Yörük Köyu – Ein osmanischer Geheimtipp

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Ratlos werfen wir einen letzten Blick zurück auf den leeren Platz. Ein Platz, der vielen Unterschlupf bieten könnte. Doch nur einer hält tapfer Wache. Ganz allein auf weiter Flur. Ob er hier wohl sicher ist? Ob wir hier überhaupt richtig sind? Warum hat denn sonst niemand seinen Wagen hier abgestellt? Ob wir die 2 Lira wirklich hätten zahlen müssen? 2 Lira! Wie viel war das noch mal?

„Hoşgeldiniz“ ruft uns eine alte Frau entgegen als wir uns endlich in die verlassenen Gassen von Yörük Köyü trauen. Irgendwo hatten wir das schon mal gehört. Doch was bedeutete es nur? Ach, sie hat ja freundlich ausgesehen. Sicher etwas Nettes. Oder etwa doch nicht? „Hoşgeldiniz“ ertönt es zu unserer rechten. Wir nicken höflich zurück. „Hoşgeldiniz“. Auf einmal dämmert es uns: „Das steht doch immer über den Läden in Neukölln! Heißt das nicht irgendwas mit ´Herzlich willkommen´ oder so?“ Ja, und was antwortet man nun darauf? Wir sind völlig aufgeschmissen. Hätten wir unsere Türkisch-Kenntnisse doch bloß etwas aufgefrischt…

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Doch unser Nicken scheint anzukommen. Man sieht uns ja eh an der Nasenspitze ab, dass wir nicht von hier sind. Verrückte Großstattmenschen halt. Orientierungslose Touristen.

Ja, vielleicht hätte ich nicht unbedingt Kupfer wählen müssen, als ich mich zwei Tage zuvor spontan dazu entschied, meine Haare zu färben. Und vielleicht hätten sie auch nicht ganz so kurz werden müssen. Oder liegt es doch an der blau verspiegelten Sonnenbrille? Oder etwa an dem bunten Over-sized-Hemd? Vielleicht hätte ich mich doch etwas dezenter kleiden sollen. Aber immerhin: Arme und Beine sind bedeckt. Wir wären ja sowieso aufgefallen. Das ist doch nichts Schlimmes. Und doch kann ich das ungute Gefühl nicht abschütteln: Zwischen all diesen netten Damen mit ihren von Fältchen gezeichneten und Kopftüchern umrahmten Gesichtchen, fühle ich mich irgendwie… leicht… exhibitionistisch!

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Ja, hier in Yörük Köyü scheinen nicht nur die osmanischen Villen aus einer früheren Zeit zu stammen. Braun und Weiß sind auch in Sachen Kleidung die beliebtesten Farben. Wer durch Yörük Köyü spaziert, hat das Gefühl, in einem Stummfilm hineingestolpert zu sein. Außer natürlich er erkundet die verwinkelten Gassen des kleinen osmanischen Dorfes zur Gebetsstunde. Den Rest des Tages lebt man hier ruhig vor sich hin. Ohne jede Hektik. Und ohne allzu viele Besucher.

Während es im knapp 15 km entfernten Safranbolu nur so von Touristen wimmelt, ist Yörük Köyü trotz seiner Erwähnung im Lonely Planet noch immer ein echter Geheimtipp. Doch wie lange noch, bis der Parkplatz 10 Lira kostet? Bis die engen Gassen vom zermürbenden Klickklack erfüllt werden, welches entsteht, wenn Jahrhunderte alte Pflastersteine auf Stöckelschuhe treffen? Und sich das makellose Braun/Weiß die Farbpalette mit den pinken Jogginganzügen japanischer Tourbustouristinnen teilen muss?

Die ersten Boutiquehotels haben ihre Türen bereits geöffnet.