Top 10 USA – Unsere ganz persönlichen USA Highlights (Teil 1)
Eigentlich wollten wir ja gar nicht in die USA. Eigentlich wollten wir ja ein zweites Mal nach Südafrika. Aber dann war der Flug so billig. Und dann bekam ich ein Angebot, um ein Jahr dort zu studieren. Und dann war’s um uns geschehen. Seitdem sind wir bekennende Amerika-Fans und wollen diese Liebe nun auch mit euch teilen. Aus diesem Grund haben wir unter dem Titel „Top 10 USA“ unsere ganz persönlichen USA Highlights aus 11 Monaten in Übersee zusammengestellt. Meine 5 machen den Anfang:
USA Highlight #1: Angels Landing Trail im Zion National Park, UT
Sehe ich einen besonders hohen Baum, einen über den Abhang ragenden Felsvorsprung oder auch einfach nur einen etwas größer geratenen Stein, kann ich nicht anders: Ich muss da rauf! Das war schon so, seit ich denken kann. Dabei ist es keineswegs die vermeintlich bessere Aussicht, die mich zu meinen waghalsigen Eskapaden verleitet. Hier gilt einfach und allein: der Weg ist das Ziel! Kein Wunder also, dass bei meinen Top 5 USA Highlights, der Angels Landing Trail im Zion National Park den ersten Platz belegt. Ja, der Ausblick aus 1.760 m Höhe am Ende des Weges ist beeindruckend. Doch die Kletterei dorthin macht den eigentlichen Reiz aus.
Bevor sich der todesmutige Besucher jedoch in Lebensgefahr begibt – in diesem Fall wäre ich das dann wohl –, warnt ihn ein Schild: 4 Tote seit 2004! Wie lange es schon da steht? Man weiß es nicht. Doch es zeigt Wirkung. Laurens steigt aus. Von jetzt an bin ich auf mich alleine gestellt. An Eisenketten entlanghangeln, sich an Baumwurzeln hochziehen, auf einer teils weniger als 1 m breiten Felswand balancieren. Der Angels Landing Trail ist definitiv nichts für schwache Nerven. Genau das Richtige also.
Abgesehen von drei Stürzen und einem „Girl, you start scaring me“ habe ich es sogar (fast ganz) heil wieder runter geschafft. Was ich von den Bananen in meinem Rucksack leider nicht behaupten kann. Die Aussicht war toll. Und das Ganze ausnahmsweise mal legal. Ein absolutes Muss also für jeden Hobby-Bergsteiger! Und mit gutem Grund die Nummer 1 auf der Liste meiner ganz persönlichen USA Highlights.
USA Highlight #2: Lower Antelope Canyon, Page, AZ
Eigentlich ist es der Upper Antelope Canyon, der die meisten Besucher nach Page lockt. Wir waren da keine Ausnahme. Die immer wieder im Internet auftauchenden Fotos der in allen erdenklichen Rottönen erstrahlenden höhlenähnlichen Schlucht hatten auch mich in ihren Bann gezogen. Solche Fotos wollte ich auch! Besonders angetan aber hatten es mir – wie wahrscheinlich allen andern auch – die gebündelten Sonnenstrahlen, die zur Mittagszeit in der Dunkelheit des kleinen Canyons herumtanzen. Magisch vom Licht angezogen, strömen die Touristen zu dieser Stunde in ganzen Schwärmen herbei, um das Spektakel zu bestaunen. Einmal im Upper Antelope Canyon angekommen, geht es dann auch zu wie in einem Bienenstock. Hunderte von Schaulustigen drängen sich in 20ger-Grüppchen aneinander vorbei. Immer wieder erschallt die verärgerte Stimme eines engagierten Gruppenführers, der ernergisch in der Luft rumfurtelnd versucht, wenigstens den eigenen Schäfchen zu einem menschenleeren Foto zu verhelfen. Vergeblich. Nicht eins der hier geschossenen Bilder ist frei von Touristengliedmaßen. Und so verwundert es denn auch nicht, dass man den Upper Antelope Canyon unter unseren USA Highlights vergeblich sucht.
