Unser Absturz in die Illegalität – Erlebnisbericht vom argentinischen Schwarzmarkt

Eigentlich machen wir sowas ja sonst nie. Im normalen Leben sind wir ja schon fast lächerlich rechtschaffene Menschen. Total umgänglich und so. Aber manchmal, ja manchmal packt es eben selbst den grundanständigsten Travelier. Von jetzt auf gleich fangen die Augen an zu glänzen. Und plötzlich ist nichts wichtiger als das leidige alte Geld. So geschehen 2013 in Argentinien.

Wir waren informiert. Hatten davon gelesen. Im Reiseführer. Und im Internet. Die einen meinten, man solle sich auf jeden Fall davon fern halten. Die andern waren sich sicher: Absolut ungefährlich! Und vor allem extrem lukrativ!

Wollten wir diesen Teufelsstimmen folgen? Natürlich nicht. Hatten wir geplant, unser Reisegeld durch einen kleinen, harmlosen Tausch zu verdoppeln? Niemals! Und doch konnten auch wir nicht widerstehen, als man uns in Buenos Aires´ berühmtberüchtigter Fußgängerzone das magische Wort  ins Ohr flüsterte: CAMBIO!?

50 Dollar blätterten wir hin und platzten fast vor Stolz, als wir die soeben ertauschten Scheinchen einige Minuten später für echte Ware hinblätterten. Unser erstes Mal Schwarzmarkt und wir waren nicht einmal verarscht worden!

Hat man aber erst einmal vor Hochmut beide Füße in die Schlinge gesteckt, zieht sich diese unaufhaltsam immer weiter zu. Und so kam es wie es kommen musste: Wir wurden übermütig, tauschten auch abseits vom Schuss, lebten aus dem Geldbeutel in den Mund und waren schließlich… Pleite.

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Und wo? Natürlich genau am einzigen Ort in ganz Argentinien, wo man anscheinend noch nie was von Kreditkarten gehört hatte und man für das sonst mit Freudestrahlen empfangene Plastikrechteck nur ein müdes Kopfschütteln übrig hatte. Fast so als hätte man sich gegen uns verschworen.

Aber natürlich nur fast. Wir waren ja schließlich nicht paranoid. Dazu bedurfte es schon etwas mehr Einfallsreichtum. Was genau war zu diesem Zeitpunkt allerdings noch unklar. Doch dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Wie wär´s zum Beispiel mit einer Bank, die sich weigert, Geld zu wechseln! Das wäre doch mal ein wirklich guter Grund zum Verrücktwerden.

Als wir unsere von aller Vernunft verlassenen Überreste also schon in der klirrenden Hitze elendig dahinschmelzen sahen und mit hängenden Schultern betrübt von dannen ziehen wollten, winkte man uns plötzlich ins Nebenzimmer. Und mit einem Mal war es wieder wach, das Ganovengen. Und nich nur das unsere. Denn schnell war klar: Hier wollte sich einer am Elend mittelloser Touristen bereichern. Aber nicht mit uns! Nein! Wir waren ja schließlich Schwarzmarktexperten!

Okay, wenn der Wechselkurs statt der gewohnten 50% mehr als offiziell, plötzlich 50% weniger beträgt, braucht es wohl nicht wirklich viel Expertentum, um zu erkennen, dass man soeben drauf und dran ist, übers Ohr gehauen zu werden. Aber immerhin: Wir bemerkten es, zogen von dannen und… überlebten. Mit viel Glück. Und dank eines Geldautomaten, der ganz plötzlich wie aus dem Nichts auftauchte und sich die Ehre gab, eine! unserer Visa-Karten zu akzeptieren. (Notieren: Visa ist in Argentinien nicht gleich Visa!)

Also noch mal zusammenfassend: Wir überlebten. Wir bereuten nichts. Wir würden´s jederzeit wieder tun. Und wir fühlen uns heute noch wie die krassesten Schwarzmarktchecker diesseits der Milchstraße. Nur eins würden wir beim nächsten mal definitiv anders machen: Wir würden definitiv viel viel mehr Dollars mitnehmen!