T-Shirt z.B. abends einfach kurz durchwaschen anstatt Ersatz mitzuschleppen. Und ein iPod mit Hörbüchern ist deutlich leichter als ein Buch. Die Regel gilt aber nicht nur für den Rucksack, sondern auch für das Gewicht an den Füßen! Es müssen nicht immer gleich die steigeisenfesten Bergstiefel sein, nur weil die Kieselsteine auf dem Weg mal ein bisschen größer ausfallen können…

Regel Nummer 2: Mach regelmäßig Pausen! Mein grober Richtwert sind alle zwei Stunden für eine halbe Stunde. Das beugt frühzeitiger Erschöpfung oder gar Verletzungen genauso vor wie Blasenbildung und sonstigen spaßbefreiten Späßen. Wichtig während der Pausen: Schuhe und Socken ausziehen und alles inklusive der Füße selbst auslüften lassen, ein bisschen barfuß durchs Gras laufen, ein paar Dehnübungen für Füße, Beine und Rücken… also nicht nur hinhocken und Wurstbrot essen! Das wirkt wahre Wunder.

Corinna von Outdoormädchen

Mädchenkram? Ja klar man! sonst wäre mein Design nicht pink. Es geht um die Leidenschaft für atemberaubende Aussichten, absolute Glücksmomente, das Equipment für all diese Abenteuer und DIY-Ideen.

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Tragt so wenig wie möglich, denn jedes Gramm geht auf die Knie! Mehr als einen 35L-Rucksack benötigt man nicht bzw. sollte man nicht schleppen müssen. Ich habe selbst einen 48L-Rucksack und den noch lange nicht voll. Super sinnvoll finde ich auch Trekkingstöcke, da sie immer auch etwas Last und Anstrengung von den Muskeln und Gelenken nehmen – ich krieg‘ mit denen immer einen kleinen Extra-Energieschub. Zumindest bilde ich es mir ein.

Ich liebe einen Hüttenschlafsack aus Seide auf Hüttentour, da er deutlich kleiner ist als ein vergleichbarer aus Baumwolle oder Fleece. Ich trage zudem oft als Schlafanzug ein Merinoshirt, das ich auch in der Stube tragen kann – das müffelt dann nicht so wie meine Tagesshirts.

Was schafft man als Anfänger in den Bergen? Puh, super schwer zu sagen, denn es hängt ja immer von der eigenen Kondition ab und wie ausgiebig man vorher Mehrtagestouren „simuliert“ hat. Ich weiß nur, dass es am 4. oder 5. Tag einen Motivationsknick geben kann (hatte ich auf dem E5 – urgs) und da tut dann definitv auch ein Pausetag einfach gut, den solltet ihr irgendwo einplanen. Für meinen Geschmack sollten 6-8 Stunden pro Tag gelaufen werden, dann kann man sich auch Zeit lassen, viiiiiiel fotografieren und eine entspannte Mittagspause machen. Man ist ja nicht auf der Flucht, man hat ja Spaß daran, sich zu schinden und einfach alles erleben zu können!

Doreen von fernsuchtblog.de

Auf meinem fernsuchtblog.de gibt es weitere Tipps zu den schönsten Hüttenwanderungen und meine Packliste für Mehrtageswanderungen speziell für Frauen.

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Das Gepäck: Das Prinzip lautet: „So viel wie nötig, so wenig wie möglich!“ Generell benötigst du auf einer Hüttenwanderung weniger als du denkst und je mehr Gepäck du einsparst, desto größer ist später auch die Freude am Wandern. Verabschiede dich von Eitelkeiten und denke praktisch! Dein Rucksack sollte inklusive Snacks und 2 Litern Wasser nicht mehr als 10 Kilogramm wiegen.

