Landschaftsfotografie – 15 Tipps für Einsteiger
Landschaften fotografieren ist nicht nur ein wichtiges Thema auf Reisen, sondern oftmals auch eine Kunst für sich. Es gibt in der Landschaftsfotografie mehr zu beachten, als schöne Panoramen zu entdecken und irgendwie festzuhalten. Denn knipst man einfach drauf los, ist die Enttäuschung zuhause quasi vorprogrammiert: So hat es aber gar nicht ausgesehen! Das war in Wirklichkeit doch viel größer! Die Farben waren doch viel strahlender!
Um solchen Reaktionen in Zukunft vorzubeugen, erkläre ich euch in diesem Artikel, auf was man beim Landschaften Fotografieren unbedingt achten sollte.
Natürlich zählen auch in der Landschaftsfotografie Tipps wie: Ändere den Blickwinkel! Spiele mit der Blende! Nutze Filter! Doch dieser Artikel behandelt in erster Linie den richtigen Aufbau von Landschaftsfotos. Denn auch wenn du keine teure Spiegelreflex-Kamera besitzt, kannst du doch ein erfolgreicher Landschaftsfotograf werden.
Mit den folgenden 10 + 1 Landschaftsfotografie Tipps kann nämlich wirklich jeder Landschaften richtig fotografieren lernen.
Landschaftsfotografie Tipp #1: Weitwinkel
Was das Tele-Objektiv für Tierfotografen und das 50mm-Objektiv beim Fotografieren von Portraits, das ist das Weitwinkel-Objektiv in der Landschaftsfotografie. Statt nur einen kleinen Ausschnitt zeigt dieses (zumindest gefühlt) die ganze Landschaft und vermittelt so ein authentischeres Gefühl von Größe. Eine Landschaft, die mit einem Weitwinkel-Objektiv fotografiert wurde, wirkt automatisch größer und somit beeindruckender.
Nicht unwichtig bei der Handhabung des Weitwinkels ist allerdings das Wissen um die Verzerrung, welche vor allem in den Eckbereichen stattfindet. Außerdem werden bestimmte Auffälligkeiten in der Landschaft durch ihre verminderte Größe plötzlich komplett unscheinbar, während Himmel und Boden an Wichtigkeit gewinnen. Deshalb ist es beim Fotografieren von Landschaften mit Hilfe eines Weitwinkels äußerst wichtig, auch die auf den ersten Blick weniger spannend erscheinenden Teile des Panoramas mit in Szene zu setzen.
Landschaftsfotografie Tipp #2: Goldener Schnitt
Der Goldene Schnitt sollte den meisten noch aus den Kunstbüchern der Schulzeit bekannt sein. Wie in jeder Art der Fotografie gilt diese Proportionierung auch in der Landschaftsfotografie als besonders ansprechend. So kann z.B. der Horizont auf einer der beiden horizontalen Linien aufgesetzt werden, während Menschen, Gebäude, Bäume oder sonstwie aus der Landschaft herausstechende Protagonisten durch die Platzierung an den Schnittpunkten besonders gut in Szene gesetzt werden.
Dabei gilt allgemein: Was rechts im Bild steht gewinnt an Schwere, während sich links im Foto befindliche Figuren oft nur flüchtig betrachtet werden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass wir in der westlichen Welt Bilder wie Texte von links nach rechts lesen und der Blick somit quasi erst auf dem Punkt am Satzende haften bleibt. Natürlich kann man in der Landschaftsfotografie aber auch mit dem Goldenen Schnitt spielen und Dinge absichtlich außerhalb der Norm platzieren.
Landschaftsfotografie Tipp #3: Linien
In der Landschaftsfotografie ist es besonders spannend, Linien im Motiv zu erkennen und diese bewusst in Szene zu setzen. Dabei sind folgende Fragen von Bedeutung: Sind diese Linien eher horizontal, vertikal oder diagonal? Spiegeln sich Linien der Landschaft im Himmel oder im Vordergrund? Oder kann ich diese bewusst gegeneinander laufen lassen?
Generell gilt: Horizontale und vertikale Linien lassen die Landschaft geordnet wirken, wodurch das Foto eine gewisse Ruhe ausstrahlt und der Blick schnell träge wird. Diagonale Linien hingegen stören unsere Weltsicht und nehmen die Aufmerksamkeit beim Betrachten eines Landschaftsfotos somit automatisch stärker und meist auch länger in Anspruch.
Landschaftsfotografie Tipp #4: Blickführung
Diagonale Linien wie z.B. Straßen und Wege, die das sonst statische Landschaftsfoto wie Schlangen durchziehen, führen automatisch auch den Blick des Beobachters und können diesen so ganz leicht ins Bild hinein oder an einen bestimmten, besonders hervorzuhebenden Punkt lenken. Auch in die Weite schauende Personen lenken die Aufmerksamkeit des Betrachters automatisch in die Richtung, in die der Protagonist zu schauen scheint, da dieser dort irgendetwas Sehenswertes zu entdecken glaubt.
