Auf auf ihr Wandersleut‘! – 15 km entlang der Uferpromenade (Tag 5)
Jetzt sind wir schon seit 5 Tagen auf der Insel und haben es noch immer nicht geschafft, uns wie typische Pauschaltouristen zu verhalten. Was tun? Das Auto erhält einen freien Tag und wir erkunden die nähere Umgebung von Hotel und Puerto del Carmen. Aber wie startet der Pauschalurlauber in den Tag? Natürlich mit einem schönen Sonnenbad. Also nichts wie zu den Liegen im Poolbereich! Leider haben wir das mit dem entspannten Start in den Tag diesmal wohl etwas zu genau genommen. Wer hier erst um 11 Uhr erscheint, muss sich wohl oder übel mit einem Platz in einem tiefergelegenen und leicht heruntergekommenen Innenhof zufriedengeben. Immerhin hat man hier seine Ruhe, denn abgesehen von einem englischen Pärchen sowie Billardtisch und einer Tischtennisplatte verirren sich hier wohl nur wenige hin, wenn es nicht gerade der einzige Zugang zum eigenen Appartement ist. Aber mit der Ruhe war es schnell vorbei. Das lag aber wohl weniger an dem kleinen Jungen, der sich in den Kopf gesetzt hatte, sich selbst über einer Partie Billard herauszufordern, sondern vielmehr daran, dass mit unserem Aufkreuzen auch die schönste Idylle schnell zum verschwommenen Tagtraum wird. Denn leises Sprechen oder gar schweigendes Genießen sind wohl irgendwie nicht gerade unsere größten Stärken. Nach anderthalb Stunden war die Langeweile dann aber trotzdem nicht mehr auszuhalten und so machten wir uns auf den Weg nach Arrecife. Von näherer Umgebung kann man hier wohl nicht mehr sprechen, doch immerhin blieb das Auto wirklich stehen, und so gings zu Fuß über die 15 km lange Uferpromenade bis in die neue Inselhauptstadt. Wer es uns gleichtun und diesen Weg auf sich nehmen möchte, sollte aber unbedingt bedenken, dass er sich über 4 Stunden in eine Richtung bewegen wird, wodurch die Sonnenstrahlen einen immer von der gleichen Seite treffen. Man sollte sich also unbedingt eincremen, auch wenn man erst gegen 15 Uhr zu diesem Spaziergang aufbricht. Um die Frage hier ein für allemal zu beantworten und keine weiteren offenzulassen: Nein, wir hatten uns natürlich nicht eingecremt. Und ja, wir haben uns einen Sonnenbrand zugezogen.
Puerto del Carmen: größter Touristenort der Insel mit belebter Strandpromenade
Wer die ganze Promenade abgehen möchte, startet im Hafen, ganz im Westen von Puerto del Carmen. Außer einer kleinen Bucht, um die sich ein paar nette Lokale angesiedelt haben, welche im sonst sehr touristisch ausgelegten Ort sogar einen Hauch von Authentizität versprühen, ist hier aber nicht viel zu sehen. Der kleine angrenzende Parkplatz kommt aber sicher gelegen, wenn man ein Hotel außerhalb dieses Touristenzentrums gebucht hat. Vom Hafen geht es steil bergauf, entlang einiger Klippen, von wo aus man einen schönen Blick auf die paar Boote genießt, die hier im leichten Wellengang hin- und herschaukeln. Rechts das Meer, geht es weiter Richtung Osten, bis man auf ein paar Hotels trifft, die das auf Lanzarote grundsätzlich vorherrschende Gebot, Strand und Meer gehörten allen und müssten somit immer und überall jederman frei zugänglich sein, ignoriert haben, und ihre riesigen Betonbauten direkt an die Küste gepflanzt haben. So muss man kurz in die kleinen Straßen im Dorfinnern ausweichen. Diese sind aber schnell durchquert und so erreicht man nach etwa 1 ½ km die Strandpromenade des größten Touristenortes der Insel. Dementsprechend das Angebot: Restaurants und Souvenirläden schmiegen sich hier eng aneinander. Wer es weder auf Kitsch noch auf billigen Alkohol, Tabak oder Elektrogeräte abgesehen hat, und auch auf den typischen Touristenfraß verzichten kann, sollte sich auf der rechten Straßenseite bewegen, um den mehr als aufdringlichen Lockvögeln zu entgehen. Und natürlich auch um den Blick ungestört über den ewig breiten Sandstrand schweifen zu lassen, der hier zum Sonnenbaden einlädt. Doch mit der Idylle ist es schnell vorbei, denn auch hier haben sich Restaurants und das einzige Casino der Insel direkt ans Meer gebaut. Aber wenigstens kann man hier bis ans Meer vordringen, legt man z.B. im La Ola einem kleinen Zwischenstop ein, mit Cocktailschlürfen und entspanntem Sonnen auf den Liegen am hauseigenen Pool. Wer darauf keine Lust hat, bzw. wem auch dies zu touristisch ist, der hat den Trubel schnell hinter sich gelassen, und so geht es, vorbei an einem weiteren Sandstrand, mit großen – oder kleinen – Schritten auf das Rollfeld des Inselflughafens zu.
Flughafen von Lanzarote: Vogeljagd mit Fotoapparat und Filmkamera
Wer hier seine Kamera vergessen hat, wird sich schwarz ärgern. Denn nur 40 m über den Köpfen der Spaziergänger und Fahrradfahrer gleiten hier die Flugzeuge hinweg, um ein paar Sekunden später, nur knapp hinter der Promenade auf dem Asphalt der Landebahn aufzusetzen. Aber auch wer den Fotoapparat parat hat, sollte sich zuvor informiert haben, für wann die Landezeiten angesetzt sind, denn diese wechseln im Stundentakt mit den Starts. Diese Info war uns natürlich wieder mal nicht zugekommen, so dass wir nur ein einziges Flugzeug bei der Landung beobachten konnten, um anschließend fast eine volle Stunde in der prallen Sonne auf das nächste zu warten. Zwischendurch hörten wir zwar hinter einer Plane immer wieder die Turbinen der startenden Flugzeuge aufheulen und mussten zwischenzeitlich auch einigen, von diesen ausgelösten Sandstürmen trotzen. Natürlich entschieden wir uns genau in dem Moment dafür weiterzugehen, um die startenden Flugzeuge aus nächster Nähe beobachten zu können, als das letzte abheben und so erneut den landenden Platz machen sollte. Man kanns also nicht oft genug erwähnen: unbedingt die Zeittafeln ausdrucken bevor man zur Flugzeugjagd aufbricht!!!!!!
Playa Honda: ein Hauch von Authentizität inmitten von Touristenhochburgen
Kurz hinter dem Flughafen erreicht man das kleine Dorf Playa Honda. Wem seine durch die karge Fotoausbeute entstandene Enttäuschung noch immer schwer im Magen liegt, kann diese hier mit leckeren Milkshakes oder – wenn sie sich als wirklich hartnäckig erweist – auch gerne mit einem frischen Cocktail hinunterspülen. Aber auch das Essen soll hier vorzüglich und ausnahmsweise typisch kanarisch sein – so zumindest unser Reiseführer. Die Stimmung in dem Dorf sowie die Klientel in den verschiedenen Cafés lässt vermuten, dass dieser ausnahmsweise Recht behalten wird. Denn der Ort scheint sich dem Touristenandrang bisher – trotz direkter Promenadenlage mit Meerblick – komplett entzogen zu haben und konnte somit seinen ganz eigenen Charme bewahren. So ist die Uferpromenade hier noch von Einheimischen gesäumt, welche sich im Schatten der Sonnenschirme mit einem kühlen Getränk entspannen oder ihrem täglichen Sporttraining nachgehen.
Arrecife: Inselhauptstadt ohne Pretention
Dieser Eindruck hält sich bis nach Arrecife und wird auch hier kaum unterbrochen, denn außer einem 5-Sterne-Hotel, welches in dem von überall sichtbaren einzigen Hochhaus der Insel untergebracht wurde, sucht man hier fast vergeblich nach Touristenunterkünften. Dementsprechend ist auch die Strandpromenade, welche hier den Namen La Marina trägt, weiterhin vor allem von Einheimischen besiedelt: Jugendliche, die im Sand Fußball spielen, Mütter, die, auf einer Mauer sitzend, ihre Kinder beim Spielen beaufsichtigen, und ältere Herren, die das Treiben von ihrer Lieblingsbank aus beobachten. Da die Sonne schon tief stand und die, hier höher als auf der restlichen Insel errichteten Gebäude viele Teile der Stadt in tiefschwarze Schatten tauchten, blieb uns nur wenig Zeit, um uns einen kurzen Eindruck der knapp 60.000-Einwohner-Stadt zu verschaffen. Also schnell am 17-stöckigen 5-Sterne-Haus mit dem passenden Namen Gran Hotel vorbei, zum aus dem 16. Jh. stammenden Castillo de San Gabriel. Neben der Tatsache, dass die alten Gemäuer sicher ein Foto wert sind, hat man von der auf einer kleinen Insel vor der Stadt errichteten Burg auch einen schönen Blick auf die Hauptstadt mir ihrer hübschen Uferpromenade. Über die Zugbrücke Puente de Las Bolas geht es zurück aufs „Festland“ und rein in die Fußgängermeile León y Castillo. Hier findet man alles: von topmodernen Designergeschäften, einem mehrstöckigen Kaufhaus bis hin zu kleinen Läden mit teilweise wunderlichem Sortiment. Doch wer glaubt, hier auch einen Bus nach Puerto del Carmen anzutreffen, der hat sich wohl geschnitten. Dafür muss man dann doch noch einen weiteren Kilometer auf sich nehmen und sich zurück an den Anfang, zumindest den von Arrecife begeben. An der Haltestelle an der Ave Fred Olsen, kurz vor dem Stadtpark, werden dann aber auch alle Urlauber versorgt, und so fahren von hier aus die Busse in jedes beliebige Touristenzentrum der Insel: ganz egal ob Puerto del Carmen, Costa Teguise oder Playa Blanca.