Auf gar keinen Fall vergessen solltest du:

  • Hüttenschlafsack: Auf den Berghütten liegen für jeden Gast ein Kissen und Decken für die Nacht bereit, dennoch ist die Verwendung eines Hüttenschlafsacks aus hygienischen Gründe verpflichtend.
  • Hausschuhe oder leichte Badeschuhe: Die Wanderschuhe müssen beim Betreten der Hütte ausgezogen und im Trockenraum abgestellt werden.
  • Oropax: Wenn du dir das Matratzenlager mit 30 anderen Wanderern teilst, wirst du mir für diesen Tipp sehr dankbar sein!
  • Bargeld: Nur auf den wenigstens Hütten kannst du mit EC-Karte zahlen, sondern nur mit Bargeld. Zudem benötigst du (falls gewünscht) Münzen für eine warme Dusche.
  • DAV Mitgliedskarte: Als DAV Mitglied sparst du auf den Hütten bares Geld mit bis zu 50 % Rabatt auf den Schlafplatz und vergünstigte Bergsteiger Essensangebote.

Es ist immer sehr spannend zu sehen, was andere Wandersleute unnötigerweise auf den Berg schleppen. Hier meine Top 3 Liste der unnötigsten Gepäckstücke, die du beim Hüttenwanderungen getrost zu Hause lassen kannst:

  • Kulturbeutel für Hygienebedarf: Ein Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss reicht vollkommen aus.
  • Fön: Strom gibt es eh nicht im Waschraum.
  • Jeans: Eine leichte Joggingshose oder Leggings für die Hütte tun es auch.

Die Ausstattung: Die Freude am Hüttenwandern steht und fällt mit der richtigen Ausrüstung. Generell solltest du in Punkto Ausrüstung bei einer Mehrtagestour keine Experimente machen und niemals mit komplett neuen Equipment loswandern. Laufe deine Wanderschuhe gut ein, teste den Tragekomfort deines Rucksacks vorab und versichere dich, dass deine Ausrüstung jeder Witterung standhält.

  • Wanderrucksack mit integriertem Regenschutz: Optimal ist ein Fassungsvermögen von 30 – 40 Litern.
  • Knöchelhohe Wander- oder Bergschuhe: Sollten gut eingetragen sein, um Blasen und Druckstellen zu vermeiden.
  • Trekkingstöcke: Vor allem bei langen Bergab Strecken werden es dir deine Knie danken.
  • Trinkblase für deinen Rucksack: Deutlich praktischer und platzsparender als Trinkflaschen.

Die Route: Allein in den Alpen gibt es unfassbar viele, reizvolle Mehrtagestouren für jeden Geschmack. Bei der Auswahl deiner Route solltest du darauf achten, dass du sie in Bezug auf Kondition und Schwierigkeitsgrad auch wirklich schaffen kannst. Meiner Meinung nach ist die Kilometerzahl pro Etappe dafür kein gutes Indiz, sondern vielmehr die zu überwindenden Höhenmeter. Eine Strecke von 30 km oder mehr am Tag ist absolut machbar, solange du dabei nicht nur permanent bergauf wandern musst. Ich laufe durchschnittlich zwischen 20-30 km pro Tag bei maximal 3.000 Höhenmetern (↑↓). Auch die Wegbeschaffenheit (Schotter, Schnee, Eis etc.) können dein Lauftempo stark beeinflussen.

Wenn du eine Hüttenwanderung entlang einer beliebten Fernwanderroute planst, ist es ratsam, rechtzeitig Kontakt zu den Hüttenbetreibern aufzunehmen (per E-Mail oder Telefon). Vor allem in der Ferienzeit sind die Hütten schnell ausgebucht.

Alex von BergReif

Alex schreibt auf BergReif über seine beiden Leidenschaften. Die Berge und das Wandern. 2014 führte ihn diese zu Fuß von München nach Venedig. Nächstes Jahr dann sogar quer über die Alpen: Von Wien nach Nizza.

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Hüttentouren in den Alpen sind einmalig! Ergreifende Aussichten und gesellige Hüttenabende entlohnen für schweißtreibende Anstiege und zwickende Füße. Damit Du bei deiner ersten mehrtägigen Bergtour mehr „Ahh, wie schön!“ und weniger „Urrgs, ich will ins Flachland zurück…“ sagst, ein paar Antworten auf häufig gestellte Fragen:

Was sollte man auf jeden Fall einpacken?

