Luxemburg – Spaziergang durch eine Stadt zwischen Mittelalter und Moderne

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Luxemburg, wo liegt das noch mal? Sprechen die dort nicht französisch? Das sind doch die mit dem vielen Geld, oder war das Liechtenstein? Und war da nicht auch was mit EU?

Um diese Vorurteile zu beseitigen, bzw. um alle Fragen über den kleinen Staat im Herzen Europas und das einzige Großherzogtum der Welt zu beantworten, und natürlich nicht zuletzt, um Werbung für unser Heimatland zu machen, haben wir uns entschieden, einen Touritag einzulegen und die Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt des 500.000-Einwohner-Landes mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Und plötzlich verwandeln sich Gebäude, an denen man sonst einfach vorbeiläuft, in altehrwürdige Bauten, und die ehemalige Stadtmauer, die sonst nach einer durchzechten Nacht als Stehhilfe fungiert, beeindruckt auf einmal durch ihre imposante Höhe und tausendjährige Geschichte. Zudem haben wir Museen besucht, in die wir seit Ewigkeiten keinen Fuß mehr gesetzt hatten, und uns im unterirdischen Labyrinth der Kasematten wieder wie Kinder gefühlt.

Da die Hauptstadt des gleichnamigen Mini-Staates auch nicht durch Größe beeindrucken kann, reicht ein Tag völlig aus, um diese zu besichtigen und sich einen bleibenden Eindruck von all ihren Schönheiten zu verschaffen. Wer will, kann aber natürlich auch gerne länger bleiben, oder die anderen Sehenswürdigkeiten des Landes erkunden, wie z.B. das zum UNESCO-Welterbe erklärte Schloss von Vianden oder die Reichsabtei Echternach sowie das angrenzende, auch ‚kleine Schweiz‘ genannte Müllerthal mit seinen Sandsteinfelsen, finsteren Höhlen und kleinen Bächen. Wer es eher gemütlich mag und auch mal gern einen leckeren Weißwein kredenzt, ist in der Moselregion gut aufgehoben.

Heute aber lassen wir das Auto zuhause, bzw. stellen es in einem der vielen Parkhäuser in der Altstadt Luxemburgs ab, und machen uns zu Fuß auf eine Reise durch Geschichte und Gegenwart der charmanten Hauptstadt.

Luxemburg Altstadt: Gemütliches Bummeln in der Fußgängerzone gepaart mit einer Prise Geschichtsunterricht

Wir starten unseren Spaziergang durch die Altstadt Luxemburgs auf der Place Guillaume (im Volksmund meist als ‚Knuedler‘ bezeichnet), wo wir erst einmal dem Hôtel de Ville gegenüberstehen. Nein, es handelt sich hierbei nicht um das teuerste Hotel der Stadt, sondern um ein etwas klein geratenes, der Größe der Hauptstadt aber sehr wohl entsprechendes Rathaus aus der ersten Hälfte des 19. Jhs.

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Der Name stammt wie vieles in Luxemburg aus dem Französischen, was aber nicht heißt, dass das die einzige Sprache des Landes ist. Neben dem Französischen, gehören auch das Deutsche und das Luxemburgische – ja, das ist wirklich eine Sprache, und nein, es ist nicht Flämisch! –, zu den offiziellen Sprachen des Landes, wobei ‚Lëtzebuergesch‘ eher die Alltags-, die beiden anderen hingegen die formellen Schriftsprachen darstellen, welche aufgrund des multilingualen Schulsystems von allen Luxemburgern einwandfrei beherrscht werden.

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Wer nun aber glaubt, in der Hauptstadt Luxemburgs mit Deutsch weiterzukommen, der hat sich geschnitten. Denn in den Restaurants und Geschäften arbeiten vorwiegend französische Pendler. Aber keine Angst: irgendwer wird dich schon verstehen und  verlaufen kann man sich hier ja eh kaum.

Die Altstadt besteht nämlich fast ausschließlich aus einer Fußgängerzone, die sich aus mehr oder weniger 7-8 kleinen Gassen sowie 3 gemütlichen Plätzen mit Cafés und Restaurants zusammensetzt. Hier kann man also vor allem Shoppen – von H&M, Zara, Massimo Dutti & Co. bis hin zu Louis Vuitton und Gucci sind alle internationalen Marken vertreten –, oder bei einem Drink entspannen (wer´s süß mag muss natürlich auch auf Eisdielen nicht verzichten).

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Dies tut man am besten auf der angrenzenden Place d’Armes im Zentrum der Luxemburger Altstadt, wo man sich zwischen McDonalds und teuren Sterne-Restaurants entscheiden kann. Da wir unsere Tour jedoch gerade erst begonnen haben, ist es noch etwas früh für ein Mittagessen auf der Terrasse, und auch den Drink sparen wir uns lieber für später auf.

