Denver, Colorado – Queen City oder Beggar Town?

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civic-center-denver-coloradoEinst als „Queen City of the Plains“ verehrt, erinnert heute nur noch der Name des ortsansässigen Basketballteams an die wahrhaft goldenen Zeiten der 600.000-Einwohner-Hauptstadt des Bundesstaates Colorado. Die frühere Goldgräbermetropole Denver in Colorado hat über die Jahre stark an Glanz einbüßen müssen und bedürfte dringend einer neuen Politur.

Denver, Colorado: Süden

Während die stoische Größe des Colorado State Capitol und des etwas kleiner geratenenen City and County Buildings einem zwar immer noch unwillkürlich die city-and-county-building-denver-coloradoDemut ins Gesicht treibt und sich auch auf Fotos sehen lassen kann, hat der beide Bauten verbindende Civic Centre Park eine Grundsanierung nötig. Zwar platzt der Kalender für dieses Stückchen Grünfläche im Zentrum von Denver, Colorado aus allen Nähten, doch bewegt man sich hier außerhalb der Festivalzeit, ist man wortwörtlich allein unter Bettlern.

Auch die daran angrenzenden und als architektonische Meisterwerke angepriesenen Gebäude des Denver Art Museums können trotz ihrer prominenten Väter beim Laien nur art-museum-denver-coloradowenig Begeisterung hervorrufen. Weder die Tatsache, dass der graue festungartige Klotz des North Buildings aus Millionen reflektierender Glasfliesen besteht, noch die unkonventionelle Form des von Daniel Libeskind designten, titanium-verkleideten Frederic C. Hamilton Buildings können die depressive Stimmung, die diese unweigerlich verbreiten, wettmachen.

Das Gefühl der Niedergeschlagenheit wurde bei unserem Besuch in den Denver, Colorado zusätzlich dadurch verstärkt, dass wir weit und breit die einzigen Menschen denver-art-museum-coloradowaren, die sich in die bleifarbene Einöde zwischen 13th und 14th Avenue wagten. Lediglich zwei bronzene Riesenkühe am südlichen Ende des Platzes gaben sich die Ehre und gesellten sich zu uns.

Denver, Colorado: Norden

Doch Denver, Colorado besitzt auch Ecken, an denen man noch die ein oder andere Menschenseele antrifft. Allen voran die 16th Street, eine knapp 2 km lange world-trade-center-denver-coloradoFußgängerzone im Nord-Westen der Stadt. In dieser autofreien und zugleich dicht bevölkerten Gegend muss man lediglich aufpassen, dass man nicht von der Straßenbahn überfahren oder von den Menschenmassen mitgerissen wird.

Sonst findet man hier alles, was das Shopping-, Feinschmecker- und Entdeckerherz begehrt. Sogar das World Trade Center ist mit von der Partie. 1625 Broadway lautet die Adresse, an der seine Twin Towers stolz, wenn auch nur 99, bzw. 109 m in die Höhe ragen. Kuriositäten gibt es in Denver, Colorado also so einige, doch die Herde kleiner, blauer 2D-Bisons am nördlichen Ende der Straße hat es uns besonders angetan.

cowboy-mural-denver-coloradoJa, die Bisons hätten sogar den Preis für die Hauptattraktion eingefahren, wäre da nicht das trendy Viertel mit dem besonders kreativen Namen LoDo (Lower Downtown), welches sich direkt an die Fußgängerzone von Denver, Colorado anschließt. Der Ende des 19. Jhs rund um die Union Station entstandene und bereits 50 Jahre später zur Pennergegend heruntergekommene Stadtteil, erfreut sich seit einigen Jahren wieder starker Beliebtheit. Neben der Verwandlung von alten Lagerhäusern in teure lodo-denver-coloradoLofts, findet man hier ein scheinbar unerschöpfliches Vorkommen an Clubs, Restaurants, Kunstgalerien und Bars, während man tagsüber die von Eishockeyspielern bis hin zu Cowboymotiven reichenden Murals bestaunen kann.

Trotz solch lebhafter Gegenden und moderner Gebäude wie dem Colorado Convention Center (den blauen Bären sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen, auch wenn wir leider nicht in colorado-convention-center-denverErfahrung bringen konnten, was es mit der Vorliebe der Denveraner für blaue Tiere auf sich hat), ist Denver, Colorado keine Stadt für zwei Nächte. Nach einem halben Tag hatten wir genug gesehen und waren froh, die Großstadt ein für allemal hinter uns zu lassen und endlich mit der Erkundung der unendlichen Weiten und farbenfrohen Canyons des Wilden Westens zu beginnen.