Zur Pflichtausrüstung einer jeden Bergtour gehören:

  • Erste-Hilfe-Set
  • Regenbekleidung
  • Notfall-Biwaksack
  • Kartenmaterial
  • Wanderschuhe oder Stiefel mit einer rutschfesten und stabilen Sohle (z.B. Vibram)
  • Funktionelle Bekleidung aus Polyester oder Merinowolle
  • Passender Rucksack bis 45 Liter. Mehr Volumen braucht‘s auf einer Hüttentour selten.
  • Hüttenschlafsack. Der Hygiene unter den (gestellten) Wolldecken wegen.
  • Stirnlampe
  • Kulturbeutel
  • Sonnenbrille

Optional kannst Du noch das folgende mitnehmen:

  • Kameraausrüstung.
  • Kindle
  • Bequeme und leichte Hüttenbekleidung
  • Hüttenschuhe
  • Trekkingstöcke. Sehr empfohlen.
  • Hirschtalgcreme. Gegen Blasenbildung.

Was kann man getrost zuhause lassen?

Jegliche Bekleidung aus Baumwolle. Diese ist für die Alpen zu schwer, trocknet langsam und stinkt schnell. Gleiches gilt natürlich auch für Jeans. Der dicke Daunenschlafsack wird auf den Berghütten auch nicht gebraucht. Warme Wolldecken sind auf fast allen Hütten vorhanden. Die meisten Hütten verfügen über Steckdosen. Daher ist die schwere Powerbank fürs Handy oder die Kamera nur selten nötig.

Aber solange dein Rucksackgewicht inkl. 2 Litern Wasser unterhalb von 10 kg liegt, ist für einen Anfänger alles gut.

Wie viele Kilometer/Höhenmeter sind für Anfänger pro Tag machbar?

Die Frage ist schwer zu beantworten. Das hängt sehr stark von deiner Kondition und übrigen Fitness ab. Aber generell gilt, je mehr Höhenmeter überwunden werden, desto weniger Kilometer können wir wandern. Für einen (Berg-)Wanderanfänger sind Aufstiege über 1.000 Hm und Distanzen über 20 km wahrscheinlich sehr sehr anstrengend.

Gibt es ein Maximum an Wanderstunden, das man nicht überschreiten sollte?

Solange Du dich gut und fit fühlst, kannst Du auch zwischen 8-10 Stunden wandern. 4-6 Stunden reine Wanderzeit sind für den Anfang aber deutlich besser. Wichtig: Immer genügend Wasser trinken und ausreichend viele Pausen einlegen. Wie Mutti es auch empfehlen würde.

Wie sieht´s mit der Ausstattung (Wanderschuhe/-rucksäcke) aus?

Die Wanderschuhe müssen eingelaufen sein und deinen Füßen gut passen. Probiere beim Kauf neuer Wanderschuhe die Modelle am besten nachmittags an. Dann sind die Füße am „dicksten“. Hohe, stabilisierende Wanderstiefel empfehlen sich, wenn Du dich das erste Mal auf eine Hüttentour begibst.

Der Wanderrucksack muss auf deine individuelle Rückenlänge abgestimmt sein. Mehr als 45 Liter brauchst Du für eine Hüttentour jedoch nicht. Ansonsten hast Du zu viel Gepäck dabei. Wasserdicht muss er nicht unbedingt sein. Dann denk aber an den Regenschutz für den Rucksack. Entweder eine große Plastiktüte von Innen (Liner) oder eine äußere Regenhülle.

Jessie von BUNTERwegs

Jessie schreibt auf BUNTERwegs, dem Outdoorblog (für Frauen) mit Liebe zum Wandern und zur Street Art.

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Zu aller erst sollte man sich auf eine Mehrtageswanderung körperlich vorbereiten. Das kann je nach Bedürfnis und der bevorstehenden Tour natürlich unterschiedlich aussehen: Erstmal muss eine Grund-Fitness aufgebaut werden. Sollte diese schon bestehen, dann kann man z.B. die Muskulatur für Höhenmeter tranieren, oder sich mal überwinden, auch bei Regen raus zu gehen. Denn auf einer Mehrtagestour kann man sich auch nicht immer das Wetter aussuchen.