Wer noch keinen Stadtplan besitzt, bzw. sich näher über die Sehenswürdigkeiten erkundigen möchte, begibt sich in die auf dem ‚Knuedler‘ angesiedelte Touristeninformation. Wir hingegen werfen noch schnell einen Blick auf die Reiterstatue von Wilhelm II, König der Niederlande und 2. Großherzog von Luxemburg, nach welchem der Platz benannt wurde, und machen uns auf zur wahrscheinlich berühmtesten Sehenswürdigkeit der Luxemburger Altstadt – das zumindest lassen die mit Japanern und Russen überfüllten Reisebusse vermuten, die hier zu jeder Tageszeit halt machen.

gelle-fra-luxemburgAuf einem Steinobelisk hoch oben über dem Petruss-Tal wacht die ‚Gëlle Fra‘ über das Volk. Einen Lorbeerkranz in den Händen haltend, blickt sie seit 1985 wieder über die Stadt und die Place de la Constitution, nachdem sie 1940 von den nationalsozialistischen Besatzern abgerissen worden und Jahre lang verschollen war. Seitdem erinnert sie nicht nur an die Gefallenen des 1., sondern auch und vor allem an die des 2. Weltkriegs. Für den Luxemburger ist sie das Symbol für Freiheit, und so wundert es kaum, dass die Aufregung groß war, als man sie 2010 für sechs Monate entfernte, um sie auf der Weltausstellung in Shanghai zu präsentieren. Nun ist sie aber frisch poliert wieder zurück an ihrem Platz in der Altstadt Luxemburgs und lohnt auf jeden Fall einen Besuch.

Von hier aus starten ebenfalls die Führungen durch die Kasematten (in die Felsen unter der Stadt gehauene Höhlen und kasematten-luxemburgGänge), welche im 17. Jh. zur Verteidigung angelegt wurden und zur Festungsanlage gehörten, später in den zwei Weltkriegen der Bevölkerung der Hauptstadt Luxemburgs als Schutzbunker vor Bombenangriffen dienten.

Allerdings ist diese Führung eher weniger interessant, wenn man bereits mit der Geschichte der Stadt vertraut ist und nicht wirklich einen Nervenkitzel verspürt, in ewiglangen feuchten Gängen herumzuirren. Es existiert jedoch ein weiterer Zugang am Bockfelsen. Wegen ihrem Abwechslungsreichtum und nicht zuletzt, weil man sie hier auf eigene Faust erkunden darf, sind diese Kasematten unserer Meinung nach definitiv empfehlenswerter. Zudem gibt es hier eine echte Kanone aus Festungszeiten zu bestaunen, und auch der Ausblick aus den Schuss-, bzw. Spählöchern auf das unter der Altstadt Luxemburgs gelegene Stadtviertel Grund ist weit spektakulärer.

cathedrale-notre-dame-luxemburgNächster Stop bei unserer Tour durch Luxemburger Altstadt ist die Cathédrale Notre-Dame de Luxembourg, deren Ursprung bis ins Jahr 1613 zurückreicht, während sie aber erst Mitte des 19. Jhs zur Kathedrale geweiht wurde. Es handelt sich dabei um ein beeindruckendes Bauwerk der Spätgotik, das jedoch auch mit einigen Verzierungen im Renaissancestil aufwartet. Seit der letzten Vergrößerung, welche in den 30er Jahren des 19. Jhs stattfand, ist es mit den umliegenden Gebäuden, u.a. mit der Nationalbibliothek und dem heutigen Außenministerium, verwachsen, sodass der Außenanblick etwas chaotisch erscheint und nicht mit den beeindruckenden Gotteshäusern anderer katholischer Städte mithalten kann. Doch wie so oft, sollte man sich auch hier nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen lassen und auf jeden Fall einen Blick ins Innere werfen.

Hinter der Kathedrale der Stadt Luxemburg führt der Weg vorbei am Außenministerium zur Place Clairefontaine, wo seit 1990 eine Bronze-Statue zu Ehren der Großherzogin Charlotte von Nassau-Weilburg steht. Die Großherzogin hatte ihrem Volk während der Besatzung Luxemburgs durch deutsche Truppen aus dem Exil durch Radioansprachen über BBC Beistand geleistet und gilt seitdem als Symbol der Freiheit und Unabhängigkeit des Landes.

