DDR Museumswohnung – Ein Besuch in der letzten Platte Berlins

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„109 Mark hat meine Wohnung damals gekostet. Und heizen konnte man so viel man wollte. Es blieben immer 109 Mark!“ Herr Sawatzki führt uns durch die letzte Platte Berlins. Eine Museumswohnung aus der DDR – zeitgenössische Möbel, stolze Arbeiterehrenmedaillen im Schrank, und Rafena-Farbfernseher inklusive. Anders als bei der Wohnung musste man für letzteren lange arbeiten. 4000 Mark für den Fernseher damals. Und das bei einem Durchschnittsgehalt von ungefähr 900 Mark.

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Auferstanden aus Ruinen – Plattenbau in der DDR

Plattenbau wurde in der DDR ernst genommen. Die verschiedenen Bezirke (die DDR Variante für Bundesländer) waren für den Wohnungsbau zuständig. Und es sollte vorangehen: Der Wohnungsmangel der Nachkriegszeit sollte bis 1990 beseitigt sein. Da war Plattenbau genau die richtige Methode: Große Betonwände, wenig Holz, alles industriell angefertigt – Eleganz stand hier nicht an erster Stelle, sondern Effizienz. Weniger als 48 Stunden brauchten die Arbeiter vom VEB Wohnungskombinat Cottbus für die Errichtung der letzten Platte.

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Von Außen sieht die letzte Plattenbau-Wohnung allerdings gar nicht nach Platte aus. Etwas verwirrt sind wir schon, als wir vor dem fünf-stöckigen Gebäude in der Hellersdorfer Straße 179 stehen. Für uns war DDR breite Alleen und rießige Appartmentblöcke mit noch größeren Parkplätzen.

„Die hohen Betonblöcke gibt es in Hellersdorf nicht. Um die zu sehen, müsst ihr nach Mahrzahn.“ Wir wissen, was wir am kommenden Wochenende tun werden. „Das hier, war eine echte Luxusplatte.“ Platte und Luxus? Für uns eine unlogische Wortkombination. Doch die Erklärungen von Herrn Sawatzki machen Sinn.

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 „Für uns war die Platte nie was Negatives. Wir unterschieden zwischen Alt- und Neubau.“ Im unsanierten Altbau, gab es vieles nicht. In der Platte dagegen alles: „Warmes fließendes Wasser, ein Zimmer für das Kind, der Kindergarten direkt in der Nähe!“ Das war lange Zeit keine Selbstverständlichkeit. Oft mussten junge Familien Jahre auf eine eigene Bleibe warten. Gewohnt wurde zwischenzeitlich bei den Eltern. Kein Wunder, dass die Bürger der DDR sich über eine solche Wohnung freuten.

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Auch wenn für unsere westlichen Augen heute die Platte etwas dunkel und einfach erscheinen mag, war diese Wohnung bei der Fertigstellung im Jahr 1986 höchstmodern. Und wenn wir ehrlich sind und uns die Möbel in der Wohnung anschauen, unterscheiden sich diese auch gar nicht so stark von denen, die auf unseren Kindheitsfotos zu sehen sind.

Mit einer Mischung aus Anekdoten, historischem Wissen und eine Prise Nostalgie leitet Herr Sawatzki die internationalen Gäste durch die DDR Museumswohnung. Im Osten war eben nicht alles schlecht. Er hat seine Platte lieben gelernt. Und würde auch heute nicht umziehen wollen.

Museumswohnung WBS 70
www.stadtundland.de/33_Museumswohnung.htm
Hellersdorfer Straße 179

12627 Berlin
Telefon: 0151 1611447

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