Gaudí in Barcelona

Kein Architekt hat die katalanische Küstenstadt so geprägt wie Antoni Gaudí. Barcelona wäre ohne die kunstvollen Werke des berühmten Vertreters des Modernisme wohl kaum der mediterrane Tourismusmagnet, den wir heute kennen. 7 Gebäude aus der Feder Gaudís haben es über die Jahre sogar in die Welterbeliste der UNESCO geschafft. Die Schöpfungen Gaudís dürfen daher bei einem Citytrip nach Barcelona natürlich nicht fehlen.

Exaimple: Gaudís berühmte Werke im Zentrum Barcelonas

Mitten im Zentrum Barcelonas befindet sich der aus quadratischen Wohnblöcken bestehende Stadtteil Exaimple. Ende des 19. Jahrhunderts aus Platzmangel erbaut, wurde er schon früh zur Spielwiese des Architekten Antoni Gaudí und ist heute Standort vieler seiner bekanntesten Werke.

Casa Batlló

Quelle: Wikimedia Commons/Bernard Gagnon

Direkt am Prachtboulevard Passeig de Gràcia liegt das Wohn- und Geschäftshaus Casa Batlló. Benannt nach seinem ehemaligen Besitzer, dem Textilindustriellen Josep Batlló, gehört diese Kreation Gaudís zweifelsohne zu den architektonischen Meisterwerken Barcelonas. Die farbenfrohe Fassade wurde von der Legende des Heiligen Georg inspiriert: Die in Zackenform angeordneten Dachziegel verkörpern die Schuppen des Drachens, das direkt daneben aufgestellte Kreuz die Lanze des katalanischen Schutzpatrons. Neben dem Foyer sind einige weitere Bereiche des Gebäudes öffentlich zugänglich. Vom 3. Juni bis 3. November kann man zudem täglich bei ausgewählten Konzerten auf der Dachterrasse zu Flamenco-, Jazz- und Rumba-Klängen bis tief in die Nacht tanzen.

Sagrada Familia

Quelle: Wikimedia Commons/Bernard Gagnon

137 Jahre nach Baubeginn befindet sich das Wahrzeichen Barcelonas noch immer in der Konstruktionsphase. Nun wird die Fertigstellung seiner wohl umstrittensten Schöpfung zum 100. Todestag Gaudís im Jahre 2026 angestrebt. Bis dahin müssen sich Besucher der Sagrada Familia allerdings noch mit 8 von 18 geplanten Kirchtürmen und 2 Schmuckfassaden, die unterschiedlicher kaum sein könnten, zufriedengeben. Auch die Innenräume der Basilika mit ihren kunstvoll gestalteten Deckengewölben und dem Museu Gaudí können bisher nur zum Teil besichtigt werden. Dennoch gehört Gaudís beeindruckender Sakralbau mit 5 Millionen Besuchern jährlich zu den beliebtesten Sehenswürdigkeiten Barcelonas.

Casa Milà

Quelle: Wikimedia Commons/Bernard Gagnon

Nur 500 m weiter die Straße entlang wartet mit der Casa Milà ein Gebäude, das vor allem die Herzen von jungen Architekturstudenten höherschlagen lässt. Sein wuchtiges Äußeres nämlich, das ihm den spöttischen Spitznamen La Pedrera (Steinbruch) einbrachte, gehört mit der steingrauen Fassade zu den eher unspektakulären Schöpfungen Gaudís. Im Inneren aber hat der Meister Pionierarbeit geleistet: Damals eher unüblich, verfügen fast alle Zimmer über ein Fenster mit Frischluftzufuhr. Hinzu kommen Treppenhäuser mit eigenem Wasserspeicher und ein ausgeklügeltes Belüftungssystem, das Klimaanlagen überflüssig macht. Da das Gebäude zudem komplett ohne Stützmauern auskommt, lassen sich alle Wände individuell verschieben. Kunstliebhaber kommen derweil bei Ausstellungen in der Beletage oder in der Gaudí-Ausstellung im Dachgeschoss auf ihre Kosten.

Gràcia: Naturerlebnis der etwas anderen Art

Im Norden Exaimples schließt sich der von Galerien, Geschäften, Bars und Restaurants geprägte Stadtteil Gràcia an. Hier liegt auch der bunte Paradiesgarten, in dem Gaudí bis kurz vor seinem Tod lebte.

Park Güell

Quelle: Wikimedia Commons/Marrovi

Als Auftragsarbeit für seinen treuesten Kunden Eusebi Güell entworfen, enthält die ursprünglich für 60 Villen geplante Gartenlandschaft heute neben dem ehemaligen Zuhause Gaudís, in dem seit 1963 das Casa-Museu Gaudí untergebracht ist, noch zwei weitere Wohnhäuser. Beim Bau des Parks spielte neben Kosteneinsparungen auch das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. So wurde bewusst auf große Erdbewegungen verzichtet und die hügelige Anordnung des Geländes beibehalten. Die meisten Materialien stammen von der Baustelle selbst, die Mosaiksteine aus dem Abfall einer nahen Keramikfabrik. Rund 3 Millionen Besucher jedes Jahr machen den Park Güell heute zur zweitbeliebtesten Sehenswürdigkeit Barcelonas. Seit die spektakuläre Àera monumental mit dem ovalen Terrassenplatz und der Drachentreppe nur noch mit einer kostenpflichtigen Eintrittskarte besucht werden kann, sind die Zahlen allerdings erheblich zurückgegangen.