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Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Großherzoglichen Palais, in welches auch die Abgeordnetenkammer integriert ist. Das Palais dient jedoch nicht, wie man vermuten könnte, als Wohnsitz der großherzoglichen Familie. Hier befinden sich vielmehr die Büros des großherzoglichen Paares und seiner Angestellten. Zudem werden die Räumlichkeiten des erstmals im 16. Jh. errichteten Gebäudes zu offiziellen Anlässen wie z.B. für den Empfang ausländischer Staatsgäste genutzt.

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Doch dies ist nicht immer deren einzige Funktion gewesen. Das Gebäude hat in den vergangenen Jahrhunderten schon so ziemlich jeden Zweck erfüllen müssen: es war Rathaus, Sitz des Hauptquartiers des Département des Forêts, Residenz des Repräsentanten des niederländischen Königs, und sogar Konzerthalle und Taverne für die nationalsozialistischen Besatzer im 2. Weltkrieg.

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Wem das aber noch nicht genug Luxemburger Geschichte ist, der begibt sich über den Fischmarkt, einen ehemaligen Kreuzungspunkt zweier Römerstraßen und Marktplatz sowie historisches Zentrum der Luxemburger Altstadt,  zum Bockfelsen.

bockkasemtatten-luxemburgVorbei am Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (wo man natürlich auch einen Zwischenstop einlegen darf, um sich die beeindruckenden Römer-Mosaike anzusehen, welche aus luxemburgischem Grund und Boden ausgebuddelt wurden), der Sankt-Michaels-Kirche, dem ältesten sakralen Bauwerk der Stadt, und einem alten Gebäude, welches stolz das Luxemburger Nationalmotto ‚Mir wölle bleiwe wat mir sin‘ (Wir wollen bleiben was wir sind) als Inschrift trägt, geht es zu dem Punkt, wo der Ardennengraf Siegfried im Jahre 963 den Grundstein für das Castellum Lucilinburhuc und somit für die zukünftige Stadt Luxemburg gelegt haben soll.

Von hier aus genießt man einen wundervollen Blick über die Unterstadt und vor allem die Abtei Neumünster, welche wir später noch besuchen werden. Außerdem gibt es natürlich noch einige Überreste der über die Jahre hinweg immer wieder erweiterten Burg zu bestaunen. Auch findet sich hier ein weiterer Zugang zu den Kasematten, welche auf jeden Fall einen Besuch wert sind.

Grund und Clausen: Vibrierendes Nachtleben, Kulturzentrum und lauschige Cafés

Folgt man der Straße, gelangt man nach Clausen, ein im Alzettetal entstander Ortsteil, welcher seit einigen Jahren besonders bei den jungen Luxemburgern wieder sehr beliebt ist.

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Seit dem Umbau der Mousel-Brauerei und der damit verbundenden Verwandlung der alten Gemäuer in eine Nightlife-Oase in der sonst abends eher ausgestorbenen Hauptstadt, spielt die Musik in den Rives de Clausen vor allem am Wochenende bis tief in die Nacht. Doch auch tagsüber ist die charmante Anlage einen Abstecher wert.

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In aller Ruhe kann man dann die in den alten Frabikgebäuden zwischen Kaminen aus rotem Backstein gelegenen Restaurants, Cafés und Diskotheken genauer unter die Lupe nehmen und eventuell schon den kommenden Abend verplanen. Vorbei an den hier entstandenen Bürogebäuden, in denen sich u.a. die europäischen Hauptquartiere der Internetgiganten Amazon und Skype befinden – das Vorurteil des Steuerparadieses kann ich also wohl nicht mehr leugnen –, führt der Weg an der Alzette entlang zur Abtei Neumünster  im Stadtteil Grund.

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1606 von einem Benediktinerorden als Kloster errichtet, diente es im 19. Jh. den in Luxemburg stationierten Truppen des deutschen Bundes als Militärhospital und wurde später als Männergefängnis genutzt, welches erst im Jahr 1980 seine Türen schloss – bzw. in diesem Fall wohl eher öffnete. Heute befindet sich hier neben der Kirche Saint-Jean ein Kulturzentrum mit Konferenz- und Ausstellungsräumen sowie einer kleinen Brasserie, in welcher im Sommer jeden Sonntag ein jazziges Brunch-Konzert abgehalten wird.

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Wer ein Fan dieses Musikrichtung ist, sollte seinen Besuch unbedingt auf den Monat Juli legen, denn dann findet in den Straßen von Grund und Clausen ein Musikfestival mit dem nicht zu viel versprechenden Namen Blues’n Jazz Rallye statt, welches jedes Jahr fast halb Luxemburg in die Unterstadt lockt. An diesem Abend wimmeln die Straßen und engen Gassen nur so von Menschen und alle paar Meter findet sich eine neue Bühne, um welche sich die Besucher drängen, und von der aus die Gitarren- und Cello-Klänge durch die Nacht schallen.