Wie viele Kilometer oder Höhenmeter man machen sollte, ist pauschal nicht zu beantworten. Aber es empfiehlt sich, Steigungen auf den Morgen oder den späten Nachmittag zu legen. Wie viele Kilometer man am Tag bewältigen kann, muss man selbst herausfinden. Dennoch fällt es an Tagen mit schlechter Witterung erheblich schwerer. Wichtig ist es als Anfänger auch, die Tour richtig zu planen. So spart man unnötige Extra-Kilometer.

Durch das Reisen und meine lange Wanderung, bin ich auf jeden Fall ein Fan von leichtem Gepäck geworden. Der Rucksack sollte je nach Länge der Tour aber nicht größer als 40 L sein und nur das Nötigste beinhalten. Unnötiger Ballast wird sich schnell bemerkbar machen.Wenn man einmal unterwegs ist, ist es oft schwer, diesen wieder los zu werden.

Auf Hüttentouren daher auf jeden Fall informieren, wie die Hütten ausgestattet sind.

Ansonsten: Einfach genießen! 🙂

Erika von ulligunde.com

Wo es früher noch ums Trekking und Wandern ging, schreibt  Erika auf ulligunde.com inzwischen vorwiegend über ihre Touren in den steilen Wänden der Alpen. Alpinklettern, Eisklettern und Hochtouren sind ihre liebsten Beschäftigungen. Zu lesen gibt es dann keine klassischen Tourenberichte, sondern emotionale Erzählungen über Mut, Angst und Glück.

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Liebe Mighty Traveliers, nach Tirol soll Euch also Eure erste Weitwanderung führen! Gratulation zu dieser Entscheidung! Mehrere Tage in den Bergen unterwegs zu sein ist ein herrliches Erlebnis. Natürlich gebe ich Euch gerne ein paar ulligundschen Tipps für’s erste Mal:

Die Hälfte tut’s auch!

Ja, ganz genau. Streicht die Hälfte Eurer Packliste, denn beim ersten Mal hat man hoffnungslos zu viel Zeug dabei. Da Ihr von Hütte zu Hütte wandert, Ihr also weder Zelt noch Verpflegung benötigt, sollte Euer Rucksack nahezu leer sein. Folgende Ausrüstung würde ich mitnehmen (das schließt das ein, was Ihr am Körper tragt!)

  • 2 T-Shirts
  • 1 Pulli
  • Regenjacke
  • Kurze Hose
  • Lange Unterhose (Wenn es kalt werden sollte, zieht ihr einfach die kurze Hose über die Longjohn. Wenn es regnet, tragt ihr die Regenhose über der Longjohn und wenn es warm ist, dann eben nur die kurze Hose 😉 )
  • 2 Paar Socken
  • Stöcke
  • Wanderschuhe
  • Sonnencreme (UV50, ihr seid im Gebirge!)
  • Sonnenbrille
  • Schildmütze
  • Zahnbürste und Zahnpasta, evtl. Gesichtscreme
  • Stück Seife, kleines Handtuch
  • Taschenmesser
  • Stirnlampe
  • Geldbeutel (AV-Ausweis, Krankenkarte, Geldkarte, viel Bargeld, mehr nicht)
  • Handy (und Ladekabel, falls ihr mit dem Smartphone navigiert)
  • Kamera
  • Müsliriegel
  • Wasserflasche/Camelbag
  • Hüttenschlafsack

Richtig. Mehr braucht es nicht. Proviant bekommt ihr auf der Hütte, Hüttenschuhe gibt es ebenfalls dort. Achtet darauf, dass ihr immer das gleiche paar Socken und Shirt auf der Hütte tragt, unterwegs ist es unerheblich, ob es ganz frisch riecht. Wenn es Euch unangenehm ist, wascht das Shirt abends. Merino-Klamotten trocknen ganz schnell und selbst wenn es noch etwas klamm ist, ist es sowieso nach einer halben Stunde wieder feuchtgeschwitzt.

Achtet darauf, hohen Sonnenschutz mitzunehmen, dass Eure Sonnenbrille für die intensive Sonne ausgelegt ist und dass ihr Eure Schultern bedeckt. Die Sonne in diesen Höhen ist gefährlich, die Schäden merkt man häufig erst im Alter.

