DDR Museum – Zu Gast beim sozialistischen Bruderstaat

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DDR ist in! Ja, wirklich! Wollte man vor 15 Jahren einfach nur raus, kann es heute gar nicht ossi genug sein. Und Berlin zieht mit.

Läden spezialisieren sich auf Spreewaldgurken, bei manchen Hostels geht plötzlich das H verloren, und der Sandmann ist angesagt wie nie zuvor. Und wir sind bestimmt nicht die einzigen, deren Wohnzimmer langsam aber sicher nur noch aus einem zu bestehen scheint: Möbel made in GDR.

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Meine Hand für mein Produkt – Berlins interaktivstes Museum

Kein Wunder also, dass ich es nach 4 Jahren Hauptstadt irgendwann nicht mehr schaffte, desinteressiert, ja gar gelangweilt an den Touristenmassen neben der Museumsinsel vorbeizuschlendern. Ich musste sehen, was da unten am Wasser so interessant war? Warum sich hinter den blauen Schriftzeichen des DDR Museums jährlich über ½ Mio Besucher freiwillig auf knapp 1000 m² einpferchen lassen?

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Perfekt, dass ich für „Berlins interaktiv[st]es Museum“ (wie man sich hier selbst nennt) gerade meine Lieblingskomplitzin für solche Fundstücke zur Hand hatte. Wer nämlich in ein Museum geht, um apathisch an Schrifttafeln und mit Amphoren gefüllten Vitrinen entlangzulaufen, der sollte auf der Stelle kehrt machen. Im DDR Museum muss man – getreu dem Motto: Meine Hand für mein Produkt – schon selbst aktiv werden, möchte man überhaupt irgendwie an Informationen gelangen. Diese verstecken sich nämlich hinter einer im Maßstab 1:20 nachgebildeten Plattenbausiedlung, durch die sich der Besucher seinen Weg bahnt.

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Um hinter die Fassade zu blicken, verlangt es allerdings zusätzlich eine gewisse Portion Mut, da man nie weiß, was einem entgegenspringt. So wird man z.B. schon mal von einem Soldaten angeschrieen, weil man seinen Spind nicht aufgeräumt hat, oder findet sich plötzlich auf Augenhöhe wieder, mit dem besten Stück eines Freikörperkulturfanatikers.

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ddr-museumVon FDJ bis FKK – Sozialistischer Alltag im DDR Museum

Neben den so zu erlangenden und überaus erhellenden Informationen über Mauer, Mangelwirtschaft, FDJ und FKK, erhält der Besucher zudem spannende Einblicke in das Alltagsleben im sozialistischen Osten. Wir haben die beliebtesten Fernsehshows geschaut, uns Kult-radiosendungen reingezogen,  und einen Trabi durch eine Plattenbausiedlung gesteuert, im nachgestellten Wohnzimmer einen Telefonanruf von der stasi-abhoerstation-ddr-museum-berlinsächsischen Verwandschaft entgegen-genommen, unser Stimmrecht bei der Volks-kammerwahl genutzt und unsere Volksgenossen per Abhöreinrichtung belauscht. Lediglich bei der Zusammenstellung des neuen Menschen haben wir kläglich versagt.

Und trotzdem: Als wir die Räumlichkeiten des DDR Museums verließen, waren wir uns sicher: Genau so muss das gewesen sein, damals, lange bevor Hasselhoffs Suche erste Früchte tragen sollte.

Du bist in Berlin und suchst nach weiteren Aktivitäten? Hier geht es zu unserer Liste mit den besten Tipps für deinen Sommer in Berlin.