Südafrikas Eulenhaus – Kunstwerk oder Irrenanstalt?

Nieu-Bethesda, 31° 52′ S, 24° 33′ O. 40 km Schotterpiste muss man auf sich nehmen, will man diesem Kaff mitten im Karoo einen Besuch abstatten. Doch warum sollte man das wollen? Na weil dort eine Geisteskranke ihr Haus in eine Geisterbahn verwandelt hat! Okay, offiziell ist die Rede von „South Africa’s finest example of outsider art”. Doch nach geschlagenen zwei Stunden in Wohnräumen und Garten bin ich der festen Überzeugung: Hier spukt es! Da hilft es natürlich nicht wirklich, dass das Bett, in dem die „Künstlerin“ sich im Alter von sage und schreibe 78 Jahren das Leben nahm, unverändert sein Dasein fristet. Aber erst einmal zu den Fakten.

Wie in einer anderen Welt: Zu Gast bei Helen Martins

Von außen wirkt das Owl House eher unscheinbar. Nur ein paar Eulenskulpturen auf der Veranda deuten darauf hin, woher das heutige Museum seinen Namen hat. Doch sobald man die Räumlichkeiten des ehemaligen Wohnhauses von Helen Martins betritt, wird einem irgendwie anders zumute. Aus den bunten Milchglas Fenstern starren einem zu hämischem Grinsen verzogene Fratzen entgegen, in den Ecken kauern selbstgenähte Puppen, und Kerzenhalter in Menschenform scheinen jede deiner Bewegungen mitzuverfolgen. Hinzu kommt ein faszinierendes Licht- und Farbenspiel, das die Zimmer mit Hilfe von Spiegeln alle paar Sekunden in ein anderes Licht und gleichzeitig das eigene Gemüt in eine neue Stimmung taucht. Fremdartig. Unweltlich. Das pure Entsetzen!

Schon nach wenigen Minuten, halte ich es nicht mehr aus. Ich muss an die frische Luft! Das natürliche, ungebrochene Licht verschafft sofort Linderung. Doch dann merke ich: Ich bin nicht allein. Ich bin umzingelt von Tausenden und Abertausenden Skulpturen, deren Blicken ich wohl nie mehr entkommen kann. Während ich durch den Garten streife, spüre ich regelrecht, wie sich mir die toten Augen der Betonfiguren in den Rücken bohren. Mit ausgestreckten Fingern, versuchen sie mich zurückzulocken. In die Welt von Helen Martins.

Das Owl House in Nieu-Bethesda: Ein Must-See für Horrorfans und Geisterjäger

Bis heute bin ich der festen Überzeugung, hier meine erste Begegnung der dritten Art gemacht zu haben. Ja, vielleicht war es nur ein unregelmäßiger Lichteinfall, den ein Spiegel wie ein vorbeihuschendes Gespenst erscheinen ließ. Vielleicht war es aber auch Helen Martins selbst, die auch nach ihrem Tod, der selbst geschaffenen Fantasiewelt nicht entfliehen konnte. Fakt ist: Laurens konnte nur laut lachen, als er die Angst in meinem leichenblassen Gesicht erblickte. Nur ein schlechtes Ablenkungsmanöver, um das eigene Entsetzen zu verbergen?

Wie dem auch sei: Auch heute, knapp 5 Jahre nach unserem kurzen Abstecher nach Nieu-Bethesda, läuft es mir noch kalt den Rücken runter, wenn ich an das Eulenhaus zurückdenke. Schaurig schön mag es ja sein, das Lebenswerk dieser missverstandenen und zutiefst unglücklichen Frau. Doch die Erinnerung daran ist definitiv mehr schaurig denn schön.

Aber urteilt selbst:

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