Rocky Mountain National Park, Colorado – von Asthmaanfällen und Elchattacken

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chipmunk-rocky-mountainsNach der Landung am Denver International Airport und einer angeregten Diskussion mit dem Personal der Autovermietung vor einem winzig geratenen Klein(st)wagen, gings erst einmal knapp 130 km, vorbei an der ehemaligen Hippie- und heutigen Universitätsstadt Boulder, nach Estes Park, einem kleinen Urlaubsort am Eingang des Rocky Mountain National Park, Colorado. Der frühere Skiort ist spätestens seit der Verfilmung von Stephen King’s The Shining vor allem für das über der Stadt thronende Stanley Hotel bekannt. Das im neoklassizistischen Stil estes-parkerbaute Hotel soll den (für uns als Germanisten im doppelten Sinne) Horror-Autor während eines Aufenthalts im angeblichen Geisterzimmer 217 zu diesem „Klassiker“ inspiriert haben. Anders als oft behauptet, wurde die Verfilmung mit Jack Nicholson jedoch nicht hier, sondern komplett im Studio abgedreht, während das fast 2000 km entfernt am Mount Hood in Oregon stehende Overlook Hotel für die Außenaufnahmen herhalten musste. Doch keine Angst: spuken tuts hier trotzdem. Da wir aber eigentlich gar rockies-schneekeine Lust hatten auf nächtliche Geistersaufgelage im Ballsaal und dafür schon gar keine 200 Dollar zahlen wollten, landeten wir schließlich in der sowohl geographisch als auch vom Standard her etwas tiefer gelegenen, doch überaus gemütlichen Discovery Lodge. Schnell die Koffer ausgepackt, Wanderkleidung angelegt und schon standen wir am Tor zum ersten Nationalpark dieser Rundreise.

Schneewanderung durch die Rockies bei 20 Grad Außentemperatur

bear-lake-trailDen ersten Tag wollten wir gemütlich angehen lassen, und so machten wir uns auf zum Bear Lake Trailhead, einem, der leichteren Kategorie angehörenden und – wie wir zu unserer Enttäuschung fesstellen sollten – daher anscheinend auch überaus beliebten Wanderweg. Da der Schnee hier Anfang Mai teilweise noch kniehoch liegt, dauerte es jedoch nicht lange, bis die Besucherströme anfingen, sich zu lichten. Waren wir an den ersten beiden Seen namens Nymph und Dream Lake (leider entsprechen die Erwartungen, die diese kitschigen Namen kleine-pause-rocky-mountainserwecken, in keinster Weise der eher tümpelhaften Wirklichkeit) noch von Familien mit Kleinkindern umzingelt, fühlten wir uns spätestens am Emerald Lake wie die Entdecker einer neuen, unbekannten Welt. Denn während die Außentemperatur angenehme 20 Grad betrug, schlummerte der im Schatten des Hallett Peak gelegene „Smaragd-See“ bear-lake-wanderwegnoch unter einer dicken Eisschicht. Als wollte sie dessen friedlichen Winterschlaf nicht stören, hatte sich auch die restliche Natur in eine paradiesischen Stille gehüllt. Überwältigt von diesem menschenleeren Fleckchen Erde wurden sogar wir – deren normale Unterhaltungen sonst regelmäßig zu Beschwerden wegen nächtlicher Ruhestörung führen – plötzlich ganz schweigsam. Wenn auch nur für ein paar Minuten. Denn hey, manche Leute reden halt einfach gerne. Und vor allem laut. So verwundert es wohl auch nicht, dass wir den Rückweg ganz alleine nymph-lakebestritten. Doch hier, in den Rocky Mountains von Colorado, scheinen die Tiere so zahm zu sein, dass sie sich nicht einmal von einem startenden Hubschrauber verscheuchen lassen. Denn das ungefähr käme dem Geräuschpegel gleich, der uns normalerweise begleitet. Und so kam es denn auch wie es kommen musste: auf dem Nachhauseweg haben wir unseren ersten Elk gesichtet. Leider handelt es sich dabei in den USA nicht um einen echten Elch (einen solchen sollten elk-rocky-mountainswir auch bei dieser Amerika-Reise nicht zu Gesicht bekommen), sondern um den extrem gemeinen Wapiti-Hirsch. Trotzdem waren wir zutiefst überwältigt von unserer ersten Wildlife-Sichtung und freuten uns, dass die Gemächlichkeit der großen Tiere uns genügend Zeit für eine gelungene Fotoausbeute verschaffte.

Zweiter Tag im Rocky Mountain National Park Colorado: auf den Spuren waghalsiger Bergsteiger und tollkühner Elkbändiger

rocky-mountains-twin-sisters-peak

rocky-mountain-nationalparkDoch schon am nächsten morgen sollte uns klar werden, dass die riesigen Viecher unseren Weg wohl noch des Öfteren kreuzen würden. Der 2. Tag begann nämlich mit einer regelrechten Elk-Invasion. Als wir kurz – oder vielleicht eher lang – nach Sonnenaufgang die Motelzimmertür aufstießen, um frohen Mutes ins Freie zu treten, fing das Gebüsch neben den parkenden Autos plötzlich verdächtig an zu twin-sisters-peak-trailheadrascheln. Schnell stand fest: wir waren in einen Hinterhalt geraten. Nur wenige Minuten nachdem wir das erste Schmatzen vernommen und die ersten gespitzen Ohren erblickt hatten, waren wir von den fast zwei Meter hohen Tieren umzingelt. Eine ganze Herde hatte sich unser Camp fürs Frühstücksbuffet ausgesucht. Aber auch für mich war dies ein gefundenes Fressen, wodurch sich unser Zeitplan etwas verschieben sollte. Nach genau 42 zwanghaften Klicks auf den Auslöser, schaffte es Laurens endlich, mich davon zu überzeugen, dass ich jetzt wirklich twin-sisters-peak-trailgenug Bilder von den eigentlich nicht wirklich spannenden Tieren hatte, und so machten wir uns – mit mehrstündiger Verspätung – auf zu der geplanten Tageswanderung auf die 3483m hohen Twin sisters peaks. Da sich außer uns alle anderen Besucher brav an die Vorgaben der Ranger gehalten und den twin-sisters-peakBerg im Morgengrauen bestiegen hatten, um der drückenden Mittagshitze zu entgehen, sollten wir die Natur auch heute ganz für uns allein haben. Durch Nadelwälder und Geröllwiesen führt der Weg über fast 6000 Weiten- und 767 Höhenmeter auf den 273-höchsten Gipfel im Bundesstaat Colorado. Das klingt auf den ersten Blick nicht wirklich beeindruckend, und auch der zweite macht es leider nicht spannender. Aber wenn man schon mal in den Rockies und somit in einer der berühmtesten Bergregionen der Welt ist, sollte man doch wapiti-hirschwenigstens einen dieser Giganten bezwingen. Für Anfänger mit regelmäßigen Asthmaanfällen kommen die Twin sisters da gerade recht. Und auch die Aussicht kann sich sehen lassen. Aber das beste: runter gehts mindestens doppelt so schnell, und tausend mal leichter. Zurück im Motel gabs dann eine erneute Überdosis Elk, denn dieses Mal hatte es grillen-estes-parksich eine Herde von mehr als 30 Tieren auf dem örtlichen Golfplatz gemütlich gemacht, und war auch Besuchern gegenüber sehr wohl gestimmt. Da wir es aber nicht übers Herz brachten, eins der freundlichen Tierchen abzuschlachten, mussten wir am Abend mit gegrillten Würstchen und den obligatorischen Maiskolben vorliebnehmen. Doch ein kurzer Ausflug in den ebenfalls nahezu unvermeidlichen Hot Tub, den wir uns mit einem sehr freundlichen, aber außerordentlich aufdringlichen Herrn teilen mussten, ließ uns das verpasste Steak und die Leere im Magen schnell vergessen.

Mit der US Route 34 quer durch den Nationalpark

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rockiesDer dritte und letzte Tag im Rocky Mountain National Park, Colorado führte uns schließlich quer durch das Naturschutzgebiet. Der US Route 34 nach Süd-Westen folgend, gings durch grüne Täler und über auch im Mai noch schneebedeckte Pässe Richtung Grand Lake. Außer, dass man sich hier kontinuierlich entlang des Continental Divide bewegt, hat die Route aber nicht allzuviel zu bieten. Und spätestens nach dem 3. Erklärungsschild – diesen begegnet man hier nämlich echt alle paar Meter – hat dann auch die Trennungslinie, die die Flüsse, deren Weg in continental-divideden Atlantik führt, und jene, die irgendwann in den Pazifik münden, voneinander scheidet, jeglichen Reiz verloren. Und so waren wir froh, als wir den Parkausgang erreicht hatten und uns endlich den wichtigeren Dingen des Lebens widmen konnten: Gold mining towns, here we come!!!!!!

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