Roxborough State Park – Urzeitliches Kleinod zwischen Golfplatz und Luxusvillen
Von Indianern und anderen Mythen
Unser Faible für Männer in Hüten und Boots ist ja mittlerweile wohlbekannt. Da wir nun aber schon mal da waren, wollten wir auch den Ureinwohnern dieses so beeindruckenden Kontinents eine Chance geben, unser Herz zu erobern. Bunter Federschmuck, den Körper durchdringende Trommelrhythmen und altehrwürdige Häuptlinge mit von Falten durchfurchten Gesichtern – das waren die Bilder, die sich in unseren Köpfen regten, als wir das 12th Annual Market and Pow Wow im Tesoro Cultural Centre in Morrison in letzter Minute in unsere Reiseplanung aufnahmen. Doch sie haben gründlich verschissen. Denn anders als unter den Cowboys, die sich sogar trotz Hurricane-Warnung auf den Rücken ihrer Pferde schwangen, suchten wir hier vergeblich nach Männern wie Kokoum, deren Brust die roten Bärenpfoten mit Recht hätte tragen dürfen. Die stolzen Krieger sind nicht mehr. Ihre verweichlichten Schatten werfen sich die maskenhaften Kostüme, deren Umfang die unmuskulösen Körper vergeblich auszufüllen versuchen, meist nur noch zur Touristenbelustigung über, und trauen sich nicht mal mehr, einen Fuß vor das Teepee zu setzen, sobald auch nur eine Wolke am Himmel vorüberzieht. Ein paar Tropfen sorgten somit dafür, dass das groß angekündigte Ereignis ausfiel. Und zu allem Überfluss wurde uns nicht einmal unser Geld zurückerstattet. Eine Sauerei, was die sich herausnehmen zu können glauben! Aber das alles wussten wir heute noch nicht. Als wir den Roxborough State Park ansteuerten, waren wir noch guter Dinge und mit der Welt im Einklang. Und wir sollten es auch noch eine ganze Weile bleiben.
Roxborough State Park – wie aus einer anderen Welt
Eigentlich nur gedacht, um die Zeit bis zum ja ach so hochgelobten Pow Wow am darauffolgenden Tag totzuschlagen, wurde aus dem südwestlich von Denver gelegenen State Park schnell einer unserer persönlichen Lieblinge. Es sind die Entdeckungen solcher touristenfreien, ja auf der Landkarte kaum als Sehenswürdigkeit vermerkten Gegenden, die einen gelungenen Urlaub ausmachen. Die 300 Millionen Jahre alten Flat-Iron-Formationen aus rotem Sandstein, welche aus Erosionen der urzeitlichen Rocky Mountains entstanden sind und nun im Roxborough State Park aus dem Boden ragen, sorgen schon von weitem dafür, dass einem der Unterkiefer bis auf die Knie sinkt. Wie eine Fata Morgana tauchen sie plötzlich zwischen Golfplatz und Luxusvillen aus dem Nichts auf und lassen einen erst einmal an ihrer Echtheit zweifeln. Die jedoch mehr als handfesten Überbleibsel aus einer anderen Zeit wirken auch auf den zweiten Blick noch wie eine künstlich angelegte Parklandschaft. Umso erstaunter waren wir, als uns die Plakate im Infozentrum dieses Familienwochende-/Seniorenausflugsziels Schwarzbären und Pumas versprachen. Gesehen haben wir davon zwar nichts, doch allein das Gefühl, dass einem hinter jeder Böschung eine Großkatze auflauern oder ein Bärenjunges entgegentapsen könnte, hat die 7 Dollar Eintritt (pro Auto, versteht sich!) schnell wettgemacht. Und der einsame Präriehund sowie die paar Schlangen, die unseren Weg kreuzten, sind natürlich auch nicht zu verschmähen. Von der Pflanzenvielfalt ganz zu schweigen! Falls man sich denn für so etwas begeistern kann. Wir sind wohl eher banausenhaft angehaucht, sobald es um die Flora geht. Trotzdem ist der Roxborough State Park, welcher von schmalen Trampelpfaden bis zu geteerten Spazierwegen und kürzlich angelegten Aussichtsplattformen so ziemlich alles zu bieten hat, was das aufkeimende Wandererherz begehrt, auf jeden Fall einen Besuch wert. So hatte der ganze Indianer-Hickhack am Ende also doch noch sein Gutes und wir können einen weiteren State Park auf unserer Liste abhaken. Denn auch wenn sie um ein Vieles kleiner sind und natürlich nicht mit ganz so diversen Landschaften auftrumpfen können wie einige ihrer großen Geschwister, spricht schon allein die Tatsache, dass sich nur wenige Touristen hierhin verirren, für einen kurzen Zwischenstopp in mindestens einer dieser Goldgruben.
„Bunter Federschmuck, den Körper durchdringende Trommelrhythmen und altehrwürdige Häuptlinge mit von Falten durchfurchten Gesichtern – das waren die Bilder, die sich in unseren Köpfen regten…“ Schubladen Denken vom feinsten!! Schade, dass ihr euch nicht mit den Ureinwohner unterhalten habt, so wie mit anderen Amerikanern, wie ihr es oftmals schreibt. Ich denke ihr hättet schnell mitbekommen, dass es eher bedauerlich und trauig ist, wie sehr die Ureinwohner der USA vernachlässigt, gedemütigt und somit in Armut und Alkoholismus gestürzt wurden und immernoch werden. Dabei noch die Ausdauer zu haben seine Traditionen zu zelebrieren (bzw. es zu versuchen), unter anhaltender Diskriminierung, sollte wohl eher hoch anerkannt werden, als sich darüber zu beschweren.
Ich bin ebenso großer Fan der USA. Allerdings kann ich es nicht gutheißen, was vor Jahrhunderten mit dem einstigen Land der Native Americans passiert ist und ihren Menschen angetan wurde. Dummheit und Ignoranz der Kolonialisten haben sie in großes Elend gestürzt. Sie wurden abgeschlachtet, beraubt und der Rest von ihnen in Reservate gesteckt. Das scheint alles vergessen zu sein.
Euer Blog ist sehr interessant. Ich finde es klasse, dass ihr euch genauso für die USA begeistert und auch über Bundesstaaten schreibt, die keinen so großen Touristenüberlauf haben. Nur leider ist es sehr schade, dass ihr die Ureinwohner so abtut und pauschalisiert. Das hätte ich nicht erwartet, wo ihr doch schon sehr viel Zeit in den Staaten verbracht habt.