Doch auch weniger animierte Dinge können den Blick durch Linienführung oder Farbgebung auf sich ziehen bzw. weiterleiten, indem sie (auf welche Weise auch immer) aus der Gesamtkomposition herausstechen, bzw. diese erst zur Entfaltung bringen.
Landschaftsfotografie Tipp #5: Farben
Laut mehreren Studien erhalten bei Instagram Fotos mit kalten Farben mehr Likes als Fotos mit warmen Farben. Woran das liegt? Keine Ahnung. Doch dass man Farben beim Fotografieren von Landschaften bewusst wahrnehmen sollte, dürfte wohl keine Offenbarung sein. Wie durch Linien lassen sich nämlich auch durch Farben in der Landschaftsfotografie besondere Akzente setzen. So macht sich z.B. eine rote Jacke ganz besonders gut in grüner Natur, während Gelb-orange vor allem vor bläulichen Hintergründen wie Wasserfällen richtig zur Geltung kommt. Aus diesem Grund sollte man unbedingt seine Farbpalette inklusive Komplimentärfarben kennen.
Schwarz-weiß macht sich in der Landschaftsfotografie hingegen bei Szenen mit düsterer Stimmung und starken Kontrasten ganz besonders gut. Wolken, Wellen und Strukturen werden noch stärker in Szene gesetzt, während blaue Himmel und ruhige Seen zu grauen Suppen verkommen. Wer doch lieber bei Farbe bleibt, darf ruhig auch etwas an der Farbsättigung schrauben. Doch aufgepasst: Nichts ist schlimmer als übersättigte Landschaftsfotos!
Landschaftsfotografie Tipp #6: Licht
Viele Landschaftsfotografen schwören auf die frühen Morgenstunden, wenn die Sonne noch nicht ihre ganze Strahlkraft entfaltet hat und Schatten und Farben noch ein suppiges Gemisch bilden. Andere wiederum besingen die späte Nachmittagssonne, welche alles in ein rötliches Licht taucht. Ich hingegen bin Verfechter kräftiger Farben und starker Schattenwürfe. Für was ihr euch auch entscheidet – wichtig ist in jedem Fall, mit dem jeweiligen Licht umgehen zu lernen, indem man seine Stärken und Schwächen genau studiert und gekonnt nutzt.
Auch wechselndes Licht innerhalb eines Bildes kann in der Landschaftsfotografie bewusst eingesetzt werden. So z.B. wenn man wartet, bis die durch die Wolken brechende Sonne einen bestimmten Punkt in der Gesamtkomposition erhellt, während der Rest eher dunkler bleibt. Besonders bei teilweise bedecktem Himmel sollte man daher nie einfach drauf los knipsen, sondern sich immer im Voraus Gedanken darüber machen, was man hervorheben möchte und auch gerne mal etwas länger warten, wenn die Sonne nicht gleich mitspielt. Wer das Spiel mit dem Licht allerdings richtig beherrscht, der kann sogar bei nervigem Gegenlicht noch was Nettes zaubern.
Landschaftsfotografie Tipp #7: Sonnenuntergänge
Ich muss zugeben: Ich bin kein Freund von Sonnenuntergängen. Vielleicht liegt das auch daran, dass diese das in meinen Augen schwierigste Motiv in der Landschaftsfotografie darstellen. Steht die Sonne noch zu hoch, hat man ein überbelichtetes Bild als Ergebnis. Ist sie bereits hinter dem Horizont verschwunden und die Farben am Himmel kommen erst so richtig zur Entfaltung, ist die Landschaft davor meist schon in ein langweiliges Grau getaucht.
Aus diesem Grund sollte man sich bei Sonnenuntergängen unbedingt einen Vordergrund suchen, der auch als Schatten zur Geltung kommen kann. Doch auch farbenfrohe Wolkenformationen, gerade Linien und starke Kontraste können auf Landschaftsfotos mit Sonnenuntergang wahre Wunder bewirken.
Landschaftsfotografie Tipp #8: Himmel
In meinen Augen einer der wichtigsten Landschaftsfotografie Tipps für Einsteiger: Auf keinen Fall den Himmel vergessen! Während Laien sich in erster Linie über blauen Himmel freuen, ist für den Landschaftsfotografen nichts spannender als ein paar Wolken am Horizont. Diese können vor allem mit dem Weitwinkel besonders gut in Szene gesetzt werden und dem Bild so eine ganz neue Dynamik verleihen.
Ganz besonders traumhaft ist auch ein dunkler Himmel, dessen schwere Wolken einen Sturm anzudeuten scheinen, jedoch noch ein zwei Lichtstrahlen durchlassen, welche die darunterliegende Landschaft nur stellenweise erhellen! Für solche Himmel würde so mancher Landschaftsfotograf morden (ich natürlich eingeschlossen)! Ist der Himmel allerdings durchgängig grau-weiß, bleibt wohl nur ein Ausweg: Den Himmel-Anteil im Bild so weit wie möglich minimieren.
