Trentino Wein & Gardasee kulinarisch entdecken

„Le faccio vedere la cantina e poi assagiamo i nostri vini insieme!“, sagt Anna Marzadro zu Corinne. Corinne steht ein bisschen ratlos und verloren zwischen den Olivenbäumen. Zum Glück habe ich vor unserer Trentino Reise meine Italienischkenntnisse aufgebessert:“ Lei non parla italiano, ma io l’ho imparato all’università!“ Dieser einfache Satz war für Anna Einladung genug, um mir die gesamte Geschichte des Weinguts und ihrer Olivenmanufaktur zu erklären – auf Italienisch.

Unser Besuch bei der Weinkellerei und Olivenmühle Madonna delle Vittorie war der Anfang unserer kulinarischen Reise durch Trentino, nördlich vom Gardasee. In diesem Beitrag stellen wir eine Reihe kulinarischer Spezialitäten aus Trentino vor: von Olivenöl über Wein bis Eis.

Madonna delle Vittorie – Olivenöl aus Norditalien

Olivenöl kommt normalerweise aus dem Süden, wie bspw. aus Apulien. Doch das Mikroklima in Riva del Garda ermöglicht am nördlichen Gardasee den Olivenanbau direkt am Rande der Alpen. Trentino ist damit die nördlichste Region für die Herstellung von Olivenöl. Das liegt primär am Wind. „Morgens weht der Peler-Wind aus dem Norden. Ab 13:00 weht der Ora del Garda“, erklärt Anna, die seit ein paar Jahren die familieneigene Grappabrennerei verlassen hat, um in Riva Wein und Olivenöl herzustellen.

Anna führt uns durch die modernen Verkostungsräume ihrer „Cantina“, wo wir erstmal lernen müssen, wie man Olivenöl verkostet: Wer es nicht mit den Händen aufwärmt, ist schonmal gleich als Laie enttarnt. Und einen persönlichen Tipp von mir gibt’s obendrauf: Immer nur einen kleinen Schluck nehmen. Außer du möchtest danach 5 Minuten lang husten und rein gar nichts mehr schmecken.

Uns hat am Besten der „Denocciolato“ geschmeckt, der mit nur 6 Liter pro 100 Kilo Oliven einen sehr niedrigen Ertrag mit sich bringt und deswegen absolute Spitzenqualität vorzeigen kann.

Danach geht es an die Weinverkostung. Das Weingut bewirtschaftet 37 Hektar, was für die Region Trentino recht überschaubar ist. Für Anna ist die Arbeit als Kellermeisterin noch neu und sie freut sich beim Verkosten jedes weiteren Weins genauso sehr wie ich. Und mit jedem Glas wird die Freude ansteckender. Nach 2,5 Stunden ist ach Corinne nur noch am Lachen, obwohl sie ja eigentlich gar kein Italienisch kann.

Meine persönliche Weinempfehlung ist die Cuvée aus Lagrein, Merlot und der lokalen Rebsorte Teroldego. Dieser Wein wurde von Anna ins Sortiment eingeführt und 18 Monate im Barrique ausgebaut.

Trentino kulinarisch: lokale Schnäpse aus Valle di Ledro

In Pieve liegt etwas unscheinbar die kleine alte Apotheke der Familie Foletto. Von draußen würde man nicht vermuten, dass hier die beliebtesten Schnaps-Spezialitäten der Region entstehen.

Die Familie Foletto führt seit 5 Generationen die lokale Apotheke. Und neben dem Mischen von Medikamenten, hat sich die Familie auch auf das Schnapsbrennen spezialisiert. Das kleine angebaute Museum erklärt recht anschaulich die Familiengeschichte.

Das Highlight ist aber das Probieren der Schnäpse. Der Klassiker ist Amaro Ledro, ein Bitterschnaps, der vermutlich gut für die Verdauung ist. Besser schmeckt allerdings der Picco Rosso, der trotz seines Alkoholgehalts von 61% noch angenehm nach Erdbeere und Himbeere schmeckt.

Unsere Likörempfehlung: Wer kein Herz für Bitterschnäpse hat, sollte sich Limoncello und Arancello nicht entgehen lassen, die durch das Geheimrezept der Familie nicht so süß sind, wie die Dinger, die man sonst in der lokalen Pizzeria bekommt.

Direkt hinter der alten Apotheke liegt die Nido Verde Bar, wo sich die lokale Jugend trifft. Hier kann man live beobachten, dass die traditionellen Schnäpse noch eine Zukunft haben. Denn die Bar ist spezialisiert auf Cocktails mit Picco Rosso und Amaro Ledro. Meine Empfehlung ist der Ledermule. Mische 2 CL Picco Rosso mit 2 CL Amaro Ledro, etwas Limettensaft und Ginger Beer – und der Spaß kann beginnen!

