Quebecois – die französischeren Franzosen

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Das stimmt doch gar nicht: die Quebecois sind doch Kanadier! Wer das glaubt, der sollte mal mit einem Quebecois reden. Nicht umsonst spricht man im französischsprachigen Kanada immer von „mon pays“ und die Provinz unterhält eigene Botschaften auf der ganzen Welt.

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Wenn man, wie ich, Französisch spricht, findet man das bizarre Quebecois schon lustig. Die Kanadier benutzen nämlich oft drollige Ausdrücke wie „char“ für Auto (anstelle von „voiture“) und am Samstag gehen sie „magasiner“ (aus dem Englischen „shopping“). Wer aber jetzt glaubt, dass char von „car“ kommt, der könnte sich nicht mehr irren: es stammt nämlich von  dem Altfranzösischen Wort für Kutsche. In Quebec ist halt alles etwas französischer als in Frankreich. Hier heißt der McChicken wirklich McPoulet und sogar der Kentucky Fried Chicken wird hier unter dem Firmennamen PFK (Poulet frié Kentucky) vermarktet. Quebec ist wahrscheinlich auch die einzige Region der Welt, wo auf dem Haltschild nicht Stop, sondern „Arrêt“ steht.

Das politische Erwachen der Quebecois

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Die Einwohner der Stadt Quebec rühmen sich gerne damit, dass sie die ersten Einwohner des neuen Kontinents waren. Die Franzosen landeten dort nämlich bereits 1534, lange bevor die Engländer Jamestown in Virginia gründeten (ihr wisst schon, Pocahontas und so). Doch davon, dass die Ersten nicht immer belohnt werden, zeugt die Geschichte: Seit der Niederlage gegen die Engländer im Jahr 1759 galten die französischsprachigen Quebecois als Unterschicht. Als sie in den 1960ern in Geschäften Französisch sprachen, wurden sie oft mit den harten Worten „speak white“ dazu aufgefordert, Englisch zu sprechen.

Erst als der französische Präsident Charles de Gaulle 1967 in Montreal eine flamboyante Rede zum Besten gab, in der er zu einem „Québec libre“ aufrief, entstand eine ganze Freiheitsbewegung. Die Zeiten haben sich zum Glück geändert und das englische Establishment in Ottawa ist heutzutage äußerst bedacht, seine französischen Mitbürger nicht zu beleidigen. Als die Regierung 2008 mit der offiziellen Feier zum 400jährigen Jubiläum der Stadt Quebec das Einheitsgefühl stärken wollte und indirekt auch den 400. Geburtstag von Kanada feiern wollte, lehnte die Provinzverwaltung sous-marins-quebeckategorisch ab. Dabei war Ottawa sehr vorsichtig vorgegangen und hatte die englische Königin Elizabeth II, das offizielle Staatsoberhaupt von Kanada, nicht zu den Feierlichkeiten eingeladen. Die Verwaltung von Quebec hatte sich allerdings bereits so seine eigenen Gedanken bezüglich der Gästeliste gemacht. Ganz oben stand der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy!

Für Außenstehende mögen viele dieser Beispiele nahezu absurd erscheinen, doch der „Nationalstolz“ der Quebecois bleibt bis heute stark ausgeprägt. Nicht umsonst heißt ihr Motto „Je me souviens“, was „ich erinnere mich“ bedeutet. Und ich muss ehrlich gestehen: Hätte man mich früher als weißen Neger beschimpft, ich würde meinen Hot Dog auch „chien chaud“ und meine Sub-Sandwiches feierlich „Sous-Marins“ nennen!

PS Du planst eine Reise zu den Québecois? Dann schau dir unserem Beitrag zu besten Kanada Reisezeit an.