Die spinnen, die Belgier! oder: Warum ich Laurens wohl nie verstehen werde

Eigentlich müsste man doch denken, Belgien und Luxemburg seien gar nicht so verschieden. Beide Staaten gehörten mal den Niederlanden, teilten bis zur Einführung des Euro die gleiche Währung, und sowieso… ist das nicht dasselbe Land?

Ist es eben nicht. Und genau so verschieden sind die Sitten und Bräuche der beiden Länder. Denn warum sonst erlebe ich immer wieder einen Kulturschock, wenn ich Laurens´ Familie besuche und staunend vor allem stehe, was typisch Belgien ist?

Aus diesem Grund habe ich hier mal die (in meinen Augen) drei bizarrsten Gewohnheiten der Belgier zusammengestellt und erkläre euch: Was ist eigentlich typisch belgisch?

1. Bier

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Flickr/Smabs Sputzer

Ja, der Deutsche trinkt auch gern mal das eine oder andere Bier. Und auch der Luxemburger lässt sich da nicht lumpen. An den belgischen Universitäten wird sogar regelmäßig ein Student aus dem kleinen Großherzogtum zum Roi des Bleus (sozusagen zum König der Trinker) gekührt. Warum also bin ich so schockiert über die typisch belgische Liebe zum Gerstensaft?

In Deutschland liegt der Alkoholgehalt eines Durchschnittsbiers bei etwa 5 %. Der Belgier spricht bei unter 8 % von Wasser. Ja, im Königreich mag man es gerne kräftig. Und dafür braucht es eine gewisse Standfestigkeit. Kein Wunder also, dass der typische Belgier schon früh mit dem Üben anfängt. Bereits mit 14 wird das Dorffest zur Bewährungsprobe der eigenen Männlichkeit. Und am besten gewöhnt man sich auch schnell daran, dass der Belgier sein Bier bei Zimmertemperatur genießt. Bei unseren deutschen Freunden merken wir immer wieder: Diese typisch belgische Manie ist definitiv nicht jedermanns Sache.

Und auch ich hatte es mit meinem Abscheu vor dem alkoholhaltigen Gesöff anfangs schwer, die neue Familie zu beeindrucken. Wie, du trinkst kein Bier? Und jetzt? Gottseidank aber habe ich schon bald die zweite typisch belgische Bierleidenschaft kennengelernt: Kriek!

2. Pommes

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Flickr/Guy Renard

Während man den Luxemburger sonntags beim Dorfitaliener antrifft, geht der Belgier mindestens einmal pro Woche in die Frittenbude. Jetzt könnte man denken, Pommes könne man doch ganz einfach selbst zubereiten. Zumal jeder Belgier eine Fritteuse besitzt. Aber irgendwie scheint der Friterie, wie sie Frittenbude auf typisch belgisch heißt, ein ganz besonder Zauber anzuhaften.

Was genau das sein soll, ist mir allerdings bis heute nicht klar. Dem Belgier anscheinend auch nicht. Deshalb verspeist er seine Fritten auch meist nicht im Laden, sondern ganz gemütlich zu Hause am eigenen Esstisch. Kein Wunder also, dass sogar McDonald´s der Verzweiflung nahe ist. Denn nicht der altbekannte Nebenbuhler Burger King ist hier der Hauptkonkurrent. Nein, in Belgien muss man es mit einer ganzen Armada an Frittenbuden aufnehmen. Und diese gibt es hier in jedem Dorf. Typisch Belgien eben!

3. Comics

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Flickr/Chanchant

Comics, das ist doch was für Kinder. Na, erzähl das mal einem Belgier! Aber die Bande dessinée ist ja sowieso etwas gaaaaaanz anderes…

Ja, wenn es um die Liebe zu Bildergeschichten geht, kann Laurens seine Herkunft einfach nicht verstecken. Und so kommt es, dass ich mich während unserer Belgien-Aufenthalte regelmäßig in einem Comic-Laden wiederfinde. Doch das ist längst nicht das Verstörendste an dieser belgischen Love Story. Während ich mich vor dem Eintritt in die Welt der Bilderbücher auf quengelnde Gören und Nerds à la Comicbuchverkäufer (ja, ich liebe die Simpsons, und ja, ich weiß, dass es sich dabei um einen Cartoon handelt) gefasst mache, treffe ich drinnen auf Anzug tragende Männer um die 40 und Omas, die mit 80 noch auf Tim und Struppi stehen. Und ich? Ich staune jedes Mal auf´s Neue über dieses typisch belgische Gebaren.

Aber so ist das nun mal: Deutschland hat Goethe, Belgien liest Hergé.

Und so komme ich nach jedem Belgien-Besuch zu der gleichen Erkenntnis: Die Belgier lieben es halt typisch belgisch!

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