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Wer sich hier jedoch tagsüber herumtreibt, oder aber an einem etwas ruhigeren Abend die Stimmung genießen möchte, dem ist vor allem der Scott’s  Pub zu empfehlen, welcher, besonders wegen seines Standorts direkt an der Alzette und der damit verbundenen malerischen Aussicht auf die den kleinen Fluss säumenden Gebäude und die Oberstadt, auch bei den Einheimischen sehr beliebt ist.

Wer nicht auf Live-Musik verzichten möchte, begibt sich auf die andere Seite der angrenzenden Brücke, wo er sich im Café des Artistes bei Kerzenschein von Pianoklängen beschallen lassen und, den Wein in der Hand, luxemburgische Volkslieder und französische Chansons – nach ein Paar Gläsern hat man die Texte schnell drauf – lauthals mitsingen kann. Wem es dafür aber immer noch zu früh ist, der nimmt entweder den öffentlichen Fahrstuhl (besonders wer nicht gut zu Fuß ist, bzw. wem die Anstrengungen für heute genug sind, oder wer seine Kräfte für die nächsten Kilometer aufsparen möchte, sollte diese Möglichkeit in Erwägung ziehen) oder begibt sich zu Fuß zurück in die Oberstadt.

Bahnhofsviertel: herrschaftliche Bauten mit modernem Touch

Nächster Punkt auf dem straffen Tagesplan ist das Bahnhofsviertel, wo es weitere beeindruckende Fassaden geschichtsträchtiger Bauten zu bestaunen gibt. Über den Pont Adolphe (auch als ‚Neue Brücke‘ bekannt, obwohl auch sie mittlerweile schon über hundert Jahre auf dem Buckel hat) gelangt man in die Avenue de la Liberté, wo man linkerhand zuerst auf den Hauptsitz der Staatsbank und Staatssparkasse Luxemburgs trifft, welcher – wohl vor allem wegen des beeindruckenden Uhrenturms – von vielen Touristen für den Sitz des Großherzogs gehalten wird.

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Einige Meter weiter trifft man auf das frühere Palais des einstigen Stahlgiganten Arbed (heute Arcelor-Mittal). Moderne Metallskulpturen erinnern an die goldenen Tage der Luxemburger Eisenerzindustrie und die imposante Größe des Gebäudes lässt diese vor den Augen des Betrachters für einen kurzen Augenblick wieder aufflackern.

Wer etwas Zeit übrig hat, kann sich noch schnell das aus der Mitte des 19. Jhs stammende, jedoch erst vor kurzem erweiterte Gebäude des Hauptbahnhofs anschauen, wo seit der Renovierung alte Gemäuer und ein riesiger Glaskubus in harmonischer Einheit existieren.

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Durch die zweite Einkaufsstraße der Stadt, die Avenue de la Liberté, und über die aus der Mitte des 19. Jhs stammende ‚alte Brücke‘ (auch Viaduc oder Passerelle) geht es zurück in die Alstadt, um von dort zur letzten Station unserer Reise aufzubrechen.

Kirchberg: die moderne Ader Luxemburgs

Quer durch die Altstadt und vorbei am beliebten Stadtpark führt unser Weg Richtung Limpertsberg. Kurz vor dem Grand Théâtre (‚großes Theater‘, was abermals auf die Winzigkeit des Landes hindeutet), in dem von Dramen über Ballet bis zur Oper alles aufgeführt wird, was das Herz des Luxemburgers begehrt, erscheint rechterhand der Pont Grand-Duchesse Charlotte, welcher im Volksmund wegen der auffälligen Farbe nur ‚rout Bréck‘ (‚rote Brücke‘) genannt wird. Diese gilt es zu überqueren, möchte man das auf der anderen Seite des Alzette-Tals gelegene Plateau des Kirchberg erreichen. Doch zuvor sollte man kurz am Robert-Schuman-Denkmal haltmachen, um einem der Gründungsväter der Europäischen Union und gebürtigem Luxemburger zu gedenken.

philharmonie-luxemburgAuf dem Kirchberg  angekommen, trifft man zuerst auf das Gebäude der luxemburger Philharmonie. Das aus dem Jahre 2005 stammende Konzerthaus, welches mit seiner von 823 weißen Säulen umrahmten Stahl-Glas-Fassade sofort ins Auge springt, ist besonders bei Fotografen sehr beliebt, da sich aus jedem Winkel ein anderes Motiv auftut. Wer länger in Luxemburg verweilt, sollte sich natürlich auch die dort stattfindenden Konzerte nicht entgehen lassen, welche nebenbei die Möglichkeit bieten, sich das beeindruckende Gebäude von innen anzusehen.

