Die schönsten Motorradstrecken Europas – 3 Traumziele
Wer behauptet, dass Roadtrips nur was für Autofahrer sind? Wir haben Motorradblogger-Legende Fred Zagrodnik von motorrad-tourer.com nach seinen 3 Lieblingsstrecken befragt. Hier das Ergebnis:
Fragt man vielgereiste Motorradfahrer nach ihren Traumzielen, wird man mehr unterschiedliche Antworten erhalten als man Personen gefragt hat. Das muss kein Widerspruch sein, sondern spiegelt die Vielfalt der jeweiligen Vorstellungen und Eindrücke wieder und regt zusätzlich die eigene Phantasie an, zu überlegen, was einen wohl selbst am meisten reizen würde.
Ich selbst habe zweieinhalb eigene Traumregionen in Europa. Warum zweieinhalb? Dazu später mehr.
Frankreich – Anspruchsvolle Straßen, tolle Ausblicke und leckeres Essen
Nummer eins: Mehrmals zog es mich schon in den Südwesten Frankreichs. Neben den Rhône-Alpen, die mit ihren spektakulären Pässen und grandiosen Aussichten für sich schon ein Zungeschnalzen verursachen, haben es mir aber deren Mittelgebirgs-Ausläufer angetan. In den Regionen Le Gard, Drôme, Cevennen und Ardeche hat man neben zum Teil rauer, felsiger Landschaft mit winkeligen kleinen Sträßchen vor allem ein tolles Erlebnis: Man muss sich die Straße nicht mit hunderten anderer Motorradfahrer teilen. Volle Konzentration auf die anspruchsvollen Straßenführungen und die oftmals überraschenden Ausblicke, die sich nach der nächsten engen Kurve oder Spitzkehre ergeben.
Aber auch am Tagesende hört das Vergnügen nicht auf: Bringt man bei uns die französische Küche oftmals mit mikrobisch kleinen Portionen künstlich wirkender Zusammenstellungen nur unter dem Show-Gesichtspunkt zueinander passender Nahrungsmittel in Verbindung, wird man dort vom Gegenteil eingefangen. Hier findet man bei den Menschen wie beim Essen zwei Eigenschaften: Ehrichkeit und Bodenständigkeit. Regionale Besonderheiten wie die süße Zwiebel im Le Gard oder spezielle Käsesorten verwöhnen den Gaumen UND durch reichhaltige Portionen auch den Magen und werden durch die Vielfalt regionaler Weinsorten abgerundet.
Rumänien – Das Mekka für jeden Motorradfahrer
Nummer 2 meiner europäischen Motorrad-Traumregionen habe ich im vergangenen Sommer kennengelernt: Wenn mich noch einmal jemand „in die Walachei“ schicken will, frage ich nur noch, ob ich mein Motorrad mitnehmen darf. Nur, um dann von der Walachei mehrmals durch das Transfaragasan-Gebirge nach Transsylvanien und wieder zurück zu fahren. Die südlichen Karpaten Rumäniens haben mich in ihren Bann gezogen! Hier kann man tatsächlich Landschaften sehen, die nicht nur in Hochglanzbroschüren als unberührt bezeichnet werden, sondern in denen man oft stundenlang auch mit dem Motorrad unterwegs sein kann, ohne jemanden zu treffen. Mehrmals musste ich auf meiner „Carpe-Carpati-Tour“ anhalten, weil ich von dieser Landschaft so ergriffen war! Was für ein Gefühl: Allein mit dem eigenen Motorrad und einer faszinierenden, wirklich teilweise atemberaubenden Landschaft!
Und auch die häufig gehörten Vorurteile hinsichtlich hoher Kriminalitätsraten kann ich nicht bestätigen: Die Menschen, nicht nur entlang der spektakulären Hochgebirgs-Panorama-Straße Transfagarasan, die ich mal als ein „Mekka“ für Motorradfahrer bezeichnen möchte, sind zwar alles andere als reich, aber wissen sehr genau zwischen „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden.
Norwegen – Hunderte Kilometer entlang der Küste
Bleibt die halbe Traumregion übrig. Hierbei handelt es sich um die Küstenstraße zu den Lofoten Norwegens. Dabei handelt es sich um kleine aber qualitativ überwiegend gute Straßen entlang der Fjordküste Norwegens. Das ist nichts für Motorradfahrer, die „Strecke machen“ wollen, denn es geht hunderte von Kilometern in gewundenen Schlängelkursen und häufig mit dem gleichzeitigen Blick aufs offene Meere einerseits und den steil aufragenden Bergen auf der anderen Straßenseite voran. Leider konnte ich nach ausführlicher Planung und Vorbereitung dieser Tour im Jahr 2012 selbst wegen akuter gesundheitlicher Probleme dann doch nicht mitfahren. Aber die Erzählungen meiner Partner, die dann ohne mich losfahren mussten, ihre Fotos und auch privaten Videoclips haben mich in zwei Punkten bestärkt: Die Auswahl des Reiseziels Polarkreis mit Streckenabschnitten an der Fjordküste war richtig und ich muss und werde diese Tour unbedingt zu einem anderen Zeitpunkt nachholen. Deswegen zähle ich diese Strecke bislang nur als „halbe“ Motorrad-Traumstrecke Europas von mir.
Mein größter Traum ist ja, einmal eine Motorrad Tour durch Portugal zu machen. Die Strecke durch Rumänien finde ich allerdings jetzt auch ganz spannend, ich denke, dass es da viel zu entdecken gibt.
Allerdings muss ich da noch etwas sparen, weil ich auf keinen Fall zelten möchte (ganz abgesehen davon, dass ich mir damit den ganzen Stauraum zubaue….).
Und geplant sind dafür auch neue Motorradreifen. Das ist mir nämlich ein Graus, wenn ich mir vorstelle, dass ich nicht richtig auf die neue Strecke vorbereitet fahre… Oder ich eine Strecke nicht nehmen könnte, weil ich es mit den alten Reifen nicht riskieren kann.
Ich fänd als Reiseroute auch Marokko spannend, da müsste man natürlich erst einmal hingelangen, eine Fähre nehmen oder so. Aber in Zagreb durch die Hitze zu fahren…. Das stell ich mir malerisch vor!