Bosc de Meneghi – Bio-Produkte aus Trentino

Elisa ist eine der sympathischsten Personen, die wir auf unserer kulinarischen Reise durch Trentino kennengelernt haben. Die ehemalige Rechtsanwältin entschloss sich vor wenigen Jahren für eine neue Karriere. Sie hat sich dem Bio-Anbau von Kräutern, Wein und Früchten verschrieben.

Man hatte uns vor Elisa gewarnt! Sie sei die Hexe aus Valle di Ledro. Doch auch wenn sie für jedes Wehwehchen ein alternatives Heilrezept hatte, sah die Mitdreißigerin nicht wie eine Hexe aus. Vielmehr wirkte ihr Enthusiasmus so ansteckend, dass Corinne und ich uns kurz überlegten. unsere Karrieren an den Nagel zu hängen und mit dem Bio-Weinbau in Trentino neu durchzustarten.

In einer Waldschneise kultiviert Elisa Früchte wie Johannisbeeren, Kräuter wie Minze und Thymian und baut Weinreben an. Alles ist hier biodynamisch. Um die lästigen Mücken und anderes Ungeziefer von ihren Pflanzen fernzuhalten, hat sie einen Karpfenteich angelegt. Nach der beeindruckenden Körpermasse der Fische zu urteilen, zieht der Teich jede Menge Insekten an.

In der Mitte ihrer Plantage führt Elisas Familie ein kleines Geschäft mit Restaurant. Im Sommer kann man hier die lokalen Erzeugnisse in einem Abendmenü verkosten. Ansonsten bereitet die Familie auch gerne ein zauberhaftes Frühstück vor.

Trentino Wein von Mezzacorona – der sympathische Weingigant

Lucio, der Winemaker, ist ein Genießer. Er hat bereits jedes Spitzenweingut im In- und Ausland besucht. Und heute führt er mich durch die beendruckende Anlage der Kellerei Mezzacorona, die Weine für u.a. Rewe und Edeka herstellt.

1.600 Weinbauern bewirtschaften ca. 2.600 Hektar Rebfläche für die Kellerei. Mezzacorona hat eine besondere Philosophie: Das Unternehmen organisiert sich gemeinnützig und die Weinbauern bekommen stets ein bestimmtes bedingungsloses Mindesteinkommen.

Dafür müssen sie aber auch den Qualitätsrichtlinien von Lucio und seinen Önologen-Kollegen folgen. Normalerweise schmecken Weine von großen Kellereien wie einfache Massenware. Das ist nicht der Fall bei Mezzacorona! Und das liegt nicht zuletzt an der Herstellungsweise: Alle Trauben werden hier noch traditionell mit der Hand gepflückt. Die Anlage im Gegensatz ist hochmodern und Computer-gesteuert.

Die Weinspezialität der Region ist der Schaumwein Trentodoc. Er wird hergestellt aus Chardonnay und nach der Methode Champenoise ein zweites Mal in der Flasche vergoren.

Mein persönlicher Trentodoc-Favorit war der Rotari Brut. Bis zu 10% des Chardonnay wird im Fass ausgebaut. Dadurch verleiht man dem Schaumwein genug Body, ohne dass seine Fruchtigkeit verloren geht.

Noch komplexer war der 40 anni Rotari, für den Lucio und seine Kollegen 5 verschiedene Jahrgänge von Chardonnay miteinander verkeltert haben. Dieser Rotari-Schaumwein ist äußerst komplex, mit Aromen von Nelke, Zimt und Honig.

Trentino Wein – Wichtige Rebsorten

Lagrein: Kommt eigentlich aus Südtirol. Ergibt schöne Rotweine, die oft etwas nach Kakao duften

Teroldego: Lokale Rebsorte aus Trentino. Ergibt trockene Rotweine mit dezenten Mandelaromen

Nosiola: Autochthone Weißweinsorte. Die Jungweine duften stark nach Pfirsich. Ältere Tropfen haben mehr Gewicht, mit Aromen von Gras und Honig

Pinot Grigio: Auf Deutsch Grauburgunder. Trentino ist perfekt für den Anbau dieser Rebsorte, da das Wetter hier ausgewogener ist als im Veneto und man die Trauben 2 Wochen später ernten kann.

Lokale kulinarische Spezialitäten verkosten in Trentino

  • Fior die Latte Eis mit Olivenöl
  • Carne Salada in der Osteria La Torre in Pieve
  • Schnapscocktails in der Nido Verde Bar in Pieve
  • Trentodoc-Schaumwein – am besten der Rotari
  • Lagrein-Rotwein von Madonna delle Vittorie
  • Picco Rosso von Foletto
  • Frühstück bei Bosc de Meneghi in Pur
  • Prähistorisches Abendessen im Restaurant Locanda Tre Oche in Molina di Ledro

Unsere Hotelempfehlung: das Eco Ambient Hotel Elda in Frazione Lenzumo. Das familiengeführte Hotel besitzt schöne und gepflegte Zimmer mit Bergblick, einen Wellnessbereich und einen Außenpool. Dazu steht der Familienvater jeden Morgen um 4 auf, um Brot und Kuchen für das Frühstück zu backen.