Landschaftsfotografie Tipp #9: Vordergrund
Besonders monotone Wüsten- oder Wiesenlandschaften werden durch einen hervorstechenden Vordergrund schnell aufgewertet. Neben klassischen Reisefotografie-Vordergründen wie Menschen oder Mietwagen können auch Gebäude oder auffällige Bäume zum Blickfang werden. Besonders wenn diese isoliert in der Landschaft platziert werden und dadurch ein Gefühl von Einsamkeit, Verwüstung oder umgekehrt von Herrschaft und Dominanz entsteht.
Doch auch kleinste Sträucher, Steine und andere Strukturen am bzw. im Boden können als Vordergrund genutzt werden und nahezu jedes Landschaftsfoto spannender gestalten.
Landschaftsfotografie Tipp #10: Menschen
Damit Menschen in der Landschaftsfotografie nicht komplett von der eigentlichen Landschaft ablenken, sollten sie auf keinen Fall wie auf dem klassischen Urlaubsfoto gleichzeitig im Vordergrund und von vorne zu sehen sein. Positioniert man einen Protagonisten im Vordergrund, sollte dieser in erster Linie als Blickführer fungieren – entweder, indem er in die Ferne schaut und somit den Blick des Beobachters auf das Geschaute lenkt oder indem er sich in eine Richtung bewegt, wohin sich dann automatisch auch der Blick des Zuschauers gesellt.
Man kann die menschliche Hauptfigur aber natürlich auch weiter entfernt im Bild platzieren, wodurch diese kleiner und die Landschaft im Gegensatz dazu automatisch imposanter erscheint. In diesem Fall ist aber vor allem das Farbspiel von großer Bedeutung, da sich der geschrumpfte Protagonist besonders stark von seinem Umfeld abheben muss, um überhaupt ins Auge zu stechen. Besonders leicht ist dies natürlich durch eine erhöhte Position sowie einen Hintergrund aus Himmel, Wasser oder Sand zu erreichen.
Landschaftsfotografie Tipp #11: Jede Regel ist da, um gebrochen zu werden
Wie so oft gilt natürlich auch in der Landschaftsfotografie: Die Ausnahme bestätigt die Regel. Also einfach raus in die Natur und ausprobieren! Denn nur durch möglichst viel Erfahrung könnt ihr lernen, was funktioniert und was nicht, was euch besser gefällt und was weniger. Denn am Ende ist auch die Landschaftsfotografie eine Sache des Geschmacks. Und über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.
Und für alle, die sich das Ganze nicht merken konnten: Hier gibt es die Landschaftsfotografie-Tipps zum Download
Weitere Landschaftsfotografie Tipps von anderen Reisebloggern
Landschaftsfotografie Tipp #12: Stativ
Auch wenn ich selbst NIE mit Stativ reise, gibt es Landschaftsfotografen, die auf dieses Hilfsmittel schwören. Ein Hauptgrund ist die Unabhängigkeit von Lichtverhältnissen: Ein Stativ ermöglicht gestochen scharfe Landschaftsfotos zu jeder Tageszeit und auch das Spiel mit der Bewegungsunschärfe durch Langzeitbelichtung wird mit einem Stativ erheblich erleichtert. Mehr dazu findet ihr in diesem Artikel der Phototravellers.
Landschaftsfotografie Tipp #13: Langzeitbelichtung
Wer ein Stativ besitzt, sollte dieses unbedingt für spannende Langzeitbelichtungen nutzen. Besonders Wasserläufe können so ganz einfach zu einer interessanten Bildgestaltung von Landschaftsfotos beitragen. Durch eine besonders lange Belichtung lässt sich sogar die Bewegung von Himmelskörpern festhalten, wodurch du nächtlichen Landschaftsfotos das besondere Extra verleihen kannst. Mehr zum Thema Langzeitbelichtung in der Landschaftsfotografie findest du auf 22places.de.
Landschaftsfotografie Tipp #14: Ausrüstung & technischen Grundlagen
Wie bei allen Arten der Fotografie sind natürlich auch bei der Landschaftsfotografie die Ausrüstung und die Basisgrundlagen zum Umgang mit derselben das A und O für ein gelungenes Endergebnis. Welches Objektiv benutze ich? Was ist ein Filter? Und wieso fotografieren Profis meist im RAW-Format? Diese und viele weitere Fragen zum Thema Grundlagen der Landschaftsfotografie beantwortet Marcel von ddpix.de.
Landschaftsfotografie Tipp #15: Tricks abkucken
Um sich stetig weiterzuentwickeln, sollte man sich regelmäßig Landschaftsfotos von anderen Reisenden ansehen und versuchen herauszufinden, was diese anders machen und was deren Bilder so spannend macht. Besonders viel Input erhält man z.B. bei Round-ups oder Blogparaden zum Thema Landschaftsfotografie – so etwa auf imprintmytravel.de.
Habt ihr noch weitere Landschaftsfotografie Tipps auf Lager, die ich vielleicht vergessen habe? Dann nichts wie in die Kommentare damit!