Einsamkeit soweit das Auge reicht – Unterwegs auf der Loneliest Road in America

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Jeder kennt die Route 66, doch nur die wenigsten haben je von der US-50 gehört. Kein Wunder also, dass das Life Magazine dem Highway im Herzen der USA 1986 den Beinamen Loneliest Road in America verliehen hat.

Über 3.200 Meilen muss man zwischen Atlantik und Pazifik, bzw. zwischen San Francisco und Washington DC zurücklegen, will man ihn ganz bezwingen. Im Vergleich wirken die 2.448 Meilen der Route 66 schon fast lächerlich. Doch nur die wenigsten sehen alle 11 Staaten und 4 Hauptstädte, die die US-50 auf ihrer Reise kreuzt. Auch wir haben mit Kalifornien, Nevada, Utah, und rund 900 zurückgelegten Meilen nur etwas mehr als ein Viertel der Strecke bewältigt.

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Trotzdem hat es die US-50 geschafft, uns restlos zu begeistern. Auf den ersten 1.500 Kilometern, zeigt sie alles, was der Westen der USA zu bieten hat: Die berühmten Hügel von San Francisco, die gläsernen Hochhäuser des Silicon Valley, die historischen Gebäude von Sacramento, das türkise Wasser und die riesigen Casinos des Lake Tahoe, die unendliche Einöde und alten Gold Mining Towns von Nevada, und den roten Sand des Beehive State.

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Die Loneliest Road in America – Immer geradeaus durch die Einöde Nevadas

Besonders angetan hat es uns aber vor allem der Abschnitt, der sich mehrere hundert Kilometer durch die Wüste Nevadas frisst, und außer verdorrtem Gebüsch und ein paar wenigen gottverlassenen Dörfchen, nicht wirklich viel zu bieten hat. Passenderweise ist es diese Teilstrecke der US-50, die ihr zu ihrem netten Beinamen verholfen hat. Auf der Loneliest Road in America kann man nämlich wirklich stundenlang unterwegs sein und nur einer Handvoll anderer Fahrzeuge begegnen.

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Genau so spärlich ist aber auch die Dichte an Sehenswürdigkeiten, wenn man nicht gerade ein Liebhaber und geübter Erkunder verlassener Goldminen ist. Die Loneliest Road folgt nämlich nicht nur der historischen Route des Pony Express, sondern verläuft mitten durch das ehemalige Gold Country der Sierra Nevada.

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Außer Virginia City, das sich mit seinen gut erhaltenen Holzgehwegen über die Jahre zur leicht kitschigen Touristenattraktion gemausert hat, scheinen die alten Goldgräberstädte allerdings nichts mehr von der goldenen Ära wissen zu wollen, und auch die Einwohner haben ihre beste Zeit bereits lange hinter sich. In muffigen Kellercasinos warten sie geduldig auf den kompletten Verfall  und beäugen ungeliebte Fremdlinge mit skeptischer Miene.

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Man fühlt sich wie der Entdecker einer unbekannten, vom Rest der Menschheit vergessenen Welt, und das liegt definitiv nicht nur daran, dass hier gleich zwei Kleinstädte den schauererregenden Namen Eureka tragen. Doch wie so oft, gewöhnt man sich auch hier schnell an die Eigentümlichkeiten der Ureinwohner und schon nach weniger Zeit wundert man sich nicht mal mehr über die Wahlplakate Cowboyhut tragender Sheriffs oder die überdimensionalen Esel-brät-Würste-über-Lagerfeuer-Wandmalereien am teuersten Hotel der Stadt.

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Wie so vieles im Leben, verliert auch die Loneliest Road in America schnell an Faszinationskraft. Und so konnten wir die Freudentränen kaum noch zurückhalten, als wir uns bei der Einkehr in die von Touristen überlaufene Motelstadt Moab plötzlich vor einem Wallmart wiederfanden. Wir hatten sie also doch vermisst, die Zivilisation.