Badlands National Park – Steine, Gras und stille Geschichten

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Es gibt Orte, die man unbedingt live erleben und mit allen Sinnen aufsaugen möchte. Man hat die tollsten Geschichten gehört, jahrelang Fotos angeschmachtet und scheinbar ewig lang darauf gewartet, sie auf irgendeiner Reiseroute unterbringen zu können. Und dann ist man endlich da. Und alles ist anders als erwartet. Kleiner. Lauter. Dreckiger. Hässlicher halt.

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Und dann gibt es Orte, die eigentlich gar nicht vorgesehen waren. Orte, denen man zufällig begegnet. Orte ohne besonderen Klang und ohne Geschichten. Unscheinbare Orte, bei deren unerwarteter Schönheit man wie ferngesteuert in die Knie sinkt und sich fragt: Warum habe ich noch nie davon gehört? Ein solcher Ort ist der Badlands National Park in South Dakota.

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Der Badlands National Park und wie das Schicksal uns den Weg zeigte

Obwohl Kevin Kostner hier schon vor über zwanzig Jahren den Wolf zum Tanz bat, ist der Badlands National Park bis heute von der Touristenflut verschont geblieben, mit der sich Yellowstone und Grand Canyon herumplagen. Auch wir haben das ´schlechte Land´ nur rein zufällig auf der Landkarte entdeckt und uns spontan dazu entschieden, dem kleinen Nationalpark im Herzen der Great Plains eine Chance zu geben. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Im Gegenteil. Wir waren sogar so von den Badlands beeindruckt, dass sie es bis auf das Coverfoto unseres Blogs geschafft haben.

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Aber was macht diese öde Verwitterungslandschaft inmitten der größten unberührten Gras Prairie Amerikas denn nun so besonders? Genau das: erodiertes Gestein und viel viel Gras. Und vor allem: keine Touristen! Lediglich eine handvoll Hardcore Roadtrip Fans und ab und zu auch mal ein paar orientierungslose Bisons. Sonst gibt es hier nichts. Nur tobende Winde und das Spiel von Licht und Schatten, mit dem sich die Sonne den Tag vertreibt.

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Auch die hier ansässigen Natives lassen sich nur selten blicken. Anders als ihre Brüder vom Stamme der Navajo und Havasupai, scheinen die Lakota Indianer nicht den geringsten Drang zu verspüren, ins Tourismusgeschäft einzusteigen. Hier genießt man die Ruhe und wundert sich über jeden Besucher, den der Weg in die Pine Ridge Indian Reservation findet. Denn absichtlich landet hier niemand.

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Ein Land mit 11.000 Jahren Geschichte

Dabei hat das Land rund um den Badlands National Park noch soviel mehr zu bieten als atemberaubende Natur und einmalige Postkartenmotive. Unzählige Fossilienfunde bezeugen, dass sich schon vor über 11.000 Jahren menschliche Zivilisationen in dieses Land verliebten und trotz seiner Kargheit hier Wurzeln schlugen. In die Geschichte eingehen, sollte die Region allerdings erst durch das traurige Ereignis, das sich hier im Dezember 1890 abspielte, als 150 Männer, Frauen und Kinder unverschuldet ihr Leben lassen mussten.

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Doch wie alles in dieser Gegend, ist auch das Schild, das hier ganz still und leise auf das Massaker von Wounded Knee hinweist, trotz seiner roten Farbe eher unscheinbar. Reglos steht es Straßenrand. Keine Neon Signs. Keine Souvenir Shops. Nicht eine einzige Blume gedenkt der grausamen Tat. Auch hier nur Staub und Stille. Und zwei überglückliche Einheimische, die aus dem Staunen nicht mehr rauskommen, als ein Leihwagen aus Colorado vor ihren Augen zum Stehen kommt. Hier, in ihrem Dorf. Mitten im Nirgendwo. Und dann auch noch mit Insassen, die alles hören wollen. Ihre Geschichten und die Geschichte ihres Landes.

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