Über die etwas zu groß geplante und daher meist menschenleere Place de l’Europe gelangt man zum Musée d’Art Moderne Grand-Duc Jean (kurz Mudam, oder nach seinem Erbauer im Volksmund auch ‚Pei-Musée‘ genannt). Das Museum für zeitgenössische Kunst öffnete seine Türen im Jahre 2006 und ist somit nicht nur wegen seines Inhalts das modernste Museum der Stadt. Es sollte daher nicht nur bei jedem Kunstliebhaber, sondern auch beim Architekturstudenten unbedingt auf dem Tagesplan stehen.

Neben den verschiedenen hier ausgestellten Werken, welche sich von Malerei und Zeichnung über Fotografie und Multimedia bis zu Design und Tonexperimenten erstrecken, und von denen sogar einige spezifisch für die jeweiligen Räumlichkeiten angefertigt wurden, stellt nämlich auch das vom Stararchitekten Ieoh Ming Pei entworfene Gebäude einen besondereren Augenschmaus dar. Immer wieder beeindruckend ist vor allem die Leichtigkeit, mit der der chinesische Architekt die Betonmauern und Glaswände des Museums mit den Überresten des historischen Fort Thüngen zu verbinden wusste.

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Auch wenn die dabei entstandenen Zerstörungen der historischen Überreste bei vielen Luxemburgern zuerst auf Empörung stießen, sind heute doch fast alle Einwohner stolz auf ihr Museum, und auch die wegen des spitzen Glasdachs schon von weitem erkennbare Silhouette gilt seit einigen Jahren als fester Bestandteil der ‚Skyline‘ Luxemburgs.

Aber auch das wegen der goldenen Eicheln, welche seine drei Türme zieren, nur als ‚dräi Eechelen‘ bekannte Fort Thüngen ist seit den Renovierungsarbeiten wieder zu altem Glanz erstrahlt. 1732 erbaut, wurde das Fort schon 150 Jahre später im Kader der Schleifung der Festungsanlagen wieder abgerissen. Dabei blieben lediglich die Grundmauern, welche man erst 1991 freilegte, sowie die drei runden Türme erhalten, die man heute unter dem Namen Fort Thüngen begreift.

Dieses beherbergt seit Juli 2012 das Festungsmuseum der Stadt Luxemburg sowie verschiedene Wanderausstellungen. Wem die 5 Euro Eintritt zu viel sind, der erkundet die außerhalb des Museums frei zugänglichen Überreste der Festungsmauer oder genießt die atemberaubende Aussicht auf die Corniche, welche nicht umsonst ‚der schönste Balkon Europas‘ genannt wird.

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Wer nach diesem Spaziergang noch immer nicht genug hat, folgt der Avenue John F. Kennedy. Vorbei am Europäischen Gerichtshof und dem Centre National Sportif et Culturel (wegen seiner an eine Jakobsmuschel erinnernden Form im Volksmund nur ‚Coque‘ genannt), welcher 2013 einer der Austragungsorte der Spiele der kleinen Staaten von Europa war, führt diese zu einem der größten Einkaufszentren und beliebtesten Kinos des Landes, oder auch zu den Messehallen der Luxexpo, wo regelmäßig gut frequentierte Veranstaltungen, wie z.B. die ‚Foire de Printemps‘ (Mai) oder der ‚Bazar international‘ (November/Dezember), stattfinden.

Im Gebäude des Utopolis kann man den Tag in einem der vielen Cafés und Restaurants ausklingen lassen oder sich bei einem US-Blockbuster entspannen (in Luxemburg werden die Filme übrigens fast ausnahmslos in der Originalsprache gezeigt).

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Wer das Großherzogtum Ende August/Anfang Oktober besucht, den wird es wahrscheinlich, wie halb Luxemburg, auf den Glacis ziehen, wo jedes Jahr zu dieser Zeit die Schobermesse stattfindet, eine Art riesige Kirmes mit Fahrgeschäften aller Art, Schießbuden, Spielhöhlen und natürlich den obligatorischen Süßigkeiten. Doch vor allem die verschiedenen Restaurants mit ihren deftigen Wurst- und Fischgerichten und die beliebten Trinkbuden locken Besucher aller Altersklassen auf das Limpertsberg-Plateau, wo laute Musik und Lichtshows die Nacht zum Tag werden lassen. Hat man diesen Termin verpasst, bleiben aber noch viele andere Möglichkeiten, den Tag standesgemäß abzuschließen.