Olympic Peninsula, WA: Wie man die facettenreiche Halbinsel vor den Toren Seattles an 1 Tag erkundet

Es ist kurz vor 24 Uhr als wir unseren Mietwagen auf dem kleinen Parkplatz vor’m Chito Beach Resort abstellen. Vor etwa 10 Stunden sind wir am Tacoma Airport in Seattle gelandet. Rund 4-5 Fahrstunden hatten wir eingeplant bis zu unserer Unterkunft im Nordwesten der Olympic Peninsula. Das war bevor wir feststellen mussten, dass die U.S. Route 101 wohl nicht ganz korrekt auf unserer Karte eingetragen war. Bevor wir die Abfahrt Richtung Norden verpasst hatten. Bevor wir dies erst viele Kilometer später mitbekommen und uns dazu entschieden hatten, die Halbinsel nun doch im Uhrzeigersinn zu umrunden. Bevor der Highway in Aberdeen plötzlich im Stadtzentrum endete und wir auf die Hilfe der Einheimischen angewiesen waren, um aus dem Labyrinth an Einbahnstraßen herauszufinden. Und bevor wir einsehen musste, dass die auf Google Maps angegebenen Fahrzeiten wohl nicht bei Dunkelheit und völliger Übermüdung errechnet worden waren.

Highlights der Olympic Peninsula in 24 Stunden

Chito Beach Resort – Holzhütten am Strand

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Doch jetzt waren wir endlich angekommen: in der wohl idyllischsten Unterkunft auf der gesamten Olympic Peninsula. Und alles was wir davon sahen war das von Finsternis umgebene Gesicht von Besitzerin Ali, die uns trotz stundenlanger Verspätung mit einem großen Lächeln und warmen Händedruck empfing. Den beeindruckenden Ausblick, der sich uns am kommenden Morgen direkt vor der Tür unserer gemütlichen Holzhütte eröffnen würde, konnten wir zu diesem Zeitpunkt trotz Meeresrauschen noch nicht erahnen. Denn als wir am Tag darauf mit einer Tasse Milch und einer einzelnen Madeleine – zu mehr hatte es bei unserem Schnelleinkauf am Tag zuvor leider nicht gereicht – aus unserer Küche treten, um uns auf der Terrasse unseres Wolf’s Den zum Frühstück einzurichten, begrüßt uns die Strait of Juan de Fuca – eine Meerenge, welche die USA von Kanada trennt – nur wenige Meter entfernt.

Cape Flattery – nordwestlichster Punkt der USA

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Von hier sind es etwa 30 Autominuten zum Cape Flattery, dem nordwestlichsten Punkt der USA. Naja, nicht ganz. Denn erstens muss man sich bei dieser Behauptung den Bundesstaat Alaska kurz mal wegdenken. Und zweitens folgt noch ein 20-minütiger Spaziergang über idyllische Holzwege durch dichten Regenwald, bevor man vom gleichnamigen Aussichtspunkt auf das vorgelagerte Tatoosh Island und seinen pittoresken Leuchtturm blickt. Und auch diese Berechnung kommt nur dann hin, wenn man sich unterwegs nicht von den beeindrucken Panoramen oder einem Besuch im Makah Cultural & Research Center – einem Indianermuseum in Neah Bay – ablenken lässt.

Hoh Rain Forest – Heimat der Hobbits

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Wer noch nicht genug hat von saftig-grünen Wäldern mit Farnen und Moosen, oder schon immer mal auf den Spuren von Tolkien oder Bella Swan wandeln wollte, der sollte sich einen Besuch der Hoh Rain Forest auf keinen Fall entgehen lassen. Anders als in einigen anderen Teilen des Olympic National Park wird hier allerdings Eintrittsgeld erhoben. Man muss sich die Sehenswürdigkeiten mit internationalen Touristen teilen. Und sich um die besten Fotospots streiten. Wo Edward Cullen und seine Bella in den Twilight-Filmen noch ungestörte Zweisamkeit genießen durften, lugt mittlerweile hinter jedem moosbewachsenen Baumstamm eine rote North Face Jacke hervor. Doch hat man diese erst einmal abgehängt, ist der gemäßigte Regenwald unbestreitbar eine der fotogensten Ecken und definitiv auch eine der Hauptattraktionen der Olympic Peninsula.

Rialto Beach – Treffpunkt zum Sonnenuntergang

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Und auch die Strände der Halbinsel sind längst kein Geheimtipp mehr. Wo Jacob die Geschichten seiner Vorväter am menschenleeren Sandstrand von La Push mit der schönen Vampirliebhaberin teilte, sucht man diese Tage vergeblich nach einem einsamen Plätzchen, um den Sonnenuntergang in trauter Zweisamkeit zu genießen. Sobald sich die Sonne dem Horizont nähert, schwärmen die ersten Romantikfans aus Richtung Second und Rialto Beach im Westen der Insel. Da wir aber sowieso noch etliche Fahrstunden vor uns hatten, konnten wir uns das Schauspiel leider nicht bis zum Ende ansehen, sondern haben uns kurz nach 19 Uhr Richtung Nordostzipfel der Olympic Peninsula aufgemacht.

Port Townsend-Coupeville Ferry – Abschied mit Stil

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Denn wer die Olympic Peninsula mit Stil verlassen möchte, macht dies am besten per Bootsfahrt von Port Townsend aus. Daher stehen wir am folgenden Tag bereits um 6:30 Uhr am Fährterminal, um von hier Richtung Whidbey und Fidalgo Island aufzubrechen. Und weil wir uns als einzige an diesem Tag von der kühlen Brise, welche in den Morgenstunden auf dem Außendeck der Fähre herrschte, natürlich nicht einschüchtern ließen, fanden wir ihn am Ende dann doch: unseren ganz persönlichen romantischen Olympic Peninsula Moment – mit einem Hauch Titanic Feeling bei Sonnenaufgang.

Nachtrag: Im Nachhinein würden wir die Olympic Peninsula nicht nochmal an einem einzigen Tag bereisen. Wer die Halbinsel vor den Toren von Seattle in allen ihren Facetten erleben möchte, sollte genug Zeit einplanen und die Distanzen nicht unterschätzen. Die Bergkette rund um den Mount Olympus haben wir übrigens deshalb nicht in diesem Artikel erwähnt, weil wir sie selbst nicht besucht haben. Auf dem Reiseplan standen zu diesem Zeitpunkt nämlich noch 7 Berg-Nationalparks in Kanada und 3 Berg-Nationalparks in den USA.

Beim Besuch der Olympic Peninsula wurden wir unterstützt vom Chito Beach Resort und vom Olympic Peninsula Visitor Bureau.