Nehmt Euch gute Wanderschuhe mit – und zwar welche, die nicht die vergangenen drei Jahre im Keller standen und doch eigentlich noch ganz gut aussehen. Über die Jahre geht der Weichmacher kaputt, innerhalb weniger Stunden löst sich dann bei Belastung die Sohle komplett ab. Das passiert häufig. Macht eine Probetour und schaut Euch die Sohle danach gut an.

Noch ein Tipp: Hängt Euch an Euren Rucksack einen kleinen Becher. Mit dem könnt ihr unterwegs immer ganz entspannt aus den Brunnen oder Gebirgsbächen trinken. Achtet aber darauf, dass ihr nicht gerade unterhalb einer Weide trinkt.

Etappenlänge

Wie lang die Etappen pro Tag sein sollen, das hängt natürlich von Eurer Fitness ab. Wenn ihr länger als vier Tage unterwegs seid, würde ich pro Tag nicht länger als 6 bis max. 8 Stunden einplanen, es soll ja kein Wettrennen werden. Gemäßigte Wanderer rechnen mit ca. 400 Höhenmetern und 3-4 Kilometern, stärkere schaffen auch 600 Hm gut in einer Stunde.

Am besten ist es übrigens, möglichst wenig Pausen zu machen. Eine kurze ist meist nach 20 Minuten nötig, in der die Schuhe nochmal richtig gebunden werden oder der Pulli ausgezogen wird. Dann solltet ihr erstmal möglichst durchlaufen, denn jede Pause schwächt letztendlich nur. Lauft lieber langsam, dafür kontinuierlich.

Wie ich das mache:

Wenn ich allein unterwegs bin, starte ich meistens direkt mit dem Sonnenaufgang und laufe erstmal zwei Stunden, mache dann Frühstückspause und wandere dann weiter. So schafft man relativ viel Strecke, hat ein tolles Licht und man ist noch einsam unterwegs. Das funktioniert aber meist nur, wenn man autark unterwegs ist und sich nicht an Frühstückszeiten der Hütte halten muss. Aber auch das hat ja seinen Reiz – man muss sich um nichts kümmern, nicht mal um’s Lunchpaket, das gibt es auf jeder Hütte zum Mitnehmen. Fragt allerdings die Hüttenwirte zuvor, wie es dort gehandhabt wird. Bei manchen darf man sich einfach was mitnehmen, bei anderen kostet es einen kleinen Beitrag.

Kleiner Hüttenknigge

Und wenn wir schon bei der Hütte sind: Verwendet unbedingt einen Hüttenschlafsack und verhaltet Euch gerade in den Mehrbettzimmern leise. Flüstert, schließt die Türen vorsichtig und verwendet Eure Stirnlampe, anstatt die Deckenleuchte anzuschalten. Und ganz wichtig: Solltet ihr früh starten, packt Euren Rucksack am Vorabend fertig und legt Euch alles griffbereit zurecht. Verlasst morgens das Zimmer sofort und möglichst leise. Zieht Euch VOR der Türe an, nicht drinnen, wo alle versuchen zu schlafen. Die anderen danken es Euch.

Navigation

Auf vielen bekannten Fernwanderwegen ist die Navigation ziemlich problemlos, selbst bei schlechtem Wetter. Die Etappen sind bestens markiert und die Wege eindeutig. Trotzdem sollte sich eine Karte im Rucksack befinden, mag sein, dass Ihr ungeplant absteigen müsst oder einen alternativen Weg wählen müsst. Eine Ergänzung dazu ist eine digitale Karte, in der Ihr Euch den Track speichert. Das funktioniert zum Beispiel mit der kostenlosen App von alpenvereinaktiv.com ganz gut. Dort könnt Ihr Euch den betreffenden Kartenausschnitt offline speichern (vollständige Speicherung zu Hause im Flugmodus kurz testen!) und Euch dann auf Tour euren aktuellen Standort jederzeit anzeigen lassen. So lässt sich gut abschätzen, wie weit es noch ist oder wo ein guter Brotzeitplatz sein könnte.

Aber denkt dran: Selbst wenn ihr mit dem Smartphone navigiert, schaltet es in den Flugmodus! Die Zeit in den Bergen gehört Euch, lasst sie Euch nicht von Facebook und Co. nehmen.