Casa Vicens

Quelle: Wikimedia Commons/Canaan

Mit der Casa Vicens hat sich neben dem Park Güell ein echtes Kleinod im Stadtteil Gràcia niedergelassen. Das eher unbekannte Projekt aus den frühen 1880er Jahren gilt als eine der ersten selbstständigen Arbeiten Gaudís, doch die Liebe zu Form und Farbe lässt sich bereits gut ablesen. Inspiriert vom Mudéjar-Stil kreierte der junge Gaudí eine Fassade, die mit ihren kleinen Türmchen und gekacheltem Obergeschoss Erinnerungen an Venedigs Markusplatz wachwerden lässt. Seit ein Kreditinstitut aus Andorra das Gebäude mit den Tropfsteinzimmern gekauft und restauriert hat, steht es Besuchern erst seit etwa anderthalb Jahren zur Besichtigung offen.

El Raval: Pompöses Stadtpalais im ehemaligen Armenviertel 

Zur Zeit Gaudìs wurde Barcelonas Stadtteil El Raval von Spielhallen, Kneipen, Bordellen und Strip-Clubs regiert. Doch genau hier sollte Ende des 19. Jahrhunderts ein Palast das Licht der Welt erblicken, der den berühmten Palazzi der Lagunenstadt Venedig in nichts nachstehen würde.

Palau Güell

Quelle: Wikimedia Commons/ Thomas Ledl

Ja, was tut man nicht alles, um seinen geliebten Eltern nah zu sein? Das muss sich auch Gaudís Gönner Eusebi Güell gefragt haben, als er dieses Gebäude in Auftrag gab. Da die Verwandtschaft gleich um die Ecke wohnte, ließ er seinen Palast einfach mitten ins Armenviertel bauen. Um den ungeliebten Nachbarn danach nie wieder begegnen zu müssen, wurde der Bau mit ganz besonderen Merkmalen ausgestattet. Die beiden Tore der festungsartigen Vorderfront fallen zum Beispiel nur so groß aus, damit der Besuch mitsamt Pferdekutsche bis in den geschützten Innenhof vorfahren kann. Hinzu kommt ein oberirdischer Tunnel, der das Gebäude direkt mit dem dahinter gelegenen Elternhaus verbindet. Im Inneren aber traute man sich dann doch, den eigenen Reichtum mit aufwendigem Kunsthandwerk, prächtigen Intarsien und speziell angefertigten Möbelstücken zur Schau zu stellen. Nach der Restaurierung steht das Gebäude wieder für die Besichtigungen offen.

Colònia Güell: Gaudís sakrales Übungsgelände

Etwa 15 km außerhalb der katalanischen Hauptstadt trifft man bei Santa Coloma de Cervelló auf die Colònia Güell, eine ehemalige Industriesiedlung inklusive Fabrikgebäude und Arbeiterhäusern. Und wie der Name bereits vermuten lässt: Gaudís Lieblingsmäzen war mal wieder mit am Start.

Gaudís Krypta

Quelle: Wikimedia Commons/MARIA ROSA FERRE ✿

Wenn der Auftraggeber numero uno ruft, fährt man schon mal in die triste Industrielandschaft vor den Toren der Stadt. Besonders, wenn man diese mit einem ungewöhnlichen Sakralbau aufhübschen darf. Dass die zweistöckige Kirche nie fertig wurde und heute nur das untere Kirchenschiff besichtigt werden kann, verwundert an dieser Stelle kaum noch jemanden. Dennoch zeigt die Krypta bereits viele Elemente auf, die Gaudí später beim Bau der Sagrada Familia einsetzen wird: Die typischen Kettenbögen verteilen das Gewicht der steinernen Decken, die Außenmauern und das Deckengewölbe erhalten zum ersten Mal die Form einer Hyparschale und die verwendeten Materialien lassen das Gebäude fast nahtlos mit seiner Umgebung verschmelzen. Und das Beste: Hier muss man sich nicht mit Millionen anderer Besucher um den besten Fotospot prügeln.

Weitere Gebäude Antoni Gaudís in Barcelona

Zwar haben es die folgenden Bauwerke Gaudís bisher nicht zu Welterbestatus geschafft, doch erwähnen wollen wir sie trotzdem.

Torre Bellesguard

Das Landhaus im Stadtteil Sant Gervasi – la Bonanova befindet sich heute in Privatbesitz. Die freie Interpretation der gotischen Baukunst wird von einem Turm inklusive eines typischen vierarmigen Kreuzes geschmückt. Es kann seit einigen Jahren besichtigt und sogar für spezielle Events angemietet werden.

Casa Calvet

Auch der Textilfabrikant Pedro Mártir Calvet wollte ein von Gaudí entworfenes Wohn- und Geschäftshaus besitzen und ließ dieses ebenfalls im zentralen Stadtteil Exaimple errichten. Untypisch für Gaudí ist die Fassade hier allerdings recht symmetrisch und ebenmäßig geraten, wodurch das Gebäude fast schon konventionell erscheint. Für echte Kenner besteht jedoch kein Zweifel.

Finca Güell

In Pedralbes zu Füßen de Serra de Collserola befindet sich der Ort, an dem alles begann. Hier nämlich, im Nordwesten Barcelonas, trafen Gaudí und Güell das erste Mal aufeinander. Heute ist die Finca vor allem als Sitz des Königlichen Gaudí-Lehrstuhls der Universität von Barcelona sowie für sein schmiedeeisernes Eingangstor mit Drachenmotiv bekannt, das seine Klauen spreizt, sobald jemand das Schloss knackt.