Gold Rush, Buffalo Bill, und andere Kuriositäten
Goldminen und andere Schätze
Wer sich ab und an einer der Ausfahrten von den meist 8-spurigen Interstates bedient – sei es, um sich die verschlafenen Dörfer drumherum mal genauer anzuschauen oder auch nur, um eine kurze Pinkelpause einzulegen – dessen Chancen stehen gut, auf eine echte Goldgrube zu stoßen. Ich spreche hier nicht nur gleichnishaft von den unbezahlbaren Einblicken in das Alltagsleben einer amerikanischen Kleinstadt oder den beschrifteten Steingebäuden, die auf den ersten Blick wie eine Filmkulisse für einen 50er-Jahre-Western wirken. Nein, der Wilde Westen ist tatsächlich noch übersät mit alten, wenn auch meist stillgelegten Minen. Natürlich ist da die Versuchung groß, in den ehemaligen Stollen auf Entdeckungstour zu gehen, und die verrosteten Machinenüberbleibsel mal aus der Nähe zu begutachten. Doch in einem Staat, in dem laut Statistik jeder dritte eine Schusswaffe besitzt, ist es nicht leicht, Schilder mit der Aufschrift ‚KEEP OUT‘ oder ‚NO TRESPASSING‘ zu ignorieren. Aber auch die Goldgräberstädte an sich haben so einiges zu bieten.
Idaho Springs – ‚Where the Goldrush Began!‘
Neben anderen kuriosen Warnschildern mit Aufschriften wie ‚Hippies use backdoor‘ oder ‚Do not spit on the side walk‘ gibt es in einigen Städten noch Geschichte zum Anfassen. So wirbt z.B. Idaho Springs auf seinem Willkommensschild stolz mit dem Beisatz ‚Where the Goldrush Began!‘ Hier war es nämlich, wo George A. Jackson am 5. Januar 1859 den ersten wesentlichen Goldfund in Colorado machte. Und so kam es, dass der Goldrausch 60 Jahre nach der ersten Entdeckung der gelben Steinchen in North Carolina und nur 4 Jahre nach Ende des California Gold Rush, auch nach Idaho Springs überschwappte. Heute zeugen nicht nur die typischen Wild West Gebäude im Dorfzentrum, sondern vor allem die rote Argo Gold Mine & Mill am Eingang von den „goldenen“ Zeiten der Stadt. Die von Live-Vorführungen begleitete Führung durch die angrenzende Double Eagle Gold Mine und die alte Mühle, sowie eine Ausstellung von Ausrüstung und Werkzeug der Bergarbeiter geben einen ersten Eindruck von den täglichen Strapazen in den Stollen tief unter der Erde. Spätestens bei dem obligatorischen Goldschürfen, kann sich dann jeder wie ein echter Goldgräber fühlen. So zumindest verspricht es die Website. Denn (wie sollte es anders sein) wir waren mal wieder zu spät, um das gute Ding zu besichtigen, und mussten mit einer alten Dampflok der Colorado and Southern Railroad sowie dem Charlie Tayler Waterwheel vor den Toren der Stadt vorliebnehmen. Wenigstens haben wir so $16 gespart und hatten sogar noch genügend Zeit, um einen kleinen Umweg einzulegen und uns ein weiteres Goldstück namens Central City anzusehen.
Central City – ‚The Richest Square Mile on Earth‘
Auch dieses Fleckchen Erde, welches es erst mit dem Pike Peak Gold Rush auf die Landkarten schaffte und in die Geschichte eingehen sollte, schaut stolz auf seine Goldgräberzeit zurück und prahlt mit dem Beinamen ‚The Richest Square Mile on Earth‘. Zu Glanzzeiten noch Heimat von 10.000 Goldsuchern, nannten in den 1950ern nur noch einige hundert Menschen die Kleinstadt ihr Zuhause. Heute erinnert außer einiger historischer Bauten auch hier nicht mehr viel an die Blütezeit, und trotz mehreren Casinos, welche seit 1991 zur Haupteinnahmequelle werden sollten, bleiben Straßen und Parkplätze leer. Nur ab und zu verirren sich noch ein paar Touristen aus Luxemburg in die ehemalige Hochglanzmetropole.
Golden – Stadt der Bisons, Brewing Companies und Buffalo Bill
Folgt man der I-70 weiter Richtung Denver, gelangt man zu einer weiteren ehemaligen „Goldstadt“ mit dem vielversprechenden Namen Golden (City). Anders als ihre Schwestern konnte Golden seinen Wohlstand vor allem durch seine Nähe zu Denver auch nach dem Rush weiter ausbauen und ist heute Heimat der weltbekannten Molson Coors Brewing Company. Wer sich nicht für das amerikanische Bier begeistern kann, oder, wie wir, auch hier zu spät ist für eine Brauereiführung, der sollte an der Ausfahrt 254 Halt machen und nach Buffalos Ausschau halten. Hier nämlich hat die Stadt Denver ihre hauseigene Buffalo-Herde untergebracht. Und diese besteht auch noch – man sollte es kaum glauben – aus direkten Nachfahren der letzten wilden Buffalos aus ganz Amerika. Also wenn das nicht beeindruckend ist, dann weiß ich auch nicht! Aber einen letzten Trumpf habe ich dann doch noch im Ärmel. Nur so zur Sicherheit. Damit auch hinterher alle glücklich sind. Exit 256 führt nämlich zum Grab eines weltberühmten, ja des US-Amerikaners überhaupt. Hoch oben auf dem Lookout Mountain wacht er weiterhin über die Ebene und die letzten überlebenden Bisons: William Frederic Cody! Wer? Na Buffalo Bill! Der Bisonjäger, US Army Scout, und Begründer des modernen Showbusiness. An der Grabstädte erinnert allerdings nur wenig an den bunten Vogel des Wilden Westens. Nur ein kleines Museum hat sich hier zu seinen Ehren, bzw. zur Touristenabzocke niedergelassen und lässt das Licht der Scheinwerfer ein letztes m§al auf das erfolgsverwöhnte Gesicht der Wild-West-Legende fallen. Doch spannender und vor allem billiger ist es, von hier aus einen letzten Blick auf die Great Plains zu werfen, bevor der Highway einen in die 600.000-Einwohner-Stadt Denver führt.