Ein Tag in Bloemfontein – versiegte Quellen, abhanden gekommene Wildtiere und bizarre Museumsführungen

Seit der Fußballweltmeisterschaft 2010, kennt die ganze Welt die 250.000-Einwohner-Stadt Bloemfontein. Wir haben die Hauptstadt des Vrystaat bereits 2009 besucht, ein Jahr bevor die Spanier hier ihren Siegeszug antraten. Wozu? Weil Laurens unbedingt ein paar Boeren sehen wollte. Und das Afrikaans Literature Museum. Ganze zwei Tage Hin- und Rückfahrt musste ich dafür in Kauf nehmen. Hätte ich gewusst, was mich erwartet, ich hätte mich wohl noch heftiger gesträubt.

Auf der Suche nach der Fontein in Bloemfontein

Bloemfontein heißt wörtlich übersetzt Blumenquelle. Nur logisch also, dass wir uns als erstes auf den Weg machten, dem Entstehungsplatz der Großstadt einen Besuch abzustatten. Doch der Plan scheiterte schon nach wenigen Minuten. Wo laut unserer Karte die Originalquelle sein sollte, steht jetzt ein unscheinbares Betonscheusal. Auch die Anwohner wissen nichts von einer Fontein. Kein Wunder. In dem 20 Meter breiten Kanal, der mitten durch das Stadtzentrum verläuft, findet man nur vereinzelte Wassertropfen. Sonst grauer Beton. Wasser scheint die Erde um Bloemfontein nur selten zu sehen. Dementsprechend vergeblich sucht man auch nach den versprochenen Blumen.

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Und wo ist das Game in der Franklin Game Reserve?

Giraffen, Strauße und etliche Gazellenarten verspricht die Website der mitten im Stadtzentrum von Bloemfontein gelegenen Franklin Game Reserve. Platz der Geparden, bedeutet der Sesotho Name der Stadt. Im Lonely Planet ist die Rede von einem Australier, den ein Wildebeest durch den halben Park gescheucht haben soll. Wir freuten uns auf unsere ersten Begegnungen mit der südafrikanischen Fauna und sahen… einen einzigen Dassie. Und viele, viele Hufspuren. Ganze zwei Stunden irrten wir zu Fuß durch den Wildpark auf dem Naval Hill, schlugen uns durch das Dickicht und klettern auf Termitenhügel. Alles vergeblich. Die einzige Giraffe, die wir zu Gesicht bekamen, war die auf dem Empfangsplakat. Auf dem übrigens auch stand, dass es verboten sei, sich vom eigenen Fahrzeug zu entfernen. Vielleicht wussten sie, dass man dem Schwindel zu Fuß schneller auf die Schliche kommt.

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Nichts als Highlights im Afrikaans Literature Museum

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Wir müssen uns ins Gästebuch eintragen. Seit Wochen scheint niemand mehr  den Weg  ins National Afrikaans Literary Museum and Research Centre gefunden zu haben. Ein erster Hinweis auf die Enttäschung, die uns erwartet?
Der nette Herr an der Rezeption schlägt vor, uns zu begleiten. Eine gratis Führung? Das lassen wir uns nicht zweimal sagen. Zu dritt schlendern wir durch die paar Räume, die sich mit dem pompösen Namen Afrikaans Literature Museum schmücken dürfen. Schnell stellt sich heraus, dass hier nur einer eine gratis Führung bekommen wird. Wir sind es nicht. Der Rezeptionist kann kein Afrikaans. Sein Interesse an den Erläuterungstafeln aber ist umso größer. Tausend mal wird er wohl schon an ihnen vorbeigeschlendert sein. Jetzt will er wissen, was denn da eigentlich steht. Laurens wird zum Dollmetscher.
Wirklich viel gibt es hier allerdings nicht zu sehen. Ein paar Bilder längst verstorbener Unbekannter, ein paar Schriftstücke in einer Sprache, die niemanden interessiert. Und deswegen mussten wir fast 1.500 km Umweg fahren?
Laurens´ neuer Schüler hat noch ein Ass im Ärmel: Den Keller! In unsrer Vorstellung macht sich die Erinnerung an den letzten Horrorfilm breit. Warum will uns dieser Typ den Keller zeigen? Will er uns etwa einsperren und verrecken lassen? Kidnappen und für ein Lösegeld von 100 Euro wieder freilassen? Oder einfach nur hinterrücks meucheln? Die Neugierde siegt. Wir steigen die dunklen Stufen hinab. Erleichterung. Kein modriger Geruch. Keine finsteren Ecken. Nicht einmal ein paar Spinnweben sind zu sehen. Ganz im Gegenteil. Vor uns erstrecken sich große Räume mit farbenfrohen Wänden und langen Tischen. „This ist where we party,“ erklärt uns unsere neue Bekanntschaft stolz.  Wir nehmen Abschied. Doch nicht ohne das obligatorische Foto. Schnell ist die E-Mail-Adresse einer Kollegin erfragt. Damit wir ihm das Foto auch schicken können. Für uns, mit Abstand die beste Erinnerung an unseren Kurzbesuch in Bloemfontein.

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 Wenn du auch nach Bloemfontein möchtest, dann schau dir gerne auch unseren Artikel zur besten Südafrika-Reisezeit an.