Warum man mit US Cops nicht spaßen sollte – 3 kleine Anekdoten

us-cop-legoAuf Tuchfühlung mit der Homeland Security, oder: Warum man stets einen gültigen Flugschein mit sich führen sollte

– Where do you come from?
– Luxembourg.
– Where do you live?
– Berlin.
– Your passport, please!

Der Grenzpolizist starrt auf Laurens´ belgischen Reisepass.

– Pull aside, please!

Zwei Minuten später finden wir uns ohne Autoschlüssel in der Auffanghalle der amerikanischen Grenzpolizei wieder. Zusammen mit einer Gruppe Inder. Sicher illegale Immigranten! Ja, auch in solchen Ausnahmesituationen lassen sich Vorurteile nur schwer unterdrücken. Mir ist ganz flau im Magen. Was, wenn sie uns nicht mehr reinlassen, ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten? Wie soll ich dann mein Auslandsjahr an der Cornell University antreten? Und was sagen die in Washington, wenn Laurens nicht zu seinem Internship erscheint? Wird uns der amerikanische Traum jetzt für immer verwehrt bleiben? Dabei waren wir doch schon drin gewesen. Warum mussten wir auch nach Kanada? Die haben doch eh nix zu bieten, die Canucks. Und jetzt sitzen wir da. Mit lauter Indern. Und ohne Autoschlüssel.

Nach einer vollen Stunde Frage-und-Antwort-Spiel, der Ermahnung, in Zukunft immer ein gültiges Rückflugticket mitzuführen und der Aufforderung: „And now… back to school!“, wurden wir schließlich doch noch entlassen. Schweren Herzens ließen wir die netten Inder in den Händen der unfreundlichen Cops. Doch wer ein Ticket für das gelobte Land löst, muss sich eben von ein paar Altlasten trennen.

Ein Stripper zu Halloween, oder: Warum man keine gegen die Polizei gerichteten Hassparolen ausrufen sollte

„Hey guys, I brought a stripper!“, brüllt ein als amerikanischer Unterschichtler verkleideter und zu diesem Zeitpunkt schon leicht angeheiterter PHD-Mitstudent (wir nennen in N.) in die Runde. Und schon tritt ein durchtrainierter Policeman in den Raum. Doch statt zu tanzen und sich die Kleider vom Leib zu reißen, bittet er um N´s Ausweis.

Die Vorgeschichte dazu, kann ich leider nur aus 2. Hand berichten. Bevor ich also falsche Tatsachen in´s Internet schreibe und selbst eine Anzeige am Hals habe, beschränke ich mich lieber auf die Moral von der Geschicht´: Willst du einer Anzeige wegen (und hier zitiere ich) „starting a riot“ entgehen, so rufe niemals spontan „fuck the police!“ in die Runde. Schon gar nicht, wenn diese aus lauter feierwütigen College-Studenten mit Hang zu lauten Sprechgesängen besteht, deren Halloween-House-Party gerade von der Polizei geräumt wurde. Und noch weniger, wenn sich Mitglieder der letzten in unmittelbarer Nähe befinden. Denn auch wenn sich diese Zusammenstellung wie der Anfang eines schlechten Witzes anhört, so wissen wir doch alle: Die Polizei versteht keinen Spaß!

Blinklicht heißt rechts ranfahren, oder: Warum man in Wyoming auf jeden Fall eine Waffe mit sich führen sollte

Den Morgen hatten wir noch in Cody verbracht, einem echten Cowboy Town unweit des Yellowstone National Park, nun waren wir wieder on the road. In Gedanken aber befanden wir uns immer noch in dem kuriosen Lädchen der Wyoming Buffalo Company, in der wir Bisonfleisch in wirklich allen nur vorstellbaren Varianten probiert hatten. Doch nicht die Bisons sollten uns in Erinnerung bleiben. Der Ladenbesitzer hatte uns während der Verkostung aufgeklärt. Über sein Land und dessen Einwohner. Im Mittelpunkt stand, ganz klar, der Westen: Hier waren Männer noch echte Männer. Hier trug man zu jeder Tageszeit einen Colt bei sich. Und im Auto mehrere Gewehre. Mindestens drei. Das wussten hier alle. Deshalb gab es hier ja auch so wenig Gewalt. Man will sich ja nicht selbst in Lebensgefahr bringen. Und auch die Polizisten wissen, worauf sie achten müssen. Wissen, wie sich jemand verhält, der gleich nach seinem Jagdgewehr greifen wird. Oder nach der Pistole im Handschuhfach. Nur die in Washington, die verstehen das nicht. „Die wollen uns unsere Rechte nehmen. Doch ich schwöre euch, there will be blood!“ Mit diesen Worten entließ uns der nette Mann aus der Bison-Fleischerei, und wir waren überglücklich, wieder einmal einen tiefen Einblick in die komplexen Denkstrukturen der Amerikaner erhascht zu haben.

Doch zurück auf den Highway! Als ich links aus dem Fenster blicke, sehe ich einen Streifenwagen, der mit exakt gleichem Tempo neben uns fährt.

– Meinst du, das hat was zu bedeuten?

Laurens ist sich unsicher. Nach einem kurzen Blick auf die Insassen des verdächtigen Gefährts lässt sich das Polizeiauto zurückfallen. Erleichterung. Doch plötzlich fängt der Rückspiegel aufgeregt an zu blinken. Rot, blau, rot, blau.

– Und jetzt?
– Keine Ahnung!
– Soll ich rechts ranfahren?
– Wenn´s das aber nicht bedeutet. Dann bist du auf der Autobahn ohne Grund rechts range…

Ich konnte meinen Gedankengang nicht beenden, denn die Luft war auf einmal von ohrenbetäubendem Sirenengeheul erfüllt. Also doch ranfahren.

– Reich mir mal meinen Führerschein aus dem Handschuhfach!
– Bist du verrückt? Nachher knallt der mich noch ab. Ich mach´ hier gar nix, ehe ich nicht danach gefragt werde. Und du, halte deine Hände lieber am Lenkrad!

us-police-legoDurch das jahrelange Studium höchstintellektueller Hollywood-Blockbuster war ich gottseidank bestens auf diesen Moment vorbereitet. Ich wusste genau, wie man sich verhalten musste. Oder auch nicht… Der Polizist streckte seinen Kopf in´s Auto, blickte in unsere verschüchterten Gesichter, kurz auf die Papiere – die ich ihm alle auf einmal in die Hand gedrückt hatte, ich wusste ja nicht, was was war – und hatte sich seine Meinung gebildet: Touristen! Und so kam es, wie es kommen musste: Mit einem „this is a 65mph zone and you were driving 75mph! Take care next time!“ war alles vorbei. Niemand wurde abgetastet. Kein Rumgeballer. Einfach nur ein kurzes und schmerzloses Zusammentreffen auf Amerikas Highways.