Ganz anders der Lower Antelope Canyon. Hier gibt es zwar keine spektakulären Lichteinfälle. Deshalb aber auch viel weniger Touristen. Der ganze Stolz einer ortsansässigen Navajo-Familie darf nur in kleinen Gruppen besichtigt werden. Und das immer nur jede halbe Stunde. Und wirklich kontrolliert wird man während der Tour auch nicht. Braucht man mal etwas länger bis man das erwünschte Foto im Kasten hat, kümmert das den Cappy und Baggy-Jeans tragenden Guide herzlich wenig. Er ist wohl der festen Überzeugung, dass sich die Verlaufensgefahr in einem meist weniger als 1-m-breiten Canyon eher in Grenzen hält. Und wer den Weg aus der Schlucht nicht auf eigene Faust findet, wird spätestens von den nächsten flash floods hinausgespült. Vor diesen wird man hier nämlich alle paar Meter gewarnt. Und so bietet einem der Lower Antelope Canyon neben extrem farbenfrohen Felswänden und kleinen Kletterpartien auch noch echten Nervenkitzel. Was will man mehr? Außer vielleicht ein paar Lichtstrahlen. Aber ich will ja nicht pingelig sein. Und gönne dem Lower Antelope trotz fehlender Sun beams den 2. Platz auf meiner Top 5 USA Highlights Liste.
USA Highlight #3: Devils Garden Primitive Loop im Arches National Park, UT
Der ganz im Norden des Arches National Park gelegene Primitive Loop musste es einfach in unsere Top 10 USA Highlights schaffen. Denn diesem 11.5 km langen Rundtrip haben wir auf unseren Reisen gleich zweimal die Ehre erwiesen. Der Weg führt vorbei an acht mehr oder weniger beeindruckenden Arches und einem riesigen Steinbrocken mit dem vielversprechenden Namen Dark Angel. Ein Tipp: Der Name ist das einzig Spannende an dem Ding. Aber das macht überhaupt gar nichts. Denn wie schon beim Angels Landing Trail, ist auch hier der Weg an sich das eigentliche Highlight.
Wie es der Name Primitive Loop schon andeutet, ist hier nix mit hübsch angelegtem Gehweg. Der sowieso längst in knöcheltiefem Sand versunkene Pfad endet kurz hinter dem weltberühmten Landscape Arch. Und mit ihm die Touristenflut. Während der Rest des Parks meist völlig überlaufen ist (ganze Mormonen-Familien verbringen hier ihre Sonntag-Nachmittage), haben auf dem Primitive Trail beide Male weniger als 10 Menschenseelen unseren Weg gekreuzt. Doch nicht nur dafür gibt´s Pluspunkte. Der Weg selbst hat es wirklich in sich. Über Stock und Stein/Fels folgen wir winzigen Steinmännchen durch die Wildnis Utahs. Leicht erkennbare Wegmarkierungen, Fehlanzeige. Nur sehr selten trifft man auf Holzschilder (die hat man nämlich besonders gut versteckt), die allerdings vor allem dazu da zu sein scheinen, einen eher noch mehr verwirren. Die einen zeigen einfach mal in alle Himmelsrichtungen, die anderen auf meter-hohe Felswände. Und wenn man denkt: Da stimmt was nicht!, kann man sicher sein: Genau dort geht´s weiter! Dementsprechend gilt auch für dieses USA Highlight: Festes Schuhwerk ist Pflicht. Aber mit etwas Überwindung schaffen es auch Menschen mit latenter Höhenangst, den Loop ohne größere Nervenzusammenbrüche zu bewältigen. Und ich hab´ mir sagen lassen: Das 2. Mal wird´s sogar noch leichter! Dafür gibt´s dann auch ein extra Leckerchen an unserem absoluten Lieblings-Picknickplätzchen – fast schon ein eigenes USA Highlight – mit Sicht auf den Double-O-Arch. (Natürlich hab´ ich´s mir nicht nehmen lassen, diesen beim 2. Mal in die Knie zu zwingen.) Und schafft man´s dann doch irgendwann zurück zum Auto, haben sich die überflüssigen Kalorien längst wieder in Luft aufgelöst.
USA Highlight #4: Cherry Blossom Festival in Washington DC
Ende März, Anfang April wird die amerikanische Hauptstadt regelrecht von einem Besucheransturm überrollt. Amerikas größte Frühlingsfeier und mein USA Highlight Nummer 3 lockt jährlich über 1.5 Mio Besucher nach DC, und das während einer Zeitspanne von knapp zwei Wochen. Und warum? Weil sich mal wieder ein Teil der Washington Mall baby-rosa gefärbt hat. Aber das ist wohl nicht der einzige Grund, weshalb man an diesen Tagen vor allem auf Japaner trifft. Der Dank für die Touristenflut gebührt nämlich einem der Ihrigen, Yukio Ozaki, einem früheren Bürgermeister Tokyos. Dieser war es, der den USA 1912 zum Zeichen der Freundschaft zwischen beiden Ländern 3.000 Kirschbäume schenkte. Nun war die Freundschaft zwar bekanntlich nicht ganz so innig und musste auch mal schlechtere Zeiten durchleben, doch die Bäume sind geblieben. Und erstrahlen wie es einem USA Highlight gebührt nach wie vor jedes Jahr in ihrer vollen Pracht.
Ich hatte das Glück, 2012 zufällig zum richtigen Zeitpunkt und dann auch noch zum 100. Geburtstag der netten Bäumchen in Washington zu sein. Wenn tausende Japaner extra über 10.000 km zurücklegen, um diese Dinger zu bestaunen, kam ich wohl nicht herum, der Mall einen Besuch abzustatten. Und siehe da: Die Kirschblüten haben es tatsächlich unter meine absoluten USA Highlights geschafft. Okay, ich geb´s zu, etwas kitschig sind sie schon. Und viel Bewegungs-, geschweigedenn Brennweitenfreiheit bleibt einem während des Cherry Blossom Festivals wohl nicht. Aber irgendwie hat ein Spaziergang zwischen Millionen weiß-rosaner Blütenblätter dann doch etwas sehr sehr Beeindruckendes. Und ist – um es angemessen auszudrücken – einfach nur soooooooooooo schön.
USA Highlight #5: Musical-Besuch am Broadway
„Summertime and the livin’s easy, fish are jumpin‘ and the cotton is hiiiiiiiiiiiiiigh“ dröhnt es uns aus den vibrierenden Stimmbändern einer afro-amerikanischen Frau entgegen. Wir sitzen in der 3. Reihe des Broadway-Musicals Porgy and Bess. Laurens hatte nachgegeben. Er hatte eingesehen, dass er bei unserem 2. Abstecher in den Big Apple wohl nicht um einen Musical-Besuch herumkommen würde. Aber teure Tickets würde er nicht kaufen. Nein, das ginge zu weit! Und so landeten wir mit unseren Last-Minute-Tickets ganz vorne, auf Augenhöhe mit den Darstellern und in bequemer Reichweite für jedwede Speichel-/Schweißattacke. Aber zumindest würden wir bei diesem USA Highlight nachher mit Fug und Recht behaupten können: Wir waren mittendrin statt nur dabei!
Ja, für mich als bekennenden Musical-Fan war der Broadway ein absolutes Muss. Was wir uns anschauen würden, war mir hingegen ziemlich egal. Hauptsache ein Klassiker. Und dabei bleibe ich auch. Die Jazz-Legende aus den 30ern kann es locker mit jedem einzelnen von Andrew Lloyd Webbers Kompositionen aufnehmen. (Nur Les Misérables möchte ich hier ausschließen. Das Musical, nicht den Film. Und ja, ich weiß, dass dieses nicht von Webber stammt.) Doch es ist vor allem das Broadway-Ambiente, welches jeden Besuch zu etwas Einzigartigem und unseren zum USA Highlight Nummer 5 macht.
Kurz zuvor ist man noch über den Times Square geschlendert, hat die funkelnden Werbetafeln bestaunt und versucht, den gelben Taxen auszuweichen. Jetzt steht man vor einem altehrwürdigen Gebäude mit retro Leuchtreklame und freut sich auf zwei Stunden „Kultur“. Und dann auch noch das: Bei genauerem Hinsehen entpuppt sich Porgy als Javert! D.h. als Norman Lewis, der beim Jubiläumskonzert zum 25. Geburtstag meines Lieblingsmusicals den bösen Polizeibeamten mimte. Und so kam es, dass ich an diesem Abend nicht nur ein neues USA Highlight entdeckt habe, sondern gleichzeitig auch noch einen weiteren Punkt meiner Weltenbummler-Bucket-List abhaken konnte: Einmal Wolke sieben besuchen!
Zu Lauren’s Top 10 USA Highlights geht’s hier lang: TOP 10 USA – UNSERE GANZ PERSÖNLICHEN USA HIGHLIGHTS (TEIL 2)
Mensch, klingt das aufregend!
Ich wünsche euch eine grandiose Zeit und freue mich jetzt schon drauf eure Erlebnisse mitzuverfolgen. 🙂
Lieben